"Der Geist muss die Form überragen."

  • Aus "Gichin Funakoshi - Karate-do"


    Kommentar zur 5. Regel: "Geistesschulung ist wichtiger als Technik."


    "Unter Bokudens Schülern war ein Mann mit außerordentlichen technischen Fähigkeiten. Als er einmal auf der Straße an einem lebhaften Pferd vorbeiging, trat dieses plötzlich nach ihm, doch er wich geschickt aus. Zeugen dieses Vorfalls meinten: >Er verdient es wirklich, einer von Bokudens besten Schülern genannt zu werden. Bokuden mag niemandem sonst seine Geheimnisse übermitteln, diesem Mann aber ganz bestimmt.<


    Doch als Bokuden von dem Vorfall hörte, war er enttäuscht und sagte über diesen Schüler: >Ich habe ihn falsch eingeschätzt.< Dann schloss er ihn aus seiner Schule aus.


    Die Leute konnten Bokudens Verhalten nicht verstehen und entschieden, das man sehen müsse, wie Bokuden selbst sich in einer ähnlichen Situation verhielte.


    Dazu spannten sie auf einer Straße, die Bokuden regelmäßig entlangging, ein besonders wildes Pferd vor einen Wagen. Aus der Entfernung beobachteten sie heimlich den Meister und mussten überrascht feststellen, dass er die Straßenseite wechselte, um dem Pferd aus dem Weg zu gehen.


    Später gestanden die Leute ihre List und fragten Bokuden, warum er jenen Schüler so plötzlich entlassen habe.


    Bokuden antwortete: >Jemand mit einer geistigen Einstellung, die es ihm erlaubt, sorglos ein Pferd zu passieren, ohne daran zu denken, das dieses austreten könnte, ist ein hoffnungsloser Fall, egal, wie sehr er die Techniken studiert. Ich hielt ihn einst für vorausschauender, doch ich befand mich im Irrtum.<"

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    2 Mal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • hmm...Endlosschleife! Bokuden müsste sich auch aus der Schule schmeissen, denn er befand sich im Irrtum :lol:

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • einer der mit seine technischen fähigkeiten hofiert und brilliert, sucht das risiko.- sucht den kampf - sucht sich zu beweisen....
    das ist im "richtigen" karate unangebracht.

  • Ich habe das eigentlich nicht wegen seinem Wert für das Karate kopiert.


    Vorrausschauendes Handeln ist doch gerade im buddhistischen Alltag von großem Nutzen und großer Wichtigkeit.


    Auch reicht es nicht nur nach außen hin einen guten Buddhisten abzugeben wenn die innere Verfassung mangelhaft bleibt.


    Das gilt für die Meditation ebenso wie für den Gang zur Toilette oder den Dialog mit der Umwelt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Ja, Geronimo,
    das sehe ich auch so, dass der Fokus auf vorausschauendes Handeln gelegt wird und nicht auf Irrtum oder Kampf. Abgesehen davon besteht unser alltägliches Leben so lange aus Kampf, solange wir noch nicht lange und intensiv genug praktiziert haben, so dass eine Geistesschulung sich eben gerade auf dieses Leben auswirkt, was letztlich das Beenden des Leidens bedeutet.
    _()_ Monika

  • Ein guter Lehrer hätte den Mangel an seinem Schüler vorausschauend erkennen können. Ohne Mitgefühl gehts nämlich auch nicht.

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • Dann war ja Buddha kein guter Lehrer, denn seither gibt es Milliarden von leidenden Menschen. ;)

  • Wenn du bedenkst, dass diese vor Zeiten noch Eidechsen, Würmer, Asuras und Höllenwesen waren *schmunzel* sicher sind auch ein paar Ex-Devas wieder dabei. *schmunzel* von denen sind es viele heute, nur schwer ist es ihnen Leiden zu verstehen.

  • Onyx9:

    einer der mit seine technischen fähigkeiten hofiert und brilliert, sucht das risiko.- sucht den kampf - sucht sich zu beweisen....
    das ist im "richtigen" karate unangebracht.


    Nana, was ist denn richtiges Karate? Der Shotokan-Stil von G. Funakoshi ist nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluß, denn es geht im Karate letztendlich darum, seinen Gegner zu besiegen, und da sind z.B. im Straßenkampf wackere Shotokan-Strategen einem Vollkontakt-Fighter meistens unterlegen- setzt man gleiches Niveau voraus. Denn hier wird zwar Freikampf geübt, aber nicht mit letzter Konsequenz wie z.B. bei den Kyokushinkai. Und deren Gründer M. Oyama urteilte anders über Funakoshi, den er kannte.


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Nana :roll: , wenn du denkst im karate gehts ums siegen...- ausgenommen mal sich selbst besiegen -
    dann...da weiß ich vor kapitulativer erschöpfung gleich garnichts mehr zu sagen.

  • »Befragt zu Funakoshis Unterricht, bemängelte der stämmige Koreaner abwertend:


    "Es war kein Karate. Was er unterrichtete, waren Benimmregeln und langweilige Übungen. Immer dasselbe, immer langsam".
    Er beschrieb Funakoshi weiter als "sanft und freundlich; gut, um kleine Kinder zu unterrichten, wie er es in Okinawa tat. Nicht für richtige Karateka. Dieser alte Mann lehrte uns nur Kata, kein Kämpfen!"
    "Yoshitaka (Funakoshis Sohn) war genauso", beeilte sich Oyama hinzuzufügen. "Allerdings, hat sich hier - nach einer Reise nach Osaka - einiges geändert. Yoshitaka nahm zehn seiner besten Kämpfer und kämpfte in Osaka gegen ein Goju Team. Alle zehn Funakoshi-Schüler verloren, sogar Funakoshis Sohn wurde (von Chil Soo) geschlagen. Alle konnten sehen, wie die großen Funakoshi-Kämpfer untergingen!"


    Wenn es sich so, wie Oyama berichtete, zugetragen hat, wäre dies das erste - wenn auch inoffizielle - Karate-Turnier gewesen.
    "Nach diesem Desaster wurde Yoshitaka allerdings ein richtiger Karate-Kämpfer", so Oyama, "sehr stark, so mochte ich ihn. Was er mir nun vermittelte, war: Karate ist Kampf".


    Der einzige Fehler in den Augen Oyamas war, dass das Training nicht oft genug von Yoshitaka geleitet wurde. Nach neunzehn Monaten relativ teurer Unterrichtung in "Höflichkeit und langsamer Bewegung" (Oyama) im Kreise von zehn weiteren Schülern wechselte Oyama zum Dojo von Gogen Yamaguchi. Zu dem Lehrer, dessen Schüler Funakoshis Schüler so vernichtend geschlagen hatten.«


    Ōyama Masutatsu: 27.Juli 1923-26.April 1994


    kyffhaeuser-karate



    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Oh, die Koreaner !!! Was für Killer !
    Sogar deren Zen killt einen.
    Permanente Selbstkasteiung. Trauer, Schock, Eiswasser, Hunger.
    Da ist der japanische Karateka ein Hänfling dagegen.


    Sieht so aus, als ob sie - Yoshi und Konsorten - echte Nullen waren was das ECHTe Karate angeht.
    Zurecht verloren !

  • »Karate ist kein Spiel.
    Es ist kein Sport.
    Es ist nicht einmal eine Technik der Selbstverteidigung.
    Karate ist zur Hälfte eine körperliche,
    zur anderen Hälfte eine spirituelle Disziplin.
    «
    Ōyama Masutatsu


    Eben der 'Geist' muss die Form gar nicht überragen.
    Wie sollte 'er' auch ?


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Es mag ja durchaus sein das andere Schulen technisch überlegen sind, aber wie weit diese Schüler dann auch tatsächlich spirituell sind, das ist doch eine ganz andere Sache.


    Lieber eine vernichtende Niederlage einstecken und im Frieden mit sich sein, als zu gewinnen ohne etwas gewonnen zu haben.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Geronimo:

    Es mag ja durchaus sein das andere Schulen technisch überlegen sind, aber wie weit diese Schüler dann auch tatsächlich spirituell sind, das ist doch eine ganz andere Sache.
    Lieber eine vernichtende Niederlage einstecken und im Frieden mit sich sein, als zu gewinnen ohne etwas gewonnen zu haben.


    Das ist auch der Grund warum Weise nicht kämpfen *schmunzel* wie habe ich heute wieder gelesen: Sieg erzeugt Haß und Niederlage Leid.

  • Zitat

    Hanzze: Sieg erzeugt Haß und Niederlage Leid.


    Bei wem ?


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema