Toleranter Buddhismus?

  • Hallo,


    kürzlich habe ich die Sendung "Alles Broder" gesehen. Ein atheistischer Jude und ein Moslem mit einem Quietschbunten Auto unterwegs quer durch Deutschland auf der Suche nach dem Mit- und Gegeneinander der Religionen. Da kam die Frage auf, gibt es überhaupt eine tolerante Religion? Mein erster Gedanke war, ja Buddhismus. Aber fast in der gleichen Sekunde musste ich dass revidieren. Auch als Buddhist bin ich gegenüber anderen Religionen nicht tolerant. Ich habe ja die Verblendung erkannt in der die theistischen Religionen verhaftet sind und auch das Leid, das im Namen der Religionen über die Welt gekommen ist kann ich nicht ignorieren. Also bin ich, sobald ich mich als Buddhist und nicht einfach als Mensch definiere intolerant.


    Mein Fazit ist, dass immer dann, wenn wir uns über eine Religion oder einen -ismus definieren grenzen wir uns von Andersgläubigen oder Andersdenkenden ab. Deswegen sollte jede Art von Glauben oder Ideologie Privatsache bleiben. Ich denke, wir sollten uns im Miteinander gegenüber unseren Mitmenschen bzw. gegenüber unseren Mitwesen auf unser Menschsein beschränken.


    Dieser Ratschlag geht jetzt vor allem an meine eigene Adresse denn ich beobachte, dass ich mich mehr und mehr über meine Rolle als Buddhist undd insoweit als absoluter Exot gegenüber meiner Familie und meiner näheren Umgebung definiere. Das kann nicht der Weg sein. Oder?


    Ich würde mich für ein paar interessante Gedanken hierzu freuen.

  • Hallo Reinhard244,


    ich denke, dass du einen sehr wichtigen Punkt ansprichst. Wenn man sich etwas auf den Namen bindet, ist es nur eine Frage der Zeit bis es einem auf den Kopf fällt. Wenn man seinem Tun einen Namen gibt, dann fällt es dem Namen irgendwann auf den Kopf.


    Gutes tun wollen, braucht meist einen Namen. Einfach gut sein, nicht.

  • Doch, es zeichnet die Lehre des historischen Buddha aus, nicht dogmatisch zu sein. Alles darf so sein wie es ist. Ob jemand an Gott glaubt (es soll auch schaffensreiche Götter geben) oder nicht. Der Dhamma beschäftigt sich mit Gesetzmäßigkeiten und die sind für alle (je nach karmischer Gegebenheit) nachvollziehbar.


    Als Nachfolger der Lehre des Buddha entwickelt man eher Mitgefühl und Freundlichkeit mit allen Wesen, die "noch" im weltlichen Samsara verstrickt sind.
    Aber dies wird nichts arrogant oder abwertent sein. Alles darf so sein wie es ist. Man erkennt irgendwann gleichmütig warum wer wie leidet. Auch erkennt man so manche (karmischen) Grenzen bei sich und anderen. Warum sollte man da irgendeine Religion als geringer betrachten? Jedes Wesen hat seinen Weg, seinen Film.


    Man muss aber nicht soweit gehen um des lieben Friedens Willen und alles in einen Topf schmeißen um einen Einheitsbrei aus allen Religionen zu kochen, wie es auch manche versuchen. Achtung und Toleranz, verstehen warum das Wesen gegenüber so oder so re-agiert ist eine der Achtsamkeitsübungen die zu unserer Praxis gehört.


    Liebe Grüße
    Kusala

  • ich denke, man sollte alles tolerieren, was anderen Menschen nicht schadet.
    Klar, ich denke alle, die einer Religion angehören denken, dass sie besser sind/ es besser haben, als die, die anderen Glaubens sind.
    Nur, ich denke dieses Denken ist Leid-fördernt und hilft eigentlich keinem, nicht mal einem selbst.

    »Es gibt nur eine falsche Sicht:
    Der Glaube, meine Sicht ist die einzige richtige.« (Nagarjuna)


  • Liebe Kusala,


    bei allem respekt, aber ich muss nicht einmal die grenze dieses Forum überschreiten um zu erkennen, dass das was du weiter oben schreibst, einen wünschenswerte haltung aber seltenst aufzufinden ist.
    ich glaube es ist nicht nötig auf details einzugehen, wir haben doch alle ein gutes erinnerungs vermögen :D


    LG

  • Zu Brei werden Dinge, die man zum Eigenen macht. Kein erleuchtetes Wesen gründet eine Religion und gibt dem ganzen einen Namen.


    Auch der Wechsel seines Namens, den Charakter er nicht ändert. Müht man sich seinen Charakter zu ändern, hört man auf nach Gründen und Namen dafür zu suchen. Dhamma lebt, spricht, hört, spürt und sieht man mit dem Herz.


    Welch Buddha es auch gewesen, ist und oder sein mag, Toleranz ist was in auszeichnet. Tolerieren heißt aber auch nicht einfach nur akzeptieren, aber das Andere über seine Position zu stellen. Nur mit (De)Mut kann man versteh'n. Viele Dinge verschwinden auf beiden (allen) Seiten, wenn gesprochen und auch zugehört.

  • sumedha:

    ich glaube es ist nicht nötig auf details einzugehen, wir haben doch alle ein gutes erinnerungs vermögen


    Woran erinnerst Du Dich?
    Meinst Du, dass ich manches hier im Forum ab und an als nicht Lehrkonform benannt habe?
    In einem Buddhistischen Forum wird diskutiert über die Lehre, den Dhamma. Zum Beispiel auch zwischen den einzelnen Schulen (Innerreligiöser Dialog).
    Das ist/sollte eine emotionslose Diskussion (sein) und dient auch der gemeinsamen Lehrergründung.


    Das Thema hier war "die einzelnen Religionen". Mahayana möchte ich nun doch nicht so ganz als eine andere "Religion" bezeichnen. :grinsen:


    Liebe Grüße
    Kusala

  • warum über die toleranz zu anderen religionen sprechen, wenn nicht mal interne strömungen vorurteilslos betrachtet werden?
    vor der eigenen haustüre kehren hält den ganzen straßenzug sauber.

  • Kusala:

    Das Thema hier war "die einzelnen Religionen". Mahayana möchte ich nun doch nicht so ganz als eine andere "Religion" bezeichnen. :grinsen:


    das stimmt :grinsen: du nanntest es anders :grinsen:
    _()_()_()_

  • Offtopic


    Stimmt......... :lol: ich glaube das Wort "Moha-yana" fiel mal vor langer Zeit. Aber dieser "Religion" hängen auch manch Theravadin an.
    Selbst bei mir entdeck ich ab und an noch etwas Moha ;) Aber auch das darf so sein wie es ist.
    Danke, dass ich dieses "feine" Wort noch einmal schreiben darf.


    :lol:

  • Zitat

    Sogenannte spirituelle Meister, die nicht wirklich praktiziert haben, begreifen nicht, dass der Dharma frei von sektiererischer Begrenztheit ist. Erfüllt von Vorurteilen bekämpfen sie einander. Jede der buddhistischen Lehrtraditionen hat ihre Berechtigung, lass dich nicht in solches Gezänk verstricken!
    Padmasambhava Guru Rinpoche


    Wenn es ein obenauf geben sollte wie praktiziert man den dies bitte,
    ohne ein zuunterst ?
    Zudem müsste sich dann das zuunterst;
    im obenauf wiederfinden lassen ?



    Möge sich hier niemand,
    irgendwo oder irgendwie,
    zugeteilt betrachten,
    sondern vielmehr das Maß [Ausmaß] erkennen,
    Einsichtsvoll und angefüllt des Mitgefühl's [durch das Austauschen von sich selbst mit dem anderen] sein.


    [Ich verbeuge mich zu den Füßen des Gurus,
    mein einziges Ansinnen war,
    hier einen txt. zum Wohle aller fühlenden Wesen einzustellen.]


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Ich weiß nicht, ob nicht meist der Glaube anderen etwas gutes tun zu können, einen richtigeren Weg gesehen, gefunden zu haben, nicht oft oder immer die Quelle eines Disputes ist.
    Wenn dem so ist, warum sollte es dann nützlich sein Glauben zu verbreiten.
    Glauben kann nicht tolerant sein, ich meine: Nur verstehen ist's.


    Was immer uns vom Glauben weg führt leitet uns unweigerlich ins Verstehen.
    Uhhh, wem sollen wir da dann noch vertrauen. Vertrauen!

  • eben Hanzze Du sagst bzw schreibst es ja,


    Zitat

    Hanzze: Ich weiß nicht, ...


    vielleicht ist es ratsam Inhalt u. Sinn eines txt.es im Kontext zu verstehen bevor man ein hohles Bambusrohr seiner hohlheit
    wegen kritisieren möchte.


    Zitat

    Hanzze Uhhh, wem sollen wir da dann noch vertrauen. Vertrauen!


    Und Glauben\Vertrauen\vertrauen,
    das liegt in dem Fall bei dem,
    der Dich schon seit anfangs u. endloser Zeit enttäuscht hat,
    soweit es dieser Deinigen Dir gehörigen Antwort zum hier dargestelltem,
    zu entnehmen ist.


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • *schmunzel* vielleicht aber versteht man auch tolerieren als: "Hey das solltest du akzeptieren!" Das ist doch ein schöner Text, warum sich drüber streiten, besser ist's in gut gemeint erst mal zu verbreiten.


    Vielleicht steht akzeptieren über tolerieren. Man toleriert ja schnell mal, fühlt man sich auch gehobenem Platz. Mal ist das Herz, mal nur ein Satz.


    Ich find' Vertrauen dennoch gut. Es gibt einem Kraft und auch noch Mut auch wenn man sich mit glauben vielleicht schwerer tut.

  • Die Wolken die über den Himmel wandern, wurzeln nirgends, haben
    keine Bleibe; und ebenso wenig die unterscheidenden Gedanken die
    über den Geist hinwegziehen.

    Tilopa


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Zitat

    ...vielleicht aber versteht man auch tolerieren als: "Hey das solltest du akzeptieren!" ...


    ich verstehe unter tolerieren die ursprüngliche Bedeutung "ertragen". Heute hat sich meines Erachtens fälschlicherweise die Konotation "das kann ich auch akzeptieren" eingeschlichen.


    Gruß
    Sven

  • Vielleicht ein Freud'scher Verkonotationierer.


    Da soll ja auch manchmal Ignorieren aus Akzeptieren entstehen. Da kommt es vor, dass man sich auf den klaren Himmel schon so fixiert hat, dass man, wenn es bewölkt ist erst gar nicht mehr die Wolken betrachtet. Wie sie entstehen und wieder vergehen. Da wartet man nur mehr auf den klaren Himmel. Erzählt nur mehr über den klaren Himmel. Hofft nur mehr auf den klaren Himmel.
    Ob nun eine Gewitterwolke oder eine Schönwetterwolke kommt merkt man nicht.


    Nennt man dass dann, tolerant arrogant? Da man ja selbst nass wird, vielleicht besser ignorant.


    Ich denke, dass passiert in jeder Religion. Solange man nach Unterschieden sucht ist man nicht frei und was gibt es wichtigeres als sich über den Weg und den Transport zu unterhalten als einfach los zu geht oder auf den nächsten Wagen einfach aufspringen. Wenn der Weg das Ziel ist, ist dass natürlich wichtig. *schmunzel*

  • Zitat

    Hanzze: Da soll ja auch manchmal Ignorieren aus Akzeptieren entstehen.


    Wenn auch gleich Pferde [Hengste],
    Milchkühe besteigen,
    werden sie niemals gemeinsam Fohlkälber haben.


    Zitat

    Hanzze: Da kommt es vor, dass man sich auf den klaren Himmel schon so fixiert hat, dass man, wenn es bewölkt ist erst gar nicht mehr die Wolken betrachtet. Wie sie entstehen und wieder vergehen. Da wartet man nur mehr auf den klaren Himmel. Erzählt nur mehr über den klaren Himmel. Hofft nur mehr auf den klaren Himmel.
    Ob nun eine Gewitterwolke oder eine Schönwetterwolke kommt merkt man nicht.


    Für seine Sichtweise ist jeder Selbstverantwortlich.


    Die Grundlage für den gesamten Dharma ist die geistige Zurückweisung der Belange dieses Lebens.


    »Bisher hat jedoch deine ganze religiöse Praxis nicht dein Verhaftet-sein an diesem Leben zunichte gemacht.
    Du hast dein Verlangen nach Verwandten, Freunden, Gefährten und Dienern nicht aufgegeben.
    Du hast nicht einmal geringfügig deine Wünsche nach Nahrung, Kleidung und Unterhaltung eingeschränkt.
    Du hast das wesentliche dabei versäumt, wie du nützliches Verhalten zur Anwendung bringen kannst;
    der Strom deiner Existenz nimmt den falschen Lauf.
    Du ziehst nicht das Ausmaß in Betracht, inwieweit deine Praxis widerstreitende Gefühlsbewegungen abgeschwächt hat,
    sondern allein die Anzahl von Monaten und Jahren,
    in denen du damit gearbeitet hast.
    Du untersuchst die Fehler von anderen,
    aber nicht deine eigenen.
    Du bist stolz auf jede gute Eigenschaft, die du hast.
    Deine Gedanken verlieren sich in Nebensächlichkeiten,
    wie dein Ansehen und deine Vergnügungen.
    Du widmest dich bedeutungslosen Geschwätz.
    Du hast die Vorstellung, dass du religiöse und weltliches Tun miteinander integriert hast,
    während du in Wirklichkeit nicht einmal mit einem der beiden Ziele in Berührung gekommen bist.
    Du hast es von Anfang an versäumt,
    über die Vergänglichkeit nachzudenken und befindest dich daher in den Fängen deiner eigenen ungeschliffenen Geistesart.
    «


    Zitat

    Hanzze: Nennt man dass dann, tolerant arrogant? Da man ja selbst nass wird, vielleicht besser ignorant.



    Zitat

    Hanzze: Ich denke, dass passiert in jeder Religion.


    Ich denke das es eine Religion,
    die von niemandem praktiziert wird,
    nicht gibt.
    Nicht mal dem Anschein nach!


    Zitat

    Hanzze: Solange man nach Unterschieden sucht ist man nicht frei und was gibt es wichtigeres als sich über den Weg und den Transport zu unterhalten als einfach los zu geht oder auf den nächsten Wagen einfach aufspringen. Wenn der Weg das Ziel ist, ist dass natürlich wichtig. *schmunzel*


    Bewegt sich das Ufer,
    dann ist es naheliegend zu antworten:
    „schau mal auf den Wellengang und das Boot ?“


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Zitat

    Bisher hat jedoch deine ganze religiöse Praxis nicht dein Verhaftet-sein an diesem Leben zunichte gemacht.
    Du hast dein Verlangen nach Verwandten, Freunden, Gefährten und Dienern nicht aufgegeben.


    *schmunzel* Und danke wie immer fuer die schoenen Texte!