Zur Trägersubstanz des Karma

  • Weil es den meisten wohl sehr schwer fällt sich vorzustellen wie unsere Taten über "unser" Leben hinaus
    ihre Wirksamkeit entfalten und somit, um es mit Buddha's Worten auszudrücken, "die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern", hier ein interessantes Interview mit einem Quantenphysiker.


    Einführend möchte ich dazu noch sagen, das wir uns mit diesem Aspekt der Lehre gewöhnlich (sehr) schwer tun, weil
    unser Bewusstsein im Normalfall über die Wahrnehmung von Ursache und Wirkung (auf materieller Ebene) nicht hinausgeht.
    Daher auch immer wieder die Frage, wie denn Informationen überhaupt nach dem Tod weitergetragen werden sollen.
    Nun, auf der grundlegendsten Ebene des Universums gibt es keine örtlich oder zeitlichen von einander abhängigen Ursachen oder Wirkungen mehr. Alles im Universum besteht letztendlich nur aus Informationen (Wellen) und alle Informationen sind
    zu jeder Zeit unmittelbar mit einander verbunden, durchdringen einander. Jede noch so kleinste Aktivität (ein nichtiger Gedanke z.B.) bildet eine Information die sofort im gesamten Universum präsent ist und gespeichert wird. Nichts geht verloren, und der Buddha erklärte auch das Karma immer zur Reife gelangen wird, selbst wenn noch so große Zeitspannen zwischen Handlung und Wirkung liegen.


    Schwer vorstellbar, aber die Quantenphysik bestätigt dahingehend den Buddha erstaunlich genau.


    "P.M.: Herr Professor Dürr, was ist eigentlich Materie?


    Dürr: Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit. Wir können sie etwa mit der Software in einem Computer vergleichen.


    P.M.: Den Untergrund bildet also eine körperlose Form? Ein sehr fremdartiger Gedanke.


    Dürr: Ja, das ist unsere enge Denke. Wir müssen immer zuerst an Substanzen denken, ehe wir Beziehungsstrukturen verstehen. Nehmen Sie die Liebe. Wir stellen uns Liebe vor als Beziehung beispielsweise zweier Menschen zueinander. Aber die Liebe selber, dieses Dazwischen, bereitet unserer Vorstellung enorme Schwierigkeiten. Es sei denn, wir geben uns einfach hin und lieben.


    P.M.: Und genau dieses Dazwischen ist Gegenstand der Quantenphysik?


    Dürr: In gewisser Weise ja. Doch schon der Begriff Gegenstand führt in die Irre. Das ist ein Problem der Sprache. Wir verwenden lauter Substantive, wo wir Verben nehmen sollten. Das prägt unser Denken. Wenn wir über die Quantenphysik sprechen, sollten wir eine Verb-Sprache verwenden. In der subatomaren Quantenwelt gibt es keine Gegenstände, keine Materie, keine Substantive, also Dinge, die wir anfassen und begreifen können. Es gibt nur Bewegungen, Prozesse, Verbindungen, Informationen. Auch diese genannten Substantive müssten wir übersetzen in: Es bewegt sich, es läuft ab, es hängt miteinander zusammen, es weiß voneinander. So bekommen wir eine Ahnung von diesem Urgrund der Lebendigkeit. Besser gesagt: Wir ahnen und erleben.


    P.M.: Warum tun wir uns so schwer damit?


    Dürr: Weil unser Gehirn nicht darauf trainiert ist, die Quantenphysik zu verstehen. Mein Gehirn soll mir im Wesentlichen helfen, den Apfel vom Baum zu pflücken, den ich für meine Ernährung brauche. Unsere Umgangssprache ist eine Apfelpflücksprache. Sie hat sich herausgebildet, weil sie enorm lebensdienlich ist. Bevor ich eine Handlung ausführe, spiele ich diese erst einmal in Gedanken durch, um zu erfahren, ob sie zum gewünschten Ziel führt – ja oder nein? Das ist die zweiwertige Logik. Aber diese zweiwertige Ja-oder-Nein-Logik ist eben nicht die Logik der Natur. Die Quantenphysik beschreibt die Natur viel besser, denn in der Quantenwelt herrscht die mehrwertige Logik, also nicht nur Ja und Nein, sondern auch Sowohl/Als-auch, ein Dazwischen. Eben das Nicht-Greifbare, das Unentschiedene. Daran müssen wir uns gewöhnen.


    P.M.: So ganz habe ich mich an diese Vorstellung noch nicht gewöhnt.


    Dürr: Aber genau damit sind Sie auf dem richtigen Dampfer. Solange Sie es sich vorstellen können, liegen Sie falsch. Nehmen wir ein Elektron. Also ein physisches Teilchen, von dem ich weiß, dass es das eigentlich gar nicht gibt. Im Grunde ist da etwas viel Größeres. Betrachten wir ein instabiles System wie etwa ein nasses Schneefeld: Dort kann mein kleiner Fuß eine riesige Lawine auslösen. Ein Pendel, exakt auf den Kopf gestellt, ist auch so ein instabiles System. Dort entscheidet eine winzigkleine Störung von außen, ob es nach links oder rechts fällt.


    P.M.: Sie meinen also, ein Elektron existiert gar nicht?


    Dürr: Jedenfalls nicht in Form eines herkömmlichen Teilchens.


    P.M.: Sondern?


    Dürr: In meiner Sprache nenne ich es ein »Wirks« oder »Passierchen«. Es ist eine winzige Artikulation der Wirklichkeit, etwas, das wirkt, das passiert, das etwas auslöst.


    P.M.: Sie beschreiben die Quantenphysik in einer paradoxen Weise, wie wir sie sonst aus mystischen Texten kennen.


    Dürr: Es ist paradox, wenn ich mich der Quantenphysik in der Umgangssprache nähere. Wenn Ihnen das schwammig vorkommt, haben Sie völlig recht. Die Wirklichkeit erscheint uns schwammig, weil ihre Ausssagen unendlich vieldeutig sind. In der Physik sagen wir: Die Wirklichkeit ist nicht die Realität. Unter Realität verstehen wir eine Welt der Dinge, der Objekte und deren Anordnung. Also jene Welt, die die alte Physik mit ihrem mechanistischen Weltbild beschreibt. Die alte Naturwissenschaft ist dabei nicht falsch. Sie gilt jedoch nur in einem vergröberten Sinn. Was für unseren Alltag total ausreicht. Die Wirklichkeit in der neuen Physik ist Potenzialität, eine Welt der Kann-Möglichkeiten, sich auf verschiedene Art materiell-energetisch zu verkörpern. Deshalb möchte ich die Begriffe Teilchen oder Atom nicht mehr benutzen und sage stattdessen Wirks oder Passierchen. Ein Passierchen ist ein winzig kleiner Prozess.


    P.M.: Allmählich habe ich trotz aller Schwammigkeit doch eine Ahnung von dem, was Sie meinen. Es ist ein bisschen wie beim Lesen von Lyrik: Es ist viel Ungenauigkeit, viel Spielraum in einem Gedicht – und doch bringt es etwas in mir zum Klingen. Ich spüre, was gemeint sein könnte.


    Dürr: Ahnung ist ein gutes Wort dafür. Die Schwammigkeit bezieht sich ja auf die Greifbarkeit. Emotional haben wir damit weniger Schwierigkeiten. Unsere Gefühle sind ja in diesem Sinne alle ein bisschen schwammig, ohne dabei unverständlich zu sein. Sie sind Bewegung, ihre Grenzen fließen. Wenn wir eine Ahnung von etwas in uns verspüren, dann deuten wir dies oft als etwas, was in uns zum Klingen gebracht wird. Dies empfinden wir als eine Resonanz mit etwas viel Umfassenderem. Die Felder in der Quantenphysik sind nicht nur immateriell, sondern wirken in ganz andere, größere Räume hinein, die nichts mit unserem vertrauten dreidimensionalen Raum zu tun haben. Es ist ein reines Informationsfeld – wie eine Art Quantencode. Es hat nichts zu tun mit Masse und Energie. Dieses Informationsfeld ist nicht nur innerhalb von mir, sondern erstreckt sich über das gesamte Universum. Der Kosmos ist ein Ganzes, weil dieser Quantencode keine Begrenzung hat. Es gibt nur das Eine.


    P.M.: Damit kommen Sie der alten indischen Philosophie nahe, die vom All-Einen spricht und von der Identität des Ich und der Außenwelt. »Tat tvam asi« lautet die klassische Formel: Dieses bist du.


    Dürr: Ja, es geht über diese Aussage hinaus und lässt sich besser in der Sanskritsprache als Advaita ausdrücken, was so viel wie Nicht-Zweiheit bedeutet. Genauer bedeutet die Vorsilbe A aber nicht die Verneinung, sondern dass es unangemessen ist, überhaupt von Teilen und Zerlegbarkeit zu sprechen.


    P.M.: Etwas Unteilbares.


    Dürr: Wir haben überhaupt nur das Eine. Aber dieses Eine ist differenziert. Wenn ich ein Gemälde betrachte und von dessen Schönheit spreche, das ist das Eine. Wenn ich aber auf die einzelnen Dinge in diesem Gemälde zeige, beispielsweise auf das Auge der Madonna, dann deute ich auf eine Unterschiedlichkeit innerhalb des Einen, auf ein Element der Vielheit, das zur Einheit gehört. Das Auge der Madonna ist nämlich nicht ein Teil des Bildes, sondern nur eine Artikulation. Ich schneide das Auge nicht heraus, sondern richte nur meine Aufmerksamkeit auf eine Stelle des Bildes.


    P.M.: Das heißt, ein Meer ist eben mehr als ein Netzwerk von Wassertropfen?


    Dürr: Richtig. Ein Wassertropfen existiert ja im Grunde nur außerhalb des Meeres. Wenn er hineinfällt, verliert der Begriff Tropfen seinen Sinn.


    P.M.: Wenn Sie sagen, die alte mechanistische Naturwissenschaft funktioniert in unserem Alltag mit großer Genauigkeit – welche Bedeutung soll dann eigentlich die Quantenphysik mit all diesen beschriebenen Erkenntnissen für unsere konkrete Lebenswelt haben?


    Dürr: Sie hat eine Bedeutung, wenn wir in unsere Alltagserfahrungen auch einbeziehen, was wir lebendig nennen. Die alte mechanistische Physik beschreibt nämlich zunächst die Realität der Dinge mit den bekannten Naturgesetzen, wobei kein Unterschied zwischen belebt und unbelebt gemacht wird. Wenn Sie einen Apfel fallen lassen, folgt er dem Gesetz der Schwerkraft und fällt zu Boden. Die Welt der Dinge ist die Welt der stabilen Systeme und damit voll determiniert, also vorherbestimmt. Mechanistisch bedeutet voll determiniert. Aber für lebendige Systeme reicht diese mechanistische Beschreibung nicht aus. Lebendige Wesen wie etwa der Mensch sind im Grunde instabile Systeme. Ihre scheinbare Stabilität erhalten sie durch ein dynamisches Ausbalancieren, das ständige Energiezufuhr benötigt.


    P.M.: Sie sind nicht nur Quantenphysiker, sondern wurden für Ihr Engagement in der Friedensbewegung bereits 1987 mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt. Inwiefern hat der Quantenphysiker Dürr den politischen Menschen Dürr inspiriert?


    Dürr: Die Quantenphysik sagt uns ja nicht nur, dass die Wirklichkeit ein großer geistiger Zusammenhang ist, sondern auch, dass die Welt und die Zukunft offen ist. Sie ist voller Möglichkeiten. Darin steckt ungeheuer viel Ermutigung und Optimismus. Wir leben in einer noch viel größeren Welt, als wir gemeinhin annehmen. Und wir können diese Welt gestalten!


    P.M.: Sie stehen in Ihrem 78. Lebensjahr. Glauben Sie an ein Jenseits? Gibt es eine Existenz nach dem Tode?


    Dürr: Das ist eine sehr interessante Frage. Was wir Diesseits nennen, ist ja eigentlich die Schlacke, die Materie, also das, was greifbar ist. Das Jenseits ist alles Übrige, die umfassende Wirklichkeit, das viel Größere. Das, worin das Diesseits eingebettet ist. Insofern ist auch unser gegenwärtiges Leben bereits vom Jenseits umfangen. Wenn ich mir also vorstelle, dass ich während meines diesseitigen Lebens nicht nur meine eigene kleine Festplatte beschrieben habe, sondern immer auch etwas in diesen geistigen Quantenfeldern abgespeichert habe, gewissermaßen im großen Internet der Wirklichkeit, dann geht dies ja mit meinem körperlichen Tod nicht verloren. In jedem Gespräch, das ich mit Menschen führe, werde ich zugleich Teil eines größeren geistigen Ganzen. In dem Maße, wie ich immer auch ein Du war, bin ich, wie alles andere auch, unsterblich."


    Quelle: P.M. Magazin 05/2007

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Hallo Geronimo,


    Wundervoll.


    Nach dieser Beschreibung fällt es meinem Verstand in der Apfelpflücksprache nicht mehr so schwer, übersinnliche Vorgänge wie die höheren Geisteskräfte (abhiññā) zu verstehen. Zuerst kam mir da das Erinnern an (sämtliche) früheren Existenzen in den Sinn. Die Information ist vorhanden, lebendig gespeichert, die Zugangssprache muß bloß erlernt werden.


    Alles Gute, Mirco :)


    P.S.: Danke. Danke dafür, dass ich Frieden erleben darf. Danke, dass ich ausreichend gesunde Nahrung benutzen darf. Danke, dass meine medizinische Versorgung gewährleistet ist. Danke, das ich Freunde habe, mit denen ich Freud und Leid teilen darf. Danke, dass ich mit Buddha Dhamma in Berührung kommen darf.

  • Das Problem bei Dürr ist, daß er naturwisssenschaflich im Grunde nur referiert, was unter Naturwissenschaftlern seit 30 Jahren allgemeine Grundlage ist.
    Sowie er aber ins Philosophieren kommt, kann man ihn nicht mehr ernst nehmen - und deshalb wird er auch unter Naturwissenschaftlern nicht ernst genommen.
    Das beginnt schon damit, daß er nach Gutdünken mal "Materie", mal "Stoff" sagt - wo er tatsächlich nur "Stoff" meint (was unter Naturwissenschaftler keine Kategorie ist), und als nächstes behauptet ,das "gäbe" es nicht, wir könnten dazu auch "Geist" sagen - mit welcher Berechtigung denn, wenn er im nächsten Satz feststellt, all diese Substantive beschrieben eigentlich nur Wirkzusammenhänge.
    Und woher meint er aus der Quantenphysik speziell ableiten zu können, daß "Die Quantenphysik sagt uns ...., dass die Wirklichkeit ein großer geistiger Zusammenhang ist, ..."
    Das mutet doch eher so an, daß er bei Herriegel und Fromm plagiert, und so mit Quantensenf garniert, daß die Leute glauben sollen, das wäre "Naturwissenschaft". Durch und durch verlogen.
    Dabei gewinnt wirklich keine Seite.


    _()_

  • Geronimo:

    In dem Maße, wie ich immer auch ein Du war, bin ich, wie alles andere auch, unsterblich."Quelle: P.M. Magazin 05/2007


    Ist natürlich völlig unbuddhistisch - auch das mit der "Lebendigkeit".

  • Das kommt auf die Betrachtung an. Am Anfang sieht man auf das Ende, am Ende betrachtet man den Anfang. Das dazwischen und rund herum läßt sich wohl nicht so leicht interpretieren. Wie nennt man etwas zwischen unsterblich und erlöschen? Samsara oder Nirvana?


    Zum Thema Karma bin ich gerade über eine Webseite gestoßen, für jene die es entsprechend dem Palikanon interessiert:


    Good, Evil and Beyond - Kamma in the Buddha's Teaching

  • Zitat

    Jede noch so kleinste Aktivität (ein nichtiger Gedanke z.B.) bildet eine Information die sofort im gesamten Universum präsent ist


    Freilich - es interessiert das Universum jedoch nicht. Bedeutsam sind Taten, Gedanken fallen dagegen nur wenig ins Gewicht. Ich kann denken: "Stirb!" Und nichts geschieht. Ganze Volksgruppen haben so gedacht: "Stirb!" Und jemand starb doch nicht. Bis er selbst dachte: "Stirb!" Und Hand an sich legte. Der Gedanke war nur in seinem "eigenen" Universum präsent. Als er starb, starb das Universum mit ihm. Darüber hinaus gibt es kein "gesamtes Universum". Das Individuum schafft sein eigenes.


    Wie ist es aber mit dem Nicht-Gedanken?

  • Unterschätze mal Gedanken nicht. Nichts passiert ohne ihnen und so wie sie sind "manifestieren" sich die Dinge auch.
    Vielleicht ist das Lonaphala Sutta: (The Salt Crystal) in diesem Hinblick dienlich um den Unterschied zwischen verschiedenen Wirkungen zu sehen.



  • Ich wollte hier eigentlich nicht die Person Dürr in den Vordergrund stellen, sondern die allgemeinen
    Erkenntnisse der Quantenphysik in Interviewform. Und ob er sie nun präsentiert oder jemand anders,
    das finde ich jetzt nicht so sehr entscheidend.


    Mir ging es auch hauptsächlich darum, das die Quantenphysik (auf theoretischer Ebene) aufzeigen kann, das keine


    Information im Universum verloren geht, und somit der "Urgrund" des Universums durchaus in der Lage
    ist der Träger von Karma zu sein.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • accinca:
    Geronimo:

    In dem Maße, wie ich immer auch ein Du war, bin ich, wie alles andere auch, unsterblich."Quelle: P.M. Magazin 05/2007


    Ist natürlich völlig unbuddhistisch - auch das mit der "Lebendigkeit".


    Ich denke er hat es auf "sich" als Teil des "großen Ganzen" bezogen (der Wassertropfen im Meer), und das ist
    vielleicht nicht unsterblich im absoluten Sinne, aber es dehnt sich doch schon eine geraume Weile aus, um sich dann
    wieder zusammenzuziehen und dann dehnt es sich wieder aus usw.


    Aus "energetischer" Sicht handelt es sich dabei durchaus um Lebendigkeit, das es permanent fluktuiert.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Natürlich passiert vieles ohne Gedanken. Auch Tiere scheißen und fressen, ohne darüber nachzudenken. Gedanken werden von Anhängern des Pali-Kanon überschätzt, weil dies eines ihrer Dogmen ist. Dieses Dogma ist jedoch gefährlich, denn es führt dann z.B. in der Entwicklung des tibetischen Buddhismus zu Ritualen, die dem Menschen vorgaukeln, sie könnten mit dem auf ihre Hirnsubstanz begrenzten Gedanken irgendwelche Dinge außerhalb bewegen, z.B. mit Toten kommunizieren. Wehret also den Anfängen. Die eigenen Gedanken können die eigenen Taten entscheidend vorbereiten, darum soll man sich ihrer bewusst sein. Ohne jedoch ihren Einfluss zu überschätzen.

  • berndschneider:
    Zitat

    Jede noch so kleinste Aktivität (ein nichtiger Gedanke z.B.) bildet eine Information die sofort im gesamten Universum präsent ist


    Freilich - es interessiert das Universum jedoch nicht. Bedeutsam sind Taten, Gedanken fallen dagegen nur wenig ins Gewicht. Ich kann denken: "Stirb!" Und nichts geschieht. Ganze Volksgruppen haben so gedacht: "Stirb!" Und jemand starb doch nicht. Bis er selbst dachte: "Stirb!" Und Hand an sich legte. Der Gedanke war nur in seinem "eigenen" Universum präsent. Als er starb, starb das Universum mit ihm. Darüber hinaus gibt es kein "gesamtes Universum". Das Individuum schafft sein eigenes.


    Wie ist es aber mit dem Nicht-Gedanken?


    Das ist nicht was der Buddha gelehrt hat. In seiner Lehre ist der Gedanke (die Einstellung) der entscheidende Karmafaktor, auch wenn nicht der einzige.
    In den Lehrreden der mittleren Sammlung wird auf genau diese Thematik tiefer eingegangen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Den Einfluß der Gedanken kann man nur aus einer unheilsamen Motivation heraus überschätzen. Nichts hat mehr Einfluß auf alle uns als unsere Gedanken. Sicher ist die Kunst sie "gesteuert" zu nutzen eine Höhere, aber auch keine unbekannte im Palikanon. Meine Gedanken beeinflussen dich auch hier in jedem Post, je nach dem wie offen du bist.

  • Hallo,

    bel:

    Das Problem bei Dürr ist, daß er naturwisssenschaflich im Grunde nur referiert, was unter Naturwissenschaftlern seit 30 Jahren allgemeine Grundlage ist. Sowie er aber ins Philosophieren kommt, kann man ihn nicht mehr ernst nehmen - und deshalb wird er auch unter Naturwissenschaftlern nicht ernst genommen.


    Das kommt davon, wenn sich der Horizont auf die abendländische, seit dem Mittelalter von Leben und Liebe zwangsgetrennte Naturwissenschaft beschränkt. Die trennende Denkweise in den Naturwissenschaften ist das Problem. Aber verstehe das und habe Mitgefühl. Ohne Mitgefühl würde ich sagen, ich kann die Naturwissenschaft(ler) nicht ernst nehmen.


    Zitat

    Das beginnt schon damit, daß er nach Gutdünken mal "Materie", mal "Stoff" sagt - wo er tatsächlich nur "Stoff" meint (was unter Naturwissenschaftler keine Kategorie ist), und als nächstes behauptet,das "gäbe" es nicht, wir könnten dazu auch "Geist" sagen - mit welcher Berechtigung denn, wenn er im nächsten Satz feststellt, all diese Substantive beschrieben eigentlich nur Wirkzusammenhänge.
    Und woher meint er aus der Quantenphysik speziell ableiten zu können, daß "Die Quantenphysik sagt uns ...., dass die Wirklichkeit ein großer geistiger Zusammenhang ist, ..."
    Das mutet doch eher so an, daß er bei Herriegel und Fromm plagiert, und so mit Quantensenf garniert, daß die Leute glauben sollen, das wäre "Naturwissenschaft". Durch und durch verlogen. Dabei gewinnt wirklich keine Seite.


    Naturwissenschaft ist der schillernde Palast des Egos, verblendet durch Gier und Anhaftung. Sie suggeriert Kontrolle. Jeder, der ein bischen Konsequent den Meditationsanweisungen des Buddha folgt und dadurch zur Einsicht in den Ablauf der Bedingten Entstehung kommt, versteht bald, wie unzueichend ihre Kategorien und Konzepte sind.


    Alles Gute, Mirco :)

  • mirco:

    Hallo,

    bel:

    Das Problem bei Dürr ist, daß er naturwisssenschaflich im Grunde nur referiert, was unter Naturwissenschaftlern seit 30 Jahren allgemeine Grundlage ist. Sowie er aber ins Philosophieren kommt, kann man ihn nicht mehr ernst nehmen - und deshalb wird er auch unter Naturwissenschaftlern nicht ernst genommen.


    Das kommt davon, wenn sich der Horizont auf die abendländische, seit dem Mittelalter von Leben und Liebe zwangsgetrennte Naturwissenschaft beschränkt.


    Im Mittelalter gab es überhaupt keine Naturwissenschaft, sondern nur Theologie und Alchemie. Nicht mal "Naturgeschichte".
    Und Du willst dahin zurück. Bitte, nur zu.


    mirco:

    Die trennende Denkweise in den Naturwissenschaften ist das Problem. Aber verstehe das und habe Mitgefühl. Ohne Mitgefühl würde ich sagen, ich kann die Naturwissenschaft(ler) nicht ernst nehmen.


    Naturwissenschaft ist ein Unterfangen, das auf bestimmte Zwecke ausgerichtet ist. Naturwissenschaft konnte überhaupt erst entstehen, alls die Allmacht der Theologie gebrochen wurde - also erst mit der Aufklärung. Es ist das Eingeständnis, das bestimmte Fragenstellungen nicht mit den Methoden der Theologie und andere nicht mit den Mittel der Naturwissenschaft gelöst werden künnen. Theologie kann keine Ersatznaturwissenschaft liefern - obgleich es die Kreationisten versuchen, und Naturwissenschaften keine Ersatztheologie, so wie es hier Dürr versucht.
    Das ist einfach Mittelalter.
    Natürlich kann Naturwissenschaft kein "Mitgefühl" haben oder begründen, das ist da einfach eine Kategorie (höchstens Aspekte davon) - aber der einzelne Naturwissenschaftler kann es natürlich - dazu braucht er keine Naturwissenschaft, sondern einfach nur sein Menschsein. Ich bin zufälligerweise Naturwissenschaftler, aber den Dharma mit Naturwissenschaft zu begründen, halte ich für vollkommen absurd - weil ich a) die Grenzen von Naturwissenschaft kenne und b) es jederzeit passieren kann, daß sich die Dinge naturwissenschaftlich dann doch anders verhalten, als vordem im PK steht.
    Soll ich deshalb den Dharma aufgeben? Soweit kömmts noch :lol:


    Zitat

    Naturwissenschaft ist der schillernde Palast des Egos, verblendet durch Gier und Anhaftung. Sie suggeriert Kontrolle. Jeder, der ein bischen Konsequent den Meditationsanweisungen des Buddha folgt und dadurch zur Einsicht in den Ablauf der Bedingten Entstehung kommt, versteht bald, wie unzueichend ihre Kategorien und Konzepte sind.


    Naturwissenschaft suggeriert überhaupt nix, das gehts einfach nur um praktische Fragen, wie wir ne Brücke bauen, zum Mond kommen und ein Haufen Zeugs, von dem wir nicht wissen können, ob das jemals für irgendwas "gut" ist.
    Ob wir das überhaupt wollen und was wir für "gut" halten, ist keine Frage der Naturwissenschaft, sondern der Gesellschaft - und zwar gewollt, weil Naturwissenschaft keine Heilslehre ist, keine Theologie - sie "weiß" nämlich, daß ihre Konzepte begrenzt sind, erst das gibt ihr die nötige Freiheit und eben auch der Gesellschaft.
    Suggerieren tun nur Leute was - meistens sind es keine Naturwissenschaftler, sondern Politiker, Publizisten, Unternehmensvertreter, und Dürr ist da leider eine unrühmlichen Ausnahme.


    _()_

  • Zusatz:


    Bei den Naturwissenschaften ist es wie beim Guttenberg oder bei Ärzten. Irgendwelche Leute, die keine Ahnung haben, heben sie auf ein Podest und erwarten Dinge, die niemals versprochen wurden. Und wenn dann alles anders läuft als erwünscht, wird die Naturwissenschaft als unfähig oder böse verteufelt.


    Wissenschaft versucht nur Wissen zu schaffen - mehr nicht!


    LG,


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Geronimo:

    Mir ging es auch hauptsächlich darum, das die Quantenphysik (auf theoretischer Ebene) aufzeigen kann, das keine Information im Universum verloren geht, und somit der "Urgrund" des Universums durchaus in der Lage
    ist der Träger von Karma zu sein.


    Das ist wissenschaftlich gesehen, völliger Mumpitz. Und mit der Lehre Buddhas hat das auch nix zu tun. Mit sowas kommt man auch nur beim Revolverblatt "PM" unter.


    _()_

  • bel:

    Naturwissenschaft konnte überhaupt erst entstehen, alls die Allmacht der Theologie gebrochen wurde - also erst mit der Aufklärung.


    Naturwissenschaft gab es noch nie weil es schon immer Theologie gab?

  • Hallo bel,

    Zitat

    Suggerieren tun nur Leute was - meistens sind es keine Naturwissenschaftler, sondern Politiker, Publizisten, Unternehmensvertreter, und Dürr ist da leider eine unrühmlichen Ausnahme.


    Suggestion findet erstmal nur im eigenen Verstand statt, ohne das zutun anderer. Fängt damit an, das wir glauben uns gehören die Gedanken, Gefühle, unser Körper, usw. .



    bel:

    Naturwissenschaft suggeriert überhaupt nix, das gehts einfach nur um praktische Fragen, wie wir ne Brücke bauen, zum Mond kommen und ein Haufen Zeugs, von dem wir nicht wissen können, ob das jemals für irgendwas "gut" ist.


    Ob wir das überhaupt wollen und was wir für "gut" halten, ist keine Frage der Naturwissenschaft, sondern der Gesellschaft - und zwar gewollt, weil Naturwissenschaft keine Heilslehre ist, keine Theologie - sie "weiß" nämlich, daß ihre Konzepte begrenzt sind, erst das gibt ihr die nötige Freiheit und eben auch der Gesellschaft.


    Dir als buddhistisch vertrauender, gar einsichtiger Naturwissenschaftler sind die Grenzen vielleicht bewußt. Vielleicht bist Du eine Ausnahme.


    Vielleicht habe ich aber auch noch eine verzerrte Wahrnehmung, da ich früher selber sehr stark diesen Glaube hatte, aber mir kommt es aber so vor, als wenn die Mehrheit der Gesellschaft in den Naturwissenschaften eine Heilslehre sieht, von der gehofft wird, dass durch sie irgentwann alles Leid von uns genommen werden könnte.



    Alles Gute,
    Mirco :)

  • mirco:

    Vielleicht habe ich aber auch noch eine verzerrte Wahrnehmung, da ich früher selber sehr stark diesen Glaube hatte, aber mir kommt es aber so vor, als wenn die Mehrheit der Gesellschaft in den Naturwissenschaften eine Heilslehre sieht, von der gehofft wird, dass durch sie irgentwann alles Leid von uns genommen werden könnte.


    Hallo Mirco,
    da gibt es ein schönes aktuelles Buch:
    http://www.amazon.de/Das-vollkommene-Leben-Meditationen-Glück/dp/3446234284/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1301910671&sr=8-1


    Der Philosoph Michael Hampe stellt in diesem Buch 4 Glücksentwürfe vor. Am spannendsten finde ich die Entwürfe 1 (naturwissenschaftlicher Ansatz: externe Leidfaktoren müssen ausgeschaltet werden, um Glück zu generieren) und 2 (buddhistischer Ansatz: um das Leiden zu mindern (= Glück erzeugen), muss jeder einzelne an seinem Geist arbeiten).
    Die Entwürfe sind in sich alle sehr stimmig - nur passen sie nicht zusammen.


    LG
    Onda

  • Geronimo:
    accinca:


    Ist natürlich völlig unbuddhistisch - auch das mit der "Lebendigkeit".


    Aus "energetischer" Sicht handelt es sich dabei durchaus um Lebendigkeit, das es permanent fluktuiert.


    Ein Feuer flackert auch, wird aber selten als "lebendig" bezeichnet
    obwohl es so aussehen mag. Der Begriff "lebendig" wird wohl je
    nach dem Standpunkt beurteilt werden. Wenn man es sehr genau
    nimmt, gibt es überhaupt nichts lebendiges in dem Sinne einer
    autonom handelnden Persönlichkeit. Nach der Lehre des Buddha
    gibt es kein Selbst. Das schließt allerdings nicht aus, das der Begriff
    "Selbst" auf konventioneller menschlicher Sicht ständig verwendet wird.



  • Leider lassen sich die externen Faktoren niemals vollständig abschalten.
    Bsp.: Zwar haben wir Antibiotika, so dass die Pest in westlich geprägten Ländern praktisch keine Rolle mehr spielt. Doch statt dessen erkranken die Menschen an Krebs oder Alzheimer. Wenn diese Krankheiten besiegt sind, kommt was Neues.


    Es gibt auch externe Faktoren, die wisschenschaftlich gar nicht fassbar sind.
    Bsp.: Es kann nicht jeder in "Deutschland sucht den Super Star" den ersten Platz gewinnen. Für einige ist das sicherliche eine Quelle des Leids. Hier ist eher der buddhstischer Ansatz gefragt.


    Für mich schliessen sich beide "Glücksentwürfe" nicht aus, sondern ergänzen sich gegenseitig.


    Mit Metta


    Kat

    appamadena sampadetha!

  • mirco:
    Zitat

    Suggerieren tun nur Leute was - meistens sind es keine Naturwissenschaftler, sondern Politiker, Publizisten, Unternehmensvertreter, und Dürr ist da leider eine unrühmlichen Ausnahme.


    Suggestion findet erstmal nur im eigenen Verstand statt, ohne das zutun anderer. Fängt damit an, das wir glauben uns gehören die Gedanken, Gefühle, unser Körper, usw. .


    Ja, - aber Du hattest geschrieben, "Naturwissenschaft" wirde irgendwas suggerieren.


    mirco:

    Vielleicht habe ich aber auch noch eine verzerrte Wahrnehmung, da ich früher selber sehr stark diesen Glaube hatte, aber mir kommt es aber so vor, als wenn die Mehrheit der Gesellschaft in den Naturwissenschaften eine Heilslehre sieht, von der gehofft wird, dass durch sie irgentwann alles Leid von uns genommen werden könnte.


    Nach meiner Wahrnehmung interssiert sich die Mehrheit einen feuchten Dreck, was Naturwissenschaft wirklich tut, und wie sie das tut. Das macht die Bresche für alle möglichen Gruppen frei - die wichtigsten habe ich schon aufgezählt - darauf ihr Interessen-Süppchen zu kochen, z.B. das einer Heilslehre. Aber das kann man weder der Wissenschaft noch den Wissenschaftlern in ihrer Mehrheit anlasten, da ist die mir von vorgetragene Haltung ganz allgemein.


    _()_

  • Hallo bel,
    verstehe. Danke, das Du Deine Haltung etwas ausführlicher dargelegt hast.



    Hallo Onda,
    danke für den Buchtip.




    Alles Gute,
    Mirco ;)

  • bel:


    Nach meiner Wahrnehmung interssiert sich die Mehrheit einen feuchten Dreck, was Naturwissenschaft wirklich tut, und wie sie das tut. Das macht die Bresche für alle möglichen Gruppen frei - die wichtigsten habe ich schon aufgezählt - darauf ihr Interessen-Süppchen zu kochen, z.B. das einer Heilslehre. Aber das kann man weder der Wissenschaft noch den Wissenschaftlern in ihrer Mehrheit anlasten, da ist die mir von vorgetragene Haltung ganz allgemein.


    Das ist tatsächlich auch oft der Fall. Besonders die sich auf
    den Koran beziehen sind mir darin sehr aktiv aufgefallen.
    Sie suggerieren die moderne Physik als Beweis für die Existenz ihres Gottes.