Die Dinge sehen wie sie sind

  • Das ist wohl, wenn ich nicht alles vollkommen falsch verstanden habe der Kernsatz im Buddhadharma.


    Ich bekenne mich als unfähig die Dinge so zu sehen wie sie sind, was bedeutet ich sehe sie so wie es mir mit den Voraussetzungen die ich habe, möglich ist.


    Wenn ich mich an einer Diskussion beteilige stelle ich meine Art die Dinge zu sehen dar; beim besten Willen könnte ich mir nicht vorstellen wie es ist Buddhas Sicht der Dinge darzustellen, denn das hieße ja ich würde die Dinge so sehen wie sie sind, aber gerade das kann ich nicht.


    Ich würde mich freuen wenn ihr eure Sicht der Dinge zu dem thema darstellen würdet.


    Vielen dank

  • Das einzige, was uns davon abhält, die Dinge so zu sehen wie sie sind, sind bewertende Gedanken.


    -Das ist gut, weil...
    -Das ist schlecht, weil...


    Dazu fällt mir die Geschichte ein, die wahrscheinlich schon 90 % hier kennen:


    Zitat

    Ein alter Zen-Meister, bei dem nur noch ein Mönch lebte, züchtete Pferde. Eines Tages lief sein wertvollster Hengst davon. Die Nachbarn kamen, um ihr Bedauern auszudrücken, doch der Zen-Meister sagte nur: "Woher wißt ihr, daß dies ein Unglück ist ?" Am nächsten Tag kam der Hengst, begleitet von einigen Wildpferden zurück, und die Nachbarn kamen wieder, um zu dem Glücksfall zu gratulieren, doch der Zen-Meister sagte nur: "Woher wißt ihr, daß dies ein Glücksfall ist ?" Am nächsten Tag wurde der Mönch beim Versuch, eines der Tiere zuzureiten, abgeworfen und brach sich ein Bein. Wieder kamen die Nachbarn, um ihr Mitleid zu bekunden, doch der Zen-Meister sagte nur: "Woher wißt ihr, daß dies ein Unglück ist ?" Kurz darauf kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, doch da der Mönch verletzt war, wurde er nicht als Soldat einberufen. Doch wer weiß schon, ob es ...


    Wenn man in der Meditation sitzt, und es einem gelingt, mal für kurze Zeit nur wahrzunehmen, ohne zu denken... dann sieht man die Dinge so, wie sie sind. Der nächste Schritt, ist, dies mit den Alltag mitzunehmen.

  • Zitat


    Wenn man in der Meditation sitzt, und es einem gelingt, mal für kurze Zeit nur wahrzunehmen, ohne zu denken... dann sieht man die Dinge so, wie sie sind. Der nächste Schritt, ist, dies mit den Alltag mitzunehmen.


    Wie schaffst Du es dieses „Nichtbewerten“ im Alltag mitzunehmen?

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • Dalai:

    Das einzige, was uns davon abhält, die Dinge so zu sehen wie sie sind, sind bewertende Gedanken.


    -Das ist gut, weil...
    -Das ist schlecht, weil...


    Wenn man in der Meditation sitzt, und es einem gelingt, mal für kurze Zeit nur wahrzunehmen, ohne zu denken... dann sieht man die Dinge so, wie sie sind. Der nächste Schritt, ist, dies mit den Alltag mitzunehmen.


    Hallo Dalai,


    Danke.
    all dass in der ersten person und ich könnte es als, deine darstellung der dinge so wie sie für dich erscheinen, sehen.
    wie es aber da steht sind es sätze die jeder schreiben kann. damit wäre das thema schnell beendet.
    was mnatürlich nicht schlecht sein muss :D


    LG


    ganz was anders ; ist das eine buddhistische krankheit, diese berührungs angst mit "ich" ...habe, bin, denke.......... :?:

  • BigR:


    Wie schaffst Du es dieses „Nichtbewerten“ im Alltag mitzunehmen?


    Ich sage offen heraus, dass es mir häufig noch nicht gelingt. Nehmt mich nicht als Maßstab. Aber was ich versuche, ist, immer wieder die Konzentration auf den Atem zurückzulenken, sowie ich es in der Meditation tue. Ich finde, dass ist die effektivste Methode für mich.


    Sumedha:

    ganz was anders ; ist das eine buddhistische krankheit, diese berührungs angst mit "ich" ...habe, bin, denke..........


    Es ist natürlich schwierig, sich ohne das Wort "ich" zu verständigen.
    Aber was ist denn das ich? Wer ist es? Ist da überhaupt jemand, der den Titel "ich" letztenendlich verdient?

  • Ganz reduziert kann man die drei Grundeigenschaften aller Phänomene (Dinge) nennen: annata - anicca - dukkha
    Andere nennen es Leerheit, diese ist vielleicht sehr komplex und nicht so einfach zu verstehen.


    Alle Dinge sind: ohne einem inne wohnenden selbst - vergänglich - nicht frei von Leid
    All diese Eigenschaften sind in einender verknüpft, löst man eines (versteht man es gänzlich, lösen sich die anderen Ansichten ebenfalls auf) und man ist frei von Leid.


    Zu anicca und der Dinge wie sie sind vielleicht die Geschichte Das Huhn und die Ente

  • sumedha:

    "Die Dinge sehen, wie sie sind". Das ist wohl, wenn ich nicht alles vollkommen falsch verstanden habe der Kernsatz im Buddhadharma.


    Da kann man durchaus anderer Meinung sein, was den Kernsatz des Buddhadharma betrifft.


    Unabhängig vom Buddhadharma möchte ich die Dinge sehen, wie sie sind. Sie der Wahrheit gemäß erkennen. Das kommt bei mir noch vor Buddhadharma!


    Die Umkehrung davon bedeutet doch: "Ich möchte die Dinge nicht der Wahrheit gemäß erkennen!"


    Es gibt aber aus verständlichen Gründen eine Menge Menschen, die vorgeben, die Dinge, so wie sie sind, sehen zu möchten, aber in Wirklichkeit lieber eine Lüge vorziehen. In etwa wie bei einer Frau, die Ihren Ehepartner fragt: "Schmeckt Dir, was ich für dich gekocht habe?" (Sie möchte eine ehrliche Antwort, aber eine, die ihr passt. :D )



    sumedha:

    Ich bekenne mich als unfähig die Dinge so zu sehen wie sie sind, was bedeutet ich sehe sie so wie es mir mit den Voraussetzungen die ich habe, möglich ist.


    Wenn man die Dinge richtig erkennt, kann man im Allgemeinen Ursache und Wirkung richtig abschätzen. Das wird auch dir in vielen Dingen gut gelingen. Wenn es nicht gelingt, bedeutet es fast immer, dass leidhafte Folgen bevorstehen.


    Gruß
    Sven

  • Dalai:

    Das einzige, was uns davon abhält, die Dinge so zu sehen wie sie sind, sind bewertende Gedanken...
    Wenn man in der Meditation sitzt, und es einem gelingt, mal für kurze Zeit nur wahrzunehmen, ohne zu denken... dann sieht man die Dinge so, wie sie sind. Der nächste Schritt, ist, dies mit den Alltag mitzunehmen.


    Gerade bewertende Gedanken (das Auto ist zu schnell, um die Straße noch überqueren zu können) halten Leid von uns ab. Wenn man aber unter die "Dinge so zu sehen, wie sie sind" versteht die drei Daseinsmerkmale zu erkennen hast du Recht. Trotzdem muss dabei die Aufmerksamkeit auf einem der vier Pfeiler der Achtsamkeit liegen. Bei Konzepten funktioniert dies nicht.


    Ohne Denken im Alltag? Das geht nur solange gut solange du gut eingeübte oder einfache Tätigkeiten verrichtest.


    Gruß
    Sven

  • Sven:

    Unabhängig vom Buddhadharma möchte ich die Dinge sehen, wie sie sind. Sie der Wahrheit gemäß erkennen. Das kommt bei mir noch vor Buddhadharma!


    Danke Sven,


    ja mir geht es auch so, aber wie machst du das unabhängig vom Buddhadarma?

  • Zitat

    Unabhängig vom Buddhadharma möchte ich die Dinge sehen, wie sie sind. Sie der Wahrheit gemäß erkennen. Das kommt bei mir noch vor Buddhadharma!


    Suchst du Anerkennung? Die hast du, du kannst dich jetzt ruhig damit befassen.
    Wenn du Ursache und Wirkung abschätzt werden abertausende vor dir, die den Weg gegangen sind wohl nicht so falsch liegen. Das ist natürlich nur eine Abschätzung. *schmunzel* Gut ist es, wenn man sich es wirklich genauer ansieht, und wie das geht (ohne Vorurteil), wird ganz gut beschrieben.

  • Hanzze:

    Ganz reduziert kann man die drei Grundeigenschaften aller Phänomene (Dinge) nennen: annata - anicca - dukkha
    Andere nennen es Leerheit, diese ist vielleicht sehr komplex und nicht so einfach zu verstehen.
    Alle Dinge sind: ohne einem inne wohnenden selbst - vergänglich - nicht frei von Leid


    Nur die bedingt entstandenen Dinge!


    Für Nirwana (dies ist es, was normalerweise Leerheit genannt wird) gilt folgendes:
    anatta - nicca - adukkha (kein Selbst, also keine Kontrolle, unveränderlich und nicht leidhaft).


    Was ist es genau, was deiner Meinung nach nicht leicht zu verstehen sein soll?


    Gruß
    Sven

  • Ich versuche es, klarer zu formulieren, es scheint mir nicht von Anfang an Gellungen zu sein.


    Es geht nicht um das wie ich es „erreichen“ kann, vielmehr geht es mir da drum wie ich in dem Zustand da ich es noch nicht erreicht habe mit den Dingen umgehe.


    Vielen Dank

  • Sven,
    Ich weis nicht, versuch uns Leerheit (oder sunna wie es im Pali heisst) nach dem Mahayana Verständnis zu erklären.


    Vielleicht kennst du ja auch etwas das unbedingt entsteht oder entstanden ist.


    Anatta - nicht-ich aht auch nichts mit keinen Kontrolle zu tun. Wo nimmst du bloß all diese Erklärungen her?

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • sumedha:

    Ich versuche es, klarer zu formulieren, es scheint mir nicht von Anfang an Gellungen zu sein.


    Es geht nicht um das wie ich es „erreichen“ kann, vielmehr geht es mir da drum wie ich in dem Zustand da ich es noch nicht erreicht habe mit den Dingen umgehe.


    Vielen Dank


    So wie mit dem zerbrochenen Glas - anicca und deshalb dukkha, oder auch nicht, wenn man anicca sich zumindest vor die Augen hält.

  • Hanzze:

    Sven,Ich weis nicht, versuch uns Leerheit (oder sunna wie es im Pali heisst) nach dem Mahayana Verständnis zu erklären.


    Schau dir mal die Lehrrede der mittleren Sammlung 121 "Die kürzere Lehrrede über Leerheit" an http://palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m121z.html
    Dort werden die Singularitäten (also Dhammas), von denen die komplexen Wahrnehmungen abhängen als Nicht-Leerheit bezeichnet und Leerheit als die Erfahrung von Nibbana.



    Hanzze:

    Vielleicht kennst du ja auch etwas das unbedingt entsteht oder entstanden ist.


    Nirwana ist nicht bedingt enstanden. Man kan aber nicht sagen, das es unbedingt entstanden ist. Es ist gar nicht entstanden. Es kann aber, wenn bestimmte Bedingungen eintreffen, erfahren werden.



    Hanzze:

    Anatta - nicht-ich aht auch nichts mit keinen Kontrolle zu tun. Wo nimmst du bloß all diese Erklärungen her?


    Wenn du die Dinge siehst, wie sie wirklich sehen kannst, brauchst du keine Erklärungen mehr.
    Versuch mal einem bedingt entstandenen Ding zu sagen: "Bleib!" oder das das bedingt entstandene Ding sagen würde: "Ich bleibe jetzt!"


    Wenn du die Dinge siehst, wie sie sind, erfährst du eine ungeahnte Ohnmacht. Du weisst: "Es gibt keinen Kontrolleur und es wir niemals einen geben!" Das ist das innere Wesen von Nicht-Ich. Denn das Ich-Gefühl ist genau der Gedanke, man könne dies oder jenes, man hätte Kontrolle.


    Gruß
    Sven

  • sumedha:

    ...
    Es geht nicht um das wie ich es „erreichen“ kann, vielmehr geht es mir da drum wie ich in dem Zustand da ich es noch nicht erreicht habe mit den Dingen umgehe.


    Hi sumedha,
    meinen heutigen Status habe ich erreicht, indem ich mich immer mehr von Vorstellungen und Illusionen verabschiedet habe und weiterhin verabschiede. Inzwischen fällt es mir immer leichter, keine Meinung mehr zu vertreten. Denn es wird im Laufe der Zeit immer deutlicher, wie vergänglich und unsinnig das ist. Ich übe mich seit Jahren in Achtsamkeit im Alltag, ob beim Abwaschen, beim Zuhören, bei dem eigenen aufsteigenden Unmut usw.. Diese Haltung, die von Stille begleitet wird, zeigt mir, wie die Dinge sind. Es ist ein höchst meditativer Zustand.
    Sobald ich mich auf ein Vergleichen, Verbessern und Ändern einlasse, beginnt der Konflikt und ein innerer Krieg. Durch Übung "die Kuh immer wieder am Nasenring aus dem Beet holen :lol: " gelang es mir immer besser, mit dem, was ist, umzugehen.
    Monika

  • Sven:


    ...
    Wenn du die Dinge siehst, wie sie sind, erfährst du eine ungeahnte Ohnmacht. Du weisst: "Es gibt keinen Kontrolleur und es wir niemals einen geben!" Das ist das innere Wesen von Nicht-Ich. Denn das Ich-Gefühl ist genau der Gedanke, man könne dies oder jenes, man hätte Kontrolle.


    Ja genau, Sven, diese Ohnmacht ist da. Früher wäre es mir unmöglich gewesen, sie auszuhalten, mein Ego hätte sofort nach etwas gegriffen, um sich stabil zu fühlen. Jetzt übe ich mich darin, keine Kontrolle zu haben, was ich merkwürdigerweise :D - obwohl schutzlos und verletzlich - als total angenehm empfinde, nachdem ich mich jedoch zunächst an die entstandene Verwirrung gewöhnen musste. Es gehört viel Vertrauen dazu, sich dieser Ohnmacht auszuliefern. Obwohl dann sichtbar wird, dass das Sich-nicht-ausliefern zuvor völlig unsinnig war. Es hat sich nämlich nichts geändert, der Kontrolleur wurde lediglich "arbeitslos" und hat sich in Luft aufgelöst.
    Monika

  • sumedha:

    ja mir geht es auch so, aber wie machst du das unabhängig vom Buddhadarma?


    Wenn mit Buddhadharma nur die Wirklichkeit, so wie sie tatsächlich ist, gemeint ist, kann es natürlich nicht unabhängig sein! Gut beobachtet!


    Da aber einmal unter Buddhadharma auch Dinge verstanden werden, die rein gar nichts mit dem Dingen, wie sie wirklich sind, zu tun haben, mache ich auch hier schon einen Unterschied.
    Und zum anderen muss man natürlich auch konventionelles folgerichtiges Denken (also konventionelles "Dinge sehen, wie sie sind") und buddhistisches (also auf der Ebene der Dhammas) unterscheiden. Bei mir wird auch das konventionelle Sehen, wie die Dinge sind, mit eingeschlossen.


    Gruß
    Sven

  • Hanzze:

    So wie mit dem zerbrochenen Glas - anicca und deshalb dukkha, oder auch nicht, wenn man anicca sich zumindest vor die Augen hält.


    Das ist das konventionelle anicca (vielleicht eine Hilfe, um schneller davon loszulassen) hat aber rein gar nichts mit dem Daseinsmerkmal anicca der Dhammas zu tun. Dort entsteht und vergeht die Welt in diesem Moment und wenn du die Aufmerksamkeit speziell auf das Vergehen legst, ist es ein nicht endenwollendes Sterben.


    Glücklicherweise kann man seine Sichtweise wieder davon abwenden, obwohl ein schaler Nachgeschmack wohl für immer bleibt.
    Ich selbst kann mich noch nicht pro Nirwana entscheiden. Zwar meinen die, denen ich vertraue, dass es sich lohne und ich weitermachen solle. Sie sagen aber auch, dass sich das Tor dann nie wieder schliessen lässt und ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will.


    Gruß
    Sven

  • jetzt reicht es aber. vielen dank


    ich bitte um die schliessung dieses threads.


    vielen dank

  • crazy-dragon:

    Man sollte vor lauter bemühen, die Dinge zu sehen wie sie sind, nicht vergessen, den Abwasch zu machen... :D


    _()_ c.d.


    :grinsen:

  • Das gehört doch mit dazu CD.
    Die Dinge so sehen wie sie sind und dementsprechend handeln.
    Der Spül muss gemacht werden, sonst verkeimt alles und man wird krank.


    Auch wenn man in der Medi alles auflösen kann, so bleibt der Spül doch leider erhalten und löst sich nicht auf. :lol: Wie das wohl kommt.
    Alles geistgemacht????


    Sven hat es aber ja schon gut erklärt mit der konventionellen Ebene und so. ;)