welcher buddhismus für den westen

  • hallo liebe freunde


    so viel ich weiss ist es eine grosse stärke der von uns verehrten lehre das sie vorgefundene eigenheiten einer gesellschaft nicht verdrängt , sondern integriert.
    ein beispiel ist das nebeneinander von bön und buddhismus in tibet, oder der shinto-naturreligion in japan und zen.
    es war ja osho der gesagt hat das der "neue mensch" eine mischung des ostens und des westens sein wird, doch was soll das bedeuten? läuft das auf eine art hedonistischer art des buddhismus heraus in der jeder nur das tut was er will, und jede gefühlsregung rücksichtslos ausagiert wird?
    wird es im westen eine hedonistische form der lehre geben, bei der der buddha nur noch den kopf schütteln würde?
    oder ist das einfach die art wie die lehre wandert, eben ohne das was sie vorfindet zu verdrängen,und ist das nun fluch oder segen?


    lieber gruss robo

  • robozo:


    wird es im westen eine hedonistische form der lehre geben, bei der der buddha nur noch den kopf schütteln würde?
    oder ist das einfach die art wie die lehre wandert, eben ohne das was sie vorfindet zu verdrängen,und ist das nun fluch oder segen?


    lieber gruss robo


    Der Wandel ist ein Daseinsmerkmal, dem alle Dinge unterliegen - auch der Buddha-Dharma. Würde er sich nicht wandeln, anpassen, wäre er tot.
    Seine Wandlungsfähigkeit/Anpassungsfähigkeit hat dem Buddhismus über Jahrhunderte das Überleben gesichert. Ob der westliche Buddhismus zwangsläufig ein hedonistischer sein muss, wage ich zu bezweifeln. Hier im Forum sind die Hedonisten (was immer man darunter verstehen mag) nicht gerade in der Überzahl.


    LG
    Onda


  • "Nur" die Lehre Buddha geht in den Westen. Hier wird es nie einen Buddhismus geben der frei ist von Christlichen Vorstellungen.

  • nicht die erhabene lehre bringt eine färbung in "den westen", sondern wie üblich einzig und allein die gier.



    kulturelle eigenheiten sind nie in die lehre an sich eingegangen, nur ritus, form, gewichtung einzelner lehr-elemente usw.
    als kulturell bedingte äußere erscheinungen zeigen sich.


    der "buddhismus" oder das was die leute draus machen, hat also eine art färbungen.
    der hedonismus ist so eine färbung; ich nenn das aber eher esoterik, als buddhismus.


    den begriff buddhismus kann jeder hernehmen und mit seinem ego beackern, was auch gern und oft getan wird, eben auch von hedonisten.
    die lehre an sich berührt das überhaupt nicht.
    der "populär-buddhismus" (hanzze), der sich den buddhsimus so zurechtlegt, daß er/sie meint weiter seinen/ihren narzissmus ausleben/befriedigen zu können,
    berührt die lehre ebensowenig.


    leider führt er viele in die irre oder sie wenden dem buddhismus den rücken zu, wenn sie diese aus,-und abschweifungen
    betrachten, insbesondere anfänger. leider gibt es einige lehrer, die im namen buddhismus unterwegs sind und versuchen ihre "gelüste" zu verklären und zu rechtfertigen
    indem sie versuchen die lehre sich zurechtzubiegen ( die "welt"-buddhistische welt-verändern, anstatt sich selbst ).


    diese strömungen gab es auch im christentum, denk mal an den ablasshandel.

  • Ach ja, die unantastbare Reinheit der Lehre - welch ein herrliches Bild!
    Aus meiner Sicht ist die Lehre an sich nichts wehrt! Ein Buch mit Worten drin - mehr nicht. Entscheidend ist doch was du und ich mit diesen Worten machen! Welche Resonanz diese Worte finden. Werden diese Worte nicht verstanden, kann man die Worte vergessen. Sind die Worte bereits verstanden worden, können sie auch vergessen werden.
    Die Worte haben nur dann einen Wert, wenn sie dein Herz berühren.


    "Die" Leute machen einiges mit dem "buddhismus"(zu recht!, denn jeder sollte damit machen was er will). Was du für richtig hältst - wie mit dem Buddhismus umgegangen werden sollte - ist Ausdruck deines EGOs und deiner religiösen Überheblichkeit!


    Ob "die Leute" sich dem Buddhismus zuwenden oder sich abwenden soll auch nicht meine oder deine Sache sein, denn das geschieht wie es eben geschiet.
    Du solltest dir mal überlegen ob du wirklich weißt was der "richtige Buddhismus" ist oder "richtig für den Buddhismus" ist.


    Ich bin der Ansicht, dass "der Buddhismus" den Menschen dienen sollte (dann darf ich für mich damit machen was ich will) oder die Menschen dem Buddhismus dienen sollten (dann ist deine Ansicht richtig).


    Für mich werfe ich die Lehre ins Feuer!
    Gruß
    Bishafu

  • [quote='Bishafu_2']Ach ja, die unantastbare Reinheit der Lehre - welch ein herrliches Bild!
    Aus meiner Sicht ist die Lehre an sich nichts wehrt! Ein Buch mit Worten drin - mehr nicht. Entscheidend ist doch was du und ich mit diesen Worten machen! Welche Resonanz diese Worte finden. Werden diese Worte nicht verstanden, kann man die Worte vergessen. Sind die Worte bereits verstanden worden, können sie auch vergessen werden.
    Für den dem die Lehre des Buddha nichts wert ist, nur ein
    Buch mit Worten drin, hat der Buddha keine Lehre gelehrt.
    Wer die Worte des Buddha aber versteht, hält sie hoch und
    wert. für ihn ist die Lehre das Tor zur Todlosigkeit, die Rettung
    aus dem Leiden oder die Rettung aus einem brennenden Haus.
    Alle Dinge sind am brennen lehrte der Buddha in einer bekannten
    Lehrrede zu Benaris. Für ihn ist der Buddha der Wahrheit Enthüller
    und den schlägt er nicht Tod und mißachtet weder den Buddha noch
    seine Lehre. Solche Mißachtungen findet man in seiner Lehre nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Die Situation im Moment ist ja eine sehr besondere:


    Ursprünglich war die Kultur des Westens eine christliche Kultur. Diese wurde dann in der Aufklärung durch eine Kultur der Moderne ersetzt, die statt auf eine Unterordnung gegenüber Autorität, auf individuelle Vernunft und Selbstverantwortung setzte. Das findet man z.B bei Kant, Voltaire oder Goethe. Es war klar, dass Emanzipation nur auf einer sehr hohen Verantwortung und Ethik basieren kann. Diese Kultur des Humanismus und der starken individuellen Verantwortung ist meines Erachtens sehr gut mit dem Dharma vereinbar.


    Dann geschah ein ein tragisches Missverständnis rund um das Wort "Vernunft". Unter Vernunft wurde ja einerseits das vernünftige menschliche Abwägen gesehen. Also gerade das was uns dazu befähigt unsere Verblendungen und Illusionen zu erkennen und sie abzulegen. Andererseits wurde unter Vernunft auch die "instrumentelle Vernunft" verstanden - das möglichst effektive Erreichen von Zielen - also kurz gesagt "Machtsteigerung". Dadurch das das relativ synonym gebraucht wurde, enstand eine Situation in der man Machsteigerung mit kulturellen Fortschritt gleichsetzte.


    Dadurch, das der Mensch eine unglaubliche Maschinerie an Technik und Wirtschaft geschaffen hatte, wurde die Erfüllung aller möglichen Wünsche möglich. Weite Teile der Struktur unserer Kultur wurden einer Maschinerie anvertraut, die rein auf Angebot und Nachfrage basiert, und die deswegen eher der Intelligenz und Reife von Echsen oder Insekten entspricht, als der des mündigen Menschen. Wenn Strukturen ersteinmal da sind, tendieren sie dazu sich selbst zu erhalten und so kam man zu einem Punkt, wo man nicht damit zufrieden war die vorhandenen Bedürfnisse zu stillen sondern neue zu schaffen. Also mit anderen Worten, sich das Ziel setzte die Menschen nicht glücklich und zufrieden sondern unglücklich und unzufrieden zu machen. Zum Hedonismus anzustacheln, ist eine Folgende dieser entfesselten Produktionslogik, die dazu tendiert alles auf den Konsum und die Produktion von Produkten zu reduzieren Lange Zeit überwogen ja die positiven Auswirkungen wie der an Zugewinn an Freheit und Lebensqualität dieses Prozesses die negativen Wirkungen. Aber nun geht es uns wie Goethes Zauberlehrling und wir sehen hilflos dabei zu, wie die von uns herausbeschworenen Kräfte emsig Verwüstung produzieren.


    Freud sah die Aufgabe von jeglicher Kultur darin, unsere Begierde zu zügeln und uns zum Sozialen zivilisieren. Deswegen passt der Buddhimus ja so gut mit allen möglich Kulturen zusammen. Die entfesselte Produktionslogik ist deswegen keine Kultur, sondern basiert auf Kräften des Begehrens die sich gegen JEDE Kultur stellen. Sie funktionieren in Deutschland genauso wie in Japan, Indien oder China.

  • void:

    Ursprünglich war die Kultur des Westens eine Christliche. .......


    Ich möchte hier gerne eine Klarstellung sehe. So, wie hier so getan wir, als ob der Buddhadharma verschieden wäre und es verschiedene Buddhismen gäbe, gilt diese Differenzierung auch für die Christen: Gnostiker, Arianer, Katharer usw wurde von der röm.kath. Kirche geächtet und verfolgt. Darum von einem einheitlichen Christentum geschweige von einer Ökumene zu schreiben, halte ich für verfehlt.
    Auch im Christentum gibt es Christismen (Konfessionen). Wird darum aber die Bibel in Frage gestellt? Ja, das wird Sie, in Zusammenstellung (Kanon), Interpretation und Perspektive.
    Dies glt auch für den Palikanon.
    Und wie es auch für das Christsein gilt, gilt es auch für den Dharma: Die "reine Lehre" ist ein Abstraktum.

    Einst wurde der Buddha gefragt, ob er Fehler mache. Er antwortete:" Ja, ich mache Fehler, jeden Tag!"

  • Nerd:


    Auch im Christentum gibt es Christismen (Konfessionen). Wird darum aber die Bibel in Frage gestellt? Ja, das wird Sie, in Zusammenstellung (Kanon), Interpretation und Perspektive.
    Dies glt auch für den Palikanon.
    Und wie es auch für das Christsein gilt, gilt es auch für den Dharma: Die "reine Lehre" ist ein Abstraktum.


    Ein Glück, das genau das hier angesprochene für
    den PK nicht zutrifft und die Bibel keinesfalls mit
    der Lehre des Buddha wie im PK gesammelt, zu vergleichen ist.
    Das gilt eben genau nicht für den Pk ob wohl es Leute gibt die
    es gerne so hätten. Können sie doch dann viel einfacher so tun
    als wenn das was sie sich ausdenken was mit der Lehre des Buddha
    zu tun hätte.

  • Nunja das schöne oder freie / universelle am Buddha dharma ist ja, dass es sich um recht freie "Werte" handelt.


    Es gibt einen Weg, Weisheit Tugend und Sammlung und ein Ziel die Leidfreiheit vom Dasein.


    Gut über Weisheit lässt sich "Philoweisheiten" :D


    Vielleicht auch über die richtige Tugend im Detail, aber im Großen und Ganzen geht es um einen Gierlosen, Hasslosen Geist,


    nicht um irgendeinen bestimmten Kult
    oder Namen.
    Und man kann vielleicht den Weg dahin verstellen oder verdrehen, aber das Ziel bleibt Leidfreiheit, Heilsames.
    Auch ist ja der Pfad ein "Floß" , und vielleicht hat Gautama den besten Pfad dazu gelehrt. Wenn er verdreht wird habens die Leute halt schwerer das Ziel zu erreichen aber wir haben ja unendlich lange Zeit :shock: im Kreislauf


    Ach und wenn alles schief geht kommt Matteya :lol:

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)

  • Nerd:

    Die "reine Lehre" ist ein Abstraktum.


    Ich würde sogar sagen:
    Die reine Lehre ist ein Wunschtraum von religiösen Anfängern - gleich welcher Fachrichtung.

  • robozo:


    wird es im westen eine hedonistische form der lehre geben, bei der der buddha nur noch den kopf schütteln würde?
    oder ist das einfach die art wie die lehre wandert, eben ohne das was sie vorfindet zu verdrängen,und ist das nun fluch oder segen?


    lieber gruss robo


    Hallo robozo.


    Ähnliche Fragen und Gedanken stellte ich im Thread "Anmaßungen". Meine Beobachtung ist die, daß sich "im Westen" tatsächliche eine Art selbstverliebter/hedonistischer Buddhismus schon herausgebildet hat. A la: "ein bißchen WohlfühlBuddhismus für alle". Es bliebe die Frage nach der genauen Kennzeichnung dieses "hedonistischen Buddhismus", und: ob eine solche Kategorie im Sinne des Erkennens tatsächlich notwendig ist. Die Lehre des Leids sowie die dessen Vernichtung ist aber nach Buddha eine universelle Lehre, weswegen davon ausgegangen werden kann, daß eine Vermischung verschiedener Lehren potentiell eine Verunreinigung darstellt. Das Problem bei verunreinigten Gegenständen ist folgendes: sie (und damit auch: ihre Funktionen) sind nicht mehr so leicht erkennbar. Dem Theravadabuddhisten mag eine solche Entwicklung nicht gefallen. Deswegen ist die Veränderung, die Onda beschreibt, aus dieser Sicht eher Fluch als Segen. Denn wir alle wissen es: das, was einer Veränderung unterliegt, hat mit der Wahrheit nicht mehr viel zu tun.


    Gruß an alle

  • Namaste!

    Bishafu_2:

    Ach ja, die unantastbare Reinheit der Lehre - welch ein herrliches Bild! [...]
    Ich bin der Ansicht, dass "der Buddhismus" den Menschen dienen sollte (dann darf ich für mich damit machen was ich will) oder die Menschen dem Buddhismus dienen sollten (dann ist deine Ansicht richtig).


    Die Ansicht, dass "der Buddhismus" den Menschen dienen soll teile ich - das ist genau das, was das Kalamer Sutra sagt:
    « Aus diesem Grunde eben, Kálámer, haben wir es gesagt :
    Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters !


    Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt : " Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden " , dann o Kálámer, möget ihr sie aufgeben.


    Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters !


    Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt : " Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl " , dann o Kálámer, möget ihr sie zu eigen machen. [...]



    Und ebenso sehe ich persönlich auch nicht den gesamten Pali-Kanon als unumstößliche Weisheit an, da er auch viele Lehrreden enthält, die speziell auf den Hörerkreis, speziell auf die Situation im Indien der damaligen Zeit, zugeschnitten sind.
    In Deutschland gibt es beispielsweise nunmal keine Regenzeiten, sondern vier verschiedene Jahreszeiten. Hier glauben die Menschen nicht an Brahma und Konsorten [der Erhabene möge mir diese Floskel verzeihen!] - wieso wollten sie einen solchen Glauben annehmen, nur weil der Pali-Kanon von solchen Göttern spricht? [Das sind nur Beispiele!]


    Ich belächele die amerikanischen Kreationisten die die Bibel in allen Aspekten wörtlich nehmen, und sehe bei den muslimischen Fehlgeleiteten, wohin so etwas führen kann [mit Sicherheit kein guter Vergleich, aber sei es drum!]. Wieso sollte man aber beim Pali-Kanon andere Maßstäbe ansetzen? Nur weil das gerade die Religion ist, der man selbst angehört?


    Es ist wohl Fakt, dass Buddha selbst den Pali-Kanon nicht verfasst hat - warum sollten wir so tun als ob?


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Nerd:

    Die "reine Lehre" ist ein Abstraktum.


    Man kann auch sagen: eine Fiktion.
    LG
    Onda

  • pops:

    weswegen davon ausgegangen werden kann, daß eine Vermischung verschiedener Lehren potentiell eine Verunreinigung darstellt.


    Da ist es wieder: Das Ideal der reinen Lehre. Eine Fiktion.
    Es ist im Laufe der Geschichte des Buddhismus - nach deiner Diktion - häufig zu "Verunreinigungen" gekommen. Anders hätte der Buddhismus an vielen Orten überhaupt erst nicht Fuß gefasst.


    Zitat

    Deswegen ist die Veränderung, die Onda beschreibt, aus dieser Sicht eher Fluch als Segen.


    Diese Veränderung ist Naturgesetz, ist Leben. Diese Veränderung ist Buddhismus. Was sich nicht verändert, stirbt.


    Zitat

    Denn wir alle wissen es: das, was einer Veränderung unterliegt, hat mit der Wahrheit nicht mehr viel zu tun.


    Quatsch! Da alles der Veränderung unterliegt (Daseinsmerkmal anicca) dürfte es keine Wahrheit geben...


    LG
    Onda

  • Bishafu_2:
    Nerd:

    Die "reine Lehre" ist ein Abstraktum.


    Ich würde sogar sagen:
    Die reine Lehre ist ein Wunschtraum von religiösen Anfängern - gleich welcher Fachrichtung.


    Ich wüßte nicht was an den vier heilenden Wahrheiten unrein sein könnte.
    Aber niemand hat etwas dagegen das ein "alter Hase" einer unreinen Lehre folgt.
    Schließlich muß er selber wissen was er folgt. Ich kenne jedenfalls keine Lehre
    auf der Welt welche reiner wäre als die des Buddha.

    "Zu unerschütterlichem Vertrauen zur Lehre sollt ihr sie anspornen,
    sie darin bestärken und festigen, so nämlich Wohl verkündet ist vom
    Erhabenen die Lehre, klar sichtbar, unmittelbar wirksam, einladend,
    zum Ziele führend, den Verständigen, jedem für sich, verständlich.' A 3, 76

  • accinca:

    jedem für sich, verständlich.


    was bedeutet das???

  • "Soll der Buddhismus im Westen Wurzeln schlagen, so müssen auch wir zur weiteren Entfaltung des Dharma unseren Teil beitragen und ihn so mit frischen Blut und Leben erfüllen. Die Lehre des Buddha ist keine Glaubensreligion, sondern eine Religion des Erlebens und Erkennens - eine Religion, die in jedem Wesen neu wiedergeboren werden muss." (15)


    "Hüten sollten wir uns (...) davor, im Heiligen den vollendeten, nicht mehr entwicklungsfähigen, völlig in seiner Vollkommenheit erstarrten Menschen zu sehen, der alles Menschliche von sich abgeschüttelt hat und - von "Allwissenheit" erfüllt - zu keiner menschlichen Regung (außer vielleicht einem diffusen Mitleid mit der Schar der Toren, die ihn umgeben) fähig ist. Ein solcher Heiliger, der zu keiner Wandlung mehr fähig ist, ist geistig tot, wie alles tot ist, was sich dem Gesetz des lebendigen Fließes und Strömens, der lebendigen Verwandlungsmöglichkeit verschließt. " (16)


    Lama Anagarika Govinda:
    "Buddhistische Reflektionen" (Fischer 1990).
    Fragmente aus dem Aufsatz: "Liebe und Anhaften".

  • "Buddhistische Lehrmeister prognostizierten schon früh, dass der Dharma im Westen scheitern würde, wenn er zu stark an der in Asien gewachsenen Gestalt festhalte und forderten von westlichen Anhängern der Lehre, sie müssten begreifen, „dass wir im 20. Jahrhundert leben und hier in der westlichen Welt eingebunden sind in eine hochtechnisierte Zivilisation. Als Padmasambhava nach Tibet kam, musste er von der indischen Kultur auf die tibetische umschalten und eben das gleiche muss nun auch hier geschehen.“ (Lama Anagarika Govinda) [1]. Und Thich Nhat Hanh, der einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung eines genuin westlichen Buddhismus geleistet hat, warnt: „Wenn Menschen im Westen in ihre Gesellschaft eine exotische Form des Buddhismus einführen und meinen, dieser besondere Ausdruck des Buddhismus sei der einzig wahre Buddhismus, dann wird sich das Öl niemals im Wasser auflösen. Der Buddhismus wird im Westen nur erfolgreich sein können, wenn er aus euren Erfahrungen heraus erwächst und die Bestandteile eurer Kultur integriert.“ [2]"


    http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus_im_Westen

  • "Wir wollen daher unsere Mitglieder nicht zu kleinen Indern, Tibetern, Japanern oder Chinesen machen, sondern uns vielmehr darum bemühen, zunächst einmal das Wesen unserer eigenen, abendländischen Tradition und Kultur in ihrer ganzen Entwicklung zu begreifen, um davon ausgehend die Traditionen anderer Kulturen zu studieren und sie verstehend achten zu lernen." [Govinda <Lama Anagarika> <1898 - 1985>: Lebendiger Buddhismus im Abendland. -- ISBN 3-502-61233-1. -- S. 26]


    "Man kann nicht nur den Stamm haben wollen oder nur die Blätter oder nur die Blüten oder die Samen. Man muß Wurzeln, Stamm, Äste, Zweige, Blätter, Blüten und Samen als Einheit erfahren. Man muß erkennen, daß dieser Baum einmal aus einem Samenkorn hervorgegangen und gewachsen ist und weiterwachsen wird nach dem ihm innewohnenden Gesetz. Es wäre töricht, wollte man die Entwicklung des Baumes aus dem Samen und seine immer reichere Entfaltung leugnen: Wer das Wachstum des Baumes auf ein bestimmtes Stadium fixieren möchte, würde ihm das Leben nehmen. Genauso töricht aber wäre es auch, wenn man nur einen bestimmten Teil des Baumes nutzen wollte in dem Glauben, man habe damit das Wesen des ganzen Baumes erfaßt. Aber gerade das machen heute viele, die den Buddhismus propagieren wollen: Sie sehen alles nur von ihrem eigenen, engbegrenzten Standpunkt und meinen, daß dies das Ganze sei." [Govinda <Lama Anagarika> <1898 - 1985>: Lebendiger Buddhismus im Abendland. -- ISBN 3-502-61233-1. -- S. 25]


  • Die Lehre der Vernichtung des Leids - eine universelle Lehre. Ich diktiere da gar nichts, Onda. Es ist eine einfache persönliche Entscheidung, oder die Kraft der Einsicht, die dies erkennen läßt. Verunreinigungen eben schon. Mögliche "Säuberungen" sind da aber nicht ausgeschlossen. Aber ist hier im Forum schon oft deutlich geworden, daß du eben nicht dem Theravada anhängst.


    Was sich nicht verändert, stirbt, sagst du. Kein wirklich zulässiger Schluß, mit bloßer Rhetorik allein überzeugt es sich schlecht. Argumentiere doch einmal :D .


    Zur Wahrheit...die Idee ist die, daß man sie sein kann. Formulieren wird schon sehr schwer. Eine bestimmte Unschärfe wird in Begriffen niemals ausradierbar sein. Die Begriffe werden ab einer bestimmten Schwelle impotent. Ich sagte rhetorisch: Was sich verändert, habe nicht viel mit der Wahrheit gemein. Denn verändern tut sich nur die Materie (und nich alles).


    Generell wäre es nett, wenn du (nur meine?) Posts nicht nur einfach so abqualifizieren würdest, sondern tatsächlich eingehen würdest auf die Punkte. Nachdenken und schreiben. Ich würde mich auf jeden Fall freuen. Dasselbe ist schoneinmal vor 2 Monaten im Thread "Anmaßungen" passiert. Da steht immernoch eine Frage von mir an Dich rum. Aber anscheinend...geht es da nur ums abqualifizieren, und nicht um ernsthafte Auseinandersetzungen. Mit Deiner Art der Rede bringst du mich so aber kaum zum Nachdenken, Onda.


    Gruß

  • Es gibt unter den drei Vorraussetzungen für die stille Meditation, als zentrale Übung, eine, um erfolreich sein zu können : den Glauben.
    Den Glauben an die unmittelbare Schau Buddhas und daraus folgend seine Lehre.
    Wenn wir nicht glauben, daß diese Erfahrung rein und unmittelbar war und daraufhin die Kernlehre rein und unmittelbar erfahrbar ist,
    ist Demut und Hingabe nicht gegeben. Beides ist unabdingbar für die aufrichtige Praxis.
    Man sollte nicht vergessen, daß jede religiöse/mystische Richtung einen absolut integeren, reinen Kern enthält. Das er rein ist, erkennt man freilich erst
    durch Berührung. Rein ist er deshalb, weil jeder der diese Erfahrung macht, diesselbe Lehre von sich geben würde, ohne auch nur ein Buch gelesen oder eine Rede gehört haben zu müssen.
    Die buddhistische Lehre und andere Lehren des Kerns, vermitteln Kenntnisse die zur Erlösung führen. Nicht nur der eigenen.
    Man sollte sie also mit dem größtem Respekt betrachten, den man imstande ist aufzubringen, und nicht durch die Brille eines Zick-Zack-Intellektualismus.


    Ich habe noch von keinem, der Satorie erfahren hat, gelesen, daß tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Meister und der Lehre gegenüber hinweggefegt wurden,
    im Gegenteil. Was hinweggefegt wird ist das Heilige und der Dünkel daran, die hinein interpretiert wurden.-
    nicht aber die Erkenntnis Gnade erfahren zu haben. Diese Gnade ist die reine Schau und die karmische Verbindung zu Meister und Lehre.
    Dies zu verhöhnen ist eines Buddhisten nicht würdig, geschweige denn Shakyamuni, dem Buddhismus im allgemeinen, der Sangha, der Gnade, der Lehre ansichtig geworden zu sein gegenüber.

  • Onda:

    "Soll der Buddhismus im Westen Wurzeln schlagen, so müssen auch wir zur weiteren Entfaltung des Dharma unseren Teil beitragen und ihn so mit frischen Blut und Leben erfüllen. Die Lehre des Buddha ist keine Glaubensreligion, sondern eine Religion des Erlebens und Erkennens - eine Religion, die in jedem Wesen neu wiedergeboren werden muss." (15)


    "Hüten sollten wir uns (...) davor, im Heiligen den vollendeten, nicht mehr entwicklungsfähigen, völlig in seiner Vollkommenheit erstarrten Menschen zu sehen, der alles Menschliche von sich abgeschüttelt hat und - von "Allwissenheit" erfüllt - zu keiner menschlichen Regung (außer vielleicht einem diffusen Mitleid mit der Schar der Toren, die ihn umgeben) fähig ist. Ein solcher Heiliger, der zu keiner Wandlung mehr fähig ist, ist geistig tot, wie alles tot ist, was sich dem Gesetz des lebendigen Fließes und Strömens, der lebendigen Verwandlungsmöglichkeit verschließt. " (16)


    Lama Anagarika Govinda:
    "Buddhistische Reflektionen" (Fischer 1990).
    Fragmente aus dem Aufsatz: "Liebe und Anhaften".


    hallo onda


    diese ansicht scheint mir auch ziemlich vernünftig, wir sind nun mal keine inder!


    lieber gruss robo

  • pops:

    Aber ist hier im Forum schon oft deutlich geworden, daß du eben nicht dem Theravada anhängst.


    Ich bedauere, wenn bei dir dieser Eindruck entstanden sein sollte. Ich habe dem Theravada äußerst viel zu verdanken. Nicht zuletzt den Fokus auf Achtsamkeit, der für meine Praxis zentral ist.


    Zitat

    Was sich nicht verändert, stirbt, sagst du. Kein wirklich zulässiger Schluß, mit bloßer Rhetorik allein überzeugt es sich schlecht. Argumentiere doch einmal :D .


    Der Buddha hat drei Daseinsmerkmale beschrieben: Vergänglichkeit, Nicht-Selbst und Unzulänglichkeit (Leiden).
    Vergänglichkeit ist ein Merkmal des Lebens, so etwas wie ein buddhistisches Naturgesetz. Es ist schlechthin unmöglich, dieses Naturgesetz auszutricksen. Alles unterliegt ständigem Wandel. Dein Körper, deine Gedanken, Staaten, Ideologien, Religionen - alles ist im Fluß. Fluß ist Leben. Ergo wäre ein Ende des Fließens, der Veränderung = Tod.


    Zitat

    Eine bestimmte Unschärfe wird in Begriffen niemals ausradierbar sein. Die Begriffe werden ab einer bestimmten Schwelle impotent.

    Begriffe sind Konzepte. Begriffe sind willkürlich. Sie bedeuten stets nur soviel, wie wir sie bedeuten lassen. Sie werden schon ab einer sehr frühen Schwelle impotent. Beschreib mal den Geschmack einer Mango!


    Zitat

    Ich sagte rhetorisch: Was sich verändert, habe nicht viel mit der Wahrheit gemein. Denn verändern tut sich nur die Materie (und nich alles).

    UNd wenn gelb-schwarz bald abgewählt wird - Materie?


    Zitat

    Generell wäre es nett, wenn du (nur meine?) Posts nicht nur einfach so abqualifizieren würdest, sondern tatsächlich eingehen würdest auf die Punkte. Nachdenken und schreiben.


    Hallo pops. Es tut mir Leid, wenn der Eindruck entstanden sein sollte, mir ginge es lediglich darum, deine Posts abzuqualifizieren. Die Reihenfolge "denken - schreiben" halte ich auch (meistens) ein. Aber wenn du schreibst, Wahrheit sei genrell ein statistisches Konzept und sie würde sich nicht verändern - dann sollte dem widersprochen werden. Dinge, die gestern wahr waren, können heute unwahr sein. Was gestern Gültigkeit hatte, kann heute unbedeutend sein. Alles ist im Wandel... (anicca). Was nicht bedeutet, dass es nicht AUCH Dinge gibt, die Bestand haben (mein Gewicht z.B. ist seit Jahren - mit geringen Schwankungen - bedauerlicherweise sehr beständig. Aber wenn man genau hinschaut, unterliegt es - im Gramm-Bereich ständig Schwankungen).


    Sollte der Buddhismus eines Tages nicht mehr in der Lage sein, sich zu verändern, anzupassen, zu modifizieren - so käme das seinem Tod gleich. Letztlich hat das Floß nur einen Zweck: ans andere Ufer zu helfen.


    LG
    Onda

  • Zitat

    welcher buddhismus für den westen?


    Welcher "Buddhismus" auch immer "neu erfunden" werden wird, das dhamma bleibt doch immer gleich, weil dukkha immer gleich bleibt so lange Geburt, Alter, Krankheit und Tod erscheinen.



    Grüße
    TM