Anhaftung versus Engagement

  • Hallo,


    ich habe zur Zeit wahnsinnigen Stress bei der Arbeit mit meinem Chef, der ein Projekt, für das ich verantwortlich bin und das meiner Meinung nach für unser Unternehmen wichtig ist und das mir eigentlich wirklich Spaß macht, permanent angreift, diskreditiert und vor versammelter Mannschaft durch den Dreck zieht. Ich leide darunter erheblich.


    Meine Frage: Kann man für etwas (z.B. ein Projekt) engagiert sein ohne anzuhaften (und damit bei Schwierigkeiten zu leiden)?

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • michaelhecht:

    Hallo,


    ich habe zur Zeit wahnsinnigen Stress bei der Arbeit mit meinem Chef, der ein Projekt, für das ich verantwortlich bin und das meiner Meinung nach für unser Unternehmen wichtig ist und das mir eigentlich wirklich Spaß macht, permanent angreift, diskreditiert und vor versammelter Mannschaft durch den Dreck zieht. Ich leide darunter erheblich.


    Meine Frage: Kann man für etwas (z.B. ein Projekt) engagiert sein ohne anzuhaften (und damit bei Schwierigkeiten zu leiden)?


    Hallo Michael,
    Engagement muss nicht gleichbedeutend mit Anhaftung sein. Wenn wir versuchen, Anhaftungen aufzulösen, so bedeutet dies nicht, dass wir Indifferenz kultivieren. Es bedeutet auch nicht, dass wir auf das engagierte Verfolgen von Zielen verzichten. Wir sollten jedoch genau hinschauen, wie weit die Identifikation mit einem Projekt geht, also in welchem Ausmaß wir ein Projekt zu "unserem Projekt" machen. Ist die Identifikation stark, so machen wir uns angreifbar. Jede Kritik des Projekts wird dann zu einer Kritik an uns persönlich. Es ist dann eigentlich nicht das Projekt, das vor versammelter Mannschaft in den Dreck gezogen wird, sondern du bist es, der sich persönlich herabgesetzt fühlt. Ich denke bei solchen Dingen ist es hilfreich, eine gesunde und ein wenig spielerische Distanz zum eigenen Tun zu entwickeln. Es ist kein leichtes Unterfangen, zwischen starkem persönliche Engagement und Indifferenz einen ausbalancierten Mittelweg zu finden. Tue dein Bestes, ohne dich zu stark zu identifizieren.
    Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, unter vier Augen mit dem Chef über das Projekt zu reden. Die Kommunikation in einem kleinen Rahmen nimmt oft ganz andere Wege.


    Onda

  • michaelhecht:

    Hallo,


    ich habe zur Zeit wahnsinnigen Stress bei der Arbeit mit meinem Chef, der ein Projekt, für das ich verantwortlich bin und das meiner Meinung nach für unser Unternehmen wichtig ist und das mir eigentlich wirklich Spaß macht, permanent angreift, diskreditiert und vor versammelter Mannschaft durch den Dreck zieht. Ich leide darunter erheblich.


    Meine Frage: Kann man für etwas (z.B. ein Projekt) engagiert sein ohne anzuhaften (und damit bei Schwierigkeiten zu leiden)?


    1. Versuche deinen Chef zu verstehen. Was ist seine Motivation für sein Verhalten?
    2. Sprich mit deinem Chef, und versuche ihm deine Sichtweise zu verstehen zu geben.
    3. Wenn das nichts hilft, was sehr gut sein kann, dann ist der letzte Ausweg das Loslassen. Was nicht heißt, dass das Engagement abnehmen muss.


    Freue dich einfach über eine weitere Herausforderung des "Cool-Bleibens" hinsichtlich des Erfolgs.


    Gemäß der Bhagavad Gita, II.47
    Bemühe nur dich um die Tat, doch niemals um Erfolg der Tat!
    Nie sei Erfolg dir Grund des Tuns, – doch meid‘ auch Tatenlosigkeit!


    Quelle: http://12koerbe.de/hanumans/gita-2.htm

  • michaelhecht:


    Meine Frage: Kann man für etwas (z.B. ein Projekt) engagiert sein ohne anzuhaften (und damit bei Schwierigkeiten zu leiden)?


    Guten Morgen, Michaelhecht,
    ich kann dem von Onda Geschriebenen nur zustimmen. Und ich bin davon überzeugt, dass man engagiert sein kann, ohne sich persönlich zu verwickeln. Wenn ich dann leide, sehe ich, dass ich mich identifiziere, dann halte ich inne und nehme Abstand. Das ist ein Übungsprozess und ein gutes Übungsfeld. Ansonsten würde ich meinen Chef unter vier Augen fragen, warum er mich derartig behandelt und das Projekt kritisiert. Solche unqualifizierte Haltung eines Vorgesetzten schadet einem Unternehmen mehr als ihm lieb sein dürfte.
    _()_ Monika

  • Hallo,


    Zitat

    Bemühe nur dich um die Tat, doch niemals um Erfolg der Tat!


    Tja, wenn das nur so einfach wäre. Natürlich steht die 'Tat' im Vordergrund ... eigentlich. Ich bin sicher im 'normalen' denken zu sehr
    verankert, als dass ich mir nicht neben der Tat auch Anerkennung für die Tat wünschen würde. Ich lebe nun mal in keinem Kloster, sondern
    stehe mit beiden Beinen im Leben und im Beruf. Anerkennung (nicht in Form von Geld, sondern persönliche Anerkennung) ist dabei eine
    große, wenn nicht sogar die entscheidende Triebkraft.


    Stell dir vor du hast etwas gutes getan und keiner merkt es!


    Ich weiß, genau davon muss ich mich befreien, aber ich bin ein 'normaler' Mensch, da ist das nicht so einfach.
    Trotzdem schonmal danke für eure Ratschläge.

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • michaelhecht:


    ...
    Stell dir vor du hast etwas gutes getan und keiner merkt es!


    Ich weiß, genau davon muss ich mich befreien, aber ich bin ein 'normaler' Mensch, da ist das nicht so einfach.
    Trotzdem schonmal danke für eure Ratschläge.


    Hi miachelhecht,
    ich bin auch eine ganz normale Frau, aber der Gedanke und die Einsicht "motivlos mein Bestes geben" haben mir so sehr geholfen, dass ich aus dieser Form des Leidens "aussteigen" konnte.
    LG Monika

  • michaelhecht:

    Hallo,
    Meine Frage: Kann man für etwas (z.B. ein Projekt) engagiert sein ohne anzuhaften (und damit bei Schwierigkeiten zu leiden)?


    Hallo michaelhecht :)


    Anhaftung versus Engagement


    Ich selbst halte es so:


    Wenn ich mich mit einer Sache beschäftige kreise ich nicht um mich selbst sondern versuche achtsam bei der Sache zu sein.


    Ich bin dann achtsam engagiert bei dem was ich in diesem Augenblick tue.
    Indem ich aufmerksam im achtsamen Augenblick nicht um mich selbst und auch nicht um den Kritiker kreise hafte ich - immer im Augenblick - nicht an.


    Ja es verhält sich sogar so dass mein achtsames im Augenblick verweilen und arbeiten mich gar erfreut


    Der Grund ist weil ich Probleme aus der Vergangenheit und der Zukunft nicht in den Augenblick hineinnehme sondern heraushalte.


    Der Geist sucht sich nämlich ein Problem aus der Zukunft bzw. der Vergangenheit einmal gelöst sogleich wieder ein neues usw. usf.
    (Denke das ist evolutionsbiologisch bedingt)


    Außerdem habe ich herausgefunden dass ich (auch in meiner Freizeit) seit ich nicht mehr ständig um mich selbst kreidsend in den Problemen der Vergangenheit oder Zukunft verweile viel ausgeglichener und fröhlicher geworden bin.


    Probleme schreibe ich mir - um nichts wichtiges zu versäumen - wie sie auftreten auf und arbeite sie ein jedes Problem zu einem anderen Zeitpunkt (*) zur rechten Zeit Schritt für Schritt ab.


    "Liege wenn Du liegst setze dich hin wenn Du dich hinsetzt und stehe auf wenn Du aufstehst"


    P.S.: Hoffe dir damit ein wenig weitergeholfen zu haben :)


    (*) Oft ist es auch besser über das vom Kritiker angesprochene (größere) Problem eine Nacht lang zu schlafen.
    So klärt sich einiges von selbst im Schlaf.
    Und die Welt sieht am nächsten Morgen vielleicht schon wieder etwas freundlicher aus.


    L.G. gbg

  • Meine Person ist sicherlich das letzte an das ich denke, wenn ich mich in eine Aufgabe verbeiße (ist vielleicht gar nicht so gut).
    Kann ich aber etwas richtig tun, wenn ich mich dabei darauf konzentriere achtsam zu sein? Wie schafft man es, jederzeit
    auf eine Aufgabe konzentriert zu sein aber gleichzeitig eine so große Distanz zu wahren, dass man nicht vergisst, dass es
    eben nur eine Aufgabe und nicht mehr ist? Leute, die jetzt das eine und später das andere machen, ohne sich groß darauf zu
    konzentrieren oder zu engagieren, kommen mir immer so oberflächlich vor. So möchte ich sicher nicht sein.


    Und wenn ich glücklich über den Weg bin und mich das Ziel nicht interessiert, warum soll ich mich mit einer Aufgabe dann noch
    befassen? Ich arbeite ja nicht zur Selbstfindung, sondern um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und damit tausende
    Arbeitsplätze von tausenden Familien zu sichern (bin in einem großen Unternehmen).


    Wenn ich mich für viele "opfere", ist das dann nicht eigentlich was Gutes? Ist es nicht viel egoistischer, die Aufgabe und damit das
    Unternehmen in Gefahr zu bringen, "nur" um selbst glücklich und zufrieden zu sein?


    Ok, ist vielleicht etwas provokant ;) beschäftigt mich aber.

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • michaelhecht:


    Stell dir vor du hast etwas gutes getan und keiner merkt es!


    :oops: Dann wäre es wirklich eine gute Tat... :P


    _()_ c.d. Übrigens: Onda hats perfekt erklärt, besser kann man es kaum sagen...

    Tag für Tag ein guter Tag


  • Ja michaelhecht,
    das ist möglich. Es ist halt Übung erforderlich. Ich würde mich einfach weiter gut auf meine Aufgabe konzentrieren, aber nicht fixieren. Ich würde immer wieder versuchen - zwischendurch - Abstand zu gewinnen. Wie man das dann letztendlich schafft, weiß ich nicht, aber durch den Wunsch bzw. Willen und das Erforschen meiner eigenen Motivation, durch regelmäßiges Aussteigen, letztlich durch Meditation und immer wieder "am Ball bleiben" wird sich immer mehr "innerlich zeigen", wie es möglich ist, höchsterfolgreich zu arbeiten, ohne sich innerlich zu verwickeln.
    Ganz im Gegenteil, durch meine meditative Praxis wurde ich arbeitsmäßig unschlagbar :lol: , habe dabei aber weniger Energie verschwendet als zuvor mit dem entsprechenden Erfolgsdruck. Ich bekam und bekomme sogar dadurch Energie und werde immer entspannter.
    LG Monika

  • michaelhecht:


    Kann ich aber etwas richtig tun, wenn ich mich dabei darauf konzentriere achtsam zu sein? Wie schafft man es, jederzeit
    auf eine Aufgabe konzentriert zu sein aber gleichzeitig eine so große Distanz zu wahren, dass man nicht vergisst, dass es
    eben nur eine Aufgabe und nicht mehr ist?


    Täglich meditieren. In der Meditation springen die Gedanken sehr häufig rum.


    Erst wenn man in der Meditation mit den umherspringenden Gedanken vertraut ist, schafft man es meiner Meinung nach, auch in der Arbeit mit den Gedanken auf angenehme Weise klarzukommen.


    Auch ein Skispringer muss zuerst Trockenübungen machen, bevor er von der großen Schanze springt, damit er sich nicht alle Knochen bricht.



  • Hallo michaelhecht,


    kann ich gut verstehen, dass es eine blöde Situation ist, wenn jemand etwas woran man Spaß hat und was einem Wichtig ist schlecht macht.
    Ich kenne ja jetzt die genaue Situation nicht, aber ich würde auch den Chef darauf ansprechen, wo denn das Problem liegt. Ich zum Beispiel mag klare Verhältnise, schon allein für meinen eigenen Frieden. Sonst würde ich wahrscheinlich die ganze Zeit nur darüber nachdenken.
    Zu der Frage:"...Und wenn ich glücklich über den Weg bin und mich das Ziel nicht interessiert, warum soll ich mich mit einer Aufgabe dann noch
    befassen?..."
    Vielleicht weils Spaß und Freude macht? Wenn man in einer Tätigkeit ganz aufgehen kann, ist das doch wunderbar. Dann ist man nach meiner Erfahrung auch ganz bei der Sache und im Hier und Jetzt. Dann ist mir das Resultat sehr egal, weil ichs einfach für mich und aus Freude mache. Nicht um besonders heilig zu sein oder anderen zu helfen, sondern einfach weils mir Freude macht und ich die Tätigkeit genieße. Also purer Egoismus ;-). Aber eben kein Egoismus der etwas haben oder erreichen will, sondern ein "Egoismus" der einen genau von diesem ständigen haben wollen und kalkulieren weg bringt. Der einen glücklich macht, einfach weil man die Arbeit an sich genießt, weil man Spaß hat. Man erhofft sich nichts für später, man ist einfach glücklich. Ich denke auch der Buddha hatte diesen "Egoismus". Natürlich nochmal auf einer ganz anderen Ebene, aber auch ihm ging es erstmal um sich selbst. So jedenfalls meine Einschätzung, die natürlich falsch sein kann. Ich will dem Buddha nicht zu nahe treten.


    "...Wenn ich mich für viele "opfere", ist das dann nicht eigentlich was Gutes? Ist es nicht viel egoistischer, die Aufgabe und damit das
    Unternehmen in Gefahr zu bringen, "nur" um selbst glücklich und zufrieden zu sein?..."


    Also meine Erfahrung ist: Nur wenn ich selbst glücklich und im Frieden bin, kann ich anderen helfen. Eine Aufgabe die einem Freude macht, wird sich auch auf die anderen Personen die damit zu tun haben positiv auswirken. Und wenn ich mir viele Leute so im Alltag anschaue, dann scheint es mir als wenn sie nicht sehr viel Freude an ihren Tätigkeiten haben, was dann auch entsprechende Folgen hat für das Umfeld. Wo wird denn Freude im Alltag überhaupt noch wirklich gelebt? Das erlebe ich selten. Es ist dann immer wieder sehr schön mit Menschen zu tun zu haben, die mit sich einigermaßen in Frieden sind und keine Angst davor haben glücklich zu sein.
    Weil du schreibst: "...Ist es nicht viel egoistischer, die Aufgabe und damit das Unternehmen in Gefahr zu bringen, "nur" um selbst glücklich und zufrieden zu sein?..." Ist halt die Frage ob du etwas erzwingen willst, obwohl du weißt, dass es für das große Ganze, also in deinem Fall das Unternehmen, nicht gut ist. Das wird dich dann wahrscheinlich auch nicht glücklich machen. Das hat ja dann nichts mehr mit Spaß und Freude zu tun, sondern das Ego will irgendetwas unbedingt haben. Das wäre dann wohl wirklich anhaften. Es wird dann eher zu einem Kampf. Ich denke da kann man sich schon auf sein Gefühl verlassen ob man sich bei einer Sache wohl fühlt oder nicht.
    Also ich bin jedenfalls dafür, dass wir viel mehr Dinge einfach nur aus Spaß und Freude an der Sache selbst machen :) Was ja nicht heißen muss, dass man das Leid darüber vergisst, das meldet sich ohnehin früher oder später.


    Liebe Grüße

  • Hallo Leute,


    danke, dass ihr so engagiert schreibt. Im Web konnte ich sonst zu dem Thema nichts finden, hatte aber einen Austausch dringend notwendig.


    Bei euch klingt alles immer so einfach :? Offensichtlich liegt jede Menge Übung vor mir. Ich bin eigentlich ein Workaholic (ist vielleicht dem einen
    oder andern schon aufgefallen). Als Technik-Nerd bin ich natürlich von der Sorte, dass mich die Beschäftigung mit einer Aufgabe schon reizt und
    der Wille eine Herausforderung zu "knacken" treibt mich voran. Am Ende ist man natürlich "Stolz" auf das was man geleistet hat. Je besser man
    in dem wird, was man tut, um so mehr "sehnt" (ich benutze ganz schön viele Anführungszeichen, komisch ;) ) man (ich) sich natürlich auch
    nach Anerkennung. Normalerweise suche ich dann noch größere Herausforderungen (das was ich eh schon kann reizt mich nicht mehr).


    Hmm ... ich merke schon, dass ich voll in der Spirale stecke, die mir am Ende jede Menge Leid verursacht. Was ich brauche ist wohl ein Anker,
    der mich täglich erdet, so dass ich gar nicht erst wieder in diese "unreflektierte" Ursache-Wirkungs-Kette reinrutsche. Praktischer Buddhismus
    ist gar nicht so einfach wie das Lesen von Büchern mit lustigen Koans :?


    Da ich zur Zeit ziemlich down bin, wird es sicher einfach, Abstand vom Projekt und meinen anderen Aufgaben zu bekommen - natürlich auch
    mit entsprechend reduziertem Engagement. Die Schwierigkeit wird wohl sein, wenn ich mich wieder erholt habe und mir das Projekt wieder
    mehr Spaß macht, nicht erneut dorthinein zu rutschen wo ich gerade rauskatapultiert wurde.


    In der Liste treffender Zitate und Sprüche kann ich übrigens noch einen ergänzen:


    ... Bemühe nur dich um die Tat, doch niemals um Erfolg der Tat! ...
    ... Stell dir vor du hast etwas Gutes getan und keiner merkt es! ...


    Zitat

    Tue Gutes und sprich darüber!


    Keine Ahnung wer das gesagt hat (vieleicht war das ein Manager). Scheint jedenfalls nicht sehr buddhistisch zu sein, oder?

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Hallo michaelhecht.
    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute.


    michaelhecht:

    Keine Ahnung wer das gesagt hat (vieleicht war das ein Manager). Scheint jedenfalls nicht sehr buddhistisch zu sein, oder?


    Ich würde dir raten dich nicht so sehr darum zu kümmern was buddhistisch ist, sondern darum was dir gut tut. In die Richtung zu gehen wo du selbst fühlst, dass es dir gut tut.
    Und wenn man dabei langsam Achtsamkeit und Bewußtheit entwickelt, und auch die Freude und die Entspannung nicht vernachlässigt, dann führt das meiner Erfahrung nach zwangsläufig in Richtung "buddhistisch".
    Mich hat es zum Beispiel auch immer wieder mal scheinbar von der offiziellen Lehre des Buddha weg geführt, aber es hat mir gut getan oder war lehrreich für mich. Ich möchte keine dieser Erfahrungen missen. Am Ende hat es mich dann immer der Lehre Buddhas, so wie ich sie in beschränktem Maße verstehe, noch näher gebracht. Deswegen bin ich auch der Meinung, dass eigene Erfahrung immer wichtiger ist als intelektuelles Wissen oder irgendwelche dogmatischen Lehren. Wobei die buddhistische Lehre als Theorie auf jeden Fall eine sehr gute Richtlinie ist, aber eben eigene Erfahrung nicht ersetzen kann.
    Ich hoffe das klingt jetzt nicht zu oberlehrerhaft ;)


    Also ich wünsch dir was.

  • Hallo Raphy,


    so wie du habe ich das ganze bisher eigentlich auch gesehen. Buddhismus als Orientierung, aber dennoch das tun bei dem man sich wohl fühlt.
    Da habe ich aber auch noch nicht so tief in der Sch...e gesteckt wie aktuell. Das Leben in vielen Situationen entspannter anzugehen klappt von
    Zeit zu Zeit auch ganz gut. Das bedeutet für mich allerdings, dass ich mich permanent mit dem Thema Buddhismus beschäftigen muss um die
    rechte innere Spannung zu halten.


    Nun bin ich aber unbemerkt immer tiefer in den Sumpf aus Druck-Leistung-Wunsch auf Anerkennung-Widerstand reingerutscht. Da fehlt einem
    natürlich die grundlegende buddhistische Praxis um rechtzeitig zu bemerken was passiert und den nötigen Gleichmut zu bewahren.


    Dennoch, ich werde in den nächsten Tagen und Wochen mein Bestes geben und euch ggf. auf dem Laufenden halten (über mich, meinen Chef und den Rest).


    Danke nochmal an alle (Das soll kein Ende des Themas sein, ich will aber nicht der einzige sein, der das Thema am kochen hält ;) )

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • ......sondern darum was dir gut tut. In die Richtung zu gehen wo du selbst fühlst, dass es dir gut tut.
    Das ist buddhistisch! Mehr wollte Buddha nicht erreichen.

  • Helmut9:

    ......sondern darum was dir gut tut. In die Richtung zu gehen wo du selbst fühlst, dass es dir gut tut. Das ist buddhistisch! Mehr wollte Buddha nicht erreichen.


    Naja, ein klein wenig mehr dann aber doch.

  • michaelhecht:

    Nun bin ich aber unbemerkt immer tiefer in den Sumpf aus Druck-Leistung-Wunsch auf Anerkennung-Widerstand reingerutscht. Da fehlt einem
    natürlich die grundlegende buddhistische Praxis um rechtzeitig zu bemerken was passiert und den nötigen Gleichmut zu bewahren.


    Was wird in einem Jahr übrig geblieben sein von deinem jetzigen Zorn?
    Wenig bis nichts...
    Und in 5 Jahren?
    Und in 100 Jahren?


    Was habe ich mich schon aufgeregt über die Welt und die Menschen! Wie oft schon zappelte ich schon über dem Marter-Feuer des Zorns (und werde das auch noch tun). Und dann nach einem Monat, einer Woche, einem Tag? Alles verraucht. Was bleibt: ein kleiner Aschehaufen, kaum sichtbar. Unser Job ist es, diesen Feuern allmählich den Brennstoff zu entziehen. Nichts nachzulegen. Sie einfach ausbrennen zu lassen. Von Mal zu Mal wird das schneller gehen. Und von Mal zu mal werden die Flammer kleiner.


    LG
    Onda


  • Es kommt nicht darauf an Dein Bestes zu geben!
    Ich habe dieses Problem vor Jahrzehnten angefangen zu lösen. Es ist schwer zu dem Wissen zu kommen: Ich tue das was ich tue so gut wie ich es jetzt kann!
    Es gibt immer einen der sagt:"Das reicht nicht!!!" "Das ist viel zu gut!" "Das reicht ja man gerade."" Du hast Dir ja wenigstens Mühe gegeben!?"


    Lehrlinge leiden sehr stark unter diesen absolut blöden und verletzen wollenden Sprüchen.
    Meine Aufgabe als Ausbilder war immer, vom ersten Tag meines ersten Lehrlings an: Ich will das er besser wird als ich und darunter darf ich nicht leiden. So, toller Vorsatz! Ich bin, was mich angeht absolut brutal!
    Worum geht es: Meister Schüler Beziehung. Wenn der Meister nicht in der Lage ist Schüler gegenüber seinem Schüler zu sein werden die Beiden nie Menschen.
    Ein Chef der sich so verhält wie Deiner, na ja was sollst Du tun? Ganz wichtig is: Alles was er sagt enthält eine Information und nur die habe ich zu beachten.
    Zweitens: Die Begleiter der Information lassen sich durch Umkehrschluss in die wahren Beweggründe zurückführen. Du darfst die Beweggründe nicht als Verteidigung benutzen. "Weil sie das nicht können sind sie neidisch auf meine Arbeit!!!" Drittens: Ein solcher Chef hat Angst das Du besser bist als er, das bringt ihn dazu dich emotional runter zu machen, wie bei deinen Eltern ist das der einzige Zugang den Meister haben um zu beweisen das Du immer und ewig ihr Schüler sein wirst, der Kleine.


    Das sollte erst Mal genügen! Und komm mir jetzt nicht das deine Ahnen/Erzeuger dich nicht durch die emotionale Schiene niedermachen!! Nur bisher hast Du emotional reagiert und nicht auf die Information. Wie bist Du da rein gegangen: Ins eine Ohr rein und aus dem anderen raus, samt der Info. Du hast angefangen nicht mehr zuzuhören: Die labbern sowie so immer das Selbe. Tun sie nicht!!!! Hör mal genau auf die Info und nicht auf deine programmierte emotionale Waffe!
    liebe Grüsse
    Helmut

  • michaelhecht:


    Das bedeutet für mich allerdings, dass ich mich permanent mit dem Thema Buddhismus beschäftigen muss um die
    rechte innere Spannung zu halten.


    Du solltest Dich nicht damit " beschäftigen, " sondern praktizieren. Schokolade beschreiben reicht eben auch nicht, sondern man muß sie selbst kosten... :oops:
    Außerdem keine " Spannung " halten, sondern loslassen... :P


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Hallo,


    Helmut9 schreibt:

    Zitat

    ...Alles was er sagt enthält eine Information und nur die habe ich zu beachten...


    Das bringt mich zu einem neuen Thema, mit dem ich mich in den letzten Tagen beschäftigt habe: Kann ein Mensch wirklich objektiv sein?


    Alle "Informationen" die ich erhalte werde ich immer im Kontext bereits vorhandener Informationen und Erfahrungen interpretieren, das ist
    die Fähigkeit, die den Menschen zum Menschen gemacht hat: lernen aus Erfahrung - mit neuen Situationen im Kontext bereits erlebter Situationen
    zurecht kommen. Wenn jemand etwas "objektiv" neutrales zu mir sagt, der es mir in meinem Leben bisher immer schwer gemacht hat, ist es mir
    so gut wie unmöglich, die Aussage "objektiv" zu behandeln. Das widerspricht meiner Meinung nach der menschlichen Natur.


    Ich habe inzwischen mit meinem Chef gesprochen und er war unerwartet nett zu mir. Im Kontext meiner langjährigen Erfahrungen mit ihm bin
    ich nun mehr als misstrauisch. Ist das falsch? Oder wäre es nicht sogar "dumm" von mir, ihm in buddhistischem Gleichmut ohne Anhaftung offen
    entgegenzugehen, während er eben nicht nach diesen Regeln spielt und genau das ausnutzt? Muss ich als buddhistisch orientierter Mensch in einem
    Umfeld mit ganz anderen Regeln nicht früher oder später untergehen?


    LG,


    Micha

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."


  • Es tut mir leid, aber ich habe das Problem nicht mehr. Für mich steht da ein Mensch der sich von einer Person umhüllt, wie er glaubt das ich auch so bin nur ich weiss das ich genau die Person ihm zeige die er jetzt sehen möchte. Irgendwann, so 1995 rum, ist mir das aufgefallen. Die Menschen wollten den haben den sie jetzt Glaubten zu sehen und dann merkte ich das ich genau diese Person spielte. Da kam ein anderer und ich wechselte die Rolle und wieder und wieder und wieder. Es gibt vier Menschen die mich ohne Rolle kennen, die von mir keine verlangen. Da bin ich Mensch da kann ich es sein. So wie ich meine Wohnung verlasse spring die Musikbox der Rollen auf Standby um sofort das zu sein was ich sein soll. Soll ich Dir einiges schreiben wie ich eingeschätzt werde, von Vollidiot bis angebetetes Vorbild ist alles vorhanden.
    Der enorme Vorteil: Ich verbinde mich nicht mehr mit vorgefassten Meinungen. Der enorme Nachteil: Ich bin unberechenbar sogar für mein Ego.
    liebe Grüsse
    Helmut


  • Hallo Michael,
    was du wahrnimmst wird immer deine Wahrnehmung sein. Du kannst dir nie sicher sein, ob sich deine Wahrnehmung mit der eines anderen deckt. Insofern bleibt sie immer subjektiv. Woran man allerdings arbeiten kann, ist die Feinheit der Wahrnehmung. Worin besteht der Sinneseindruck, was sind meine "Beimischungen" /Bewertungen/Emotionen). Dadurch wird das ganze ein Stück weit "objektiver", aber natürlich nie gänzlich objektiv.


    Zitat

    Ich habe inzwischen mit meinem Chef gesprochen und er war unerwartet nett zu mir. Im Kontext meiner langjährigen Erfahrungen mit ihm bin
    ich nun mehr als misstrauisch. Ist das falsch? Oder wäre es nicht sogar "dumm" von mir, ihm in buddhistischem Gleichmut ohne Anhaftung offen
    entgegenzugehen, während er eben nicht nach diesen Regeln spielt und genau das ausnutzt? Muss ich als buddhistisch orientierter Mensch in einem
    Umfeld mit ganz anderen Regeln nicht früher oder später untergehen?


    Wenn du bei der Mafia beschäftigt wärst, dann kämst du mit Gewaltfreiheit wahrscheinlich nicht sehr weit. Im normalen Geschäftsleben kann Gleichmut und anhaftungsfreies Handeln sicherlich nicht schaden. Warum sollte es dumm von dir sein, deinem Chef so zu begegnen?


    LG
    Onda

  • Hallo Onda,


    Zitat

    Onda schreibt:
    ... Worin besteht der Sinneseindruck, was sind meine "Beimischungen" ...


    Das finde ich einen wirklich guten Ansatz. Könnte klappen, erfordert natürlich eine durchgehende Konzentration auf die Sache
    bzw. Einhaltung des nötigen Abstands. Ist mal wieder eine gute Übung für den Alltag.


    Zitat

    ... Warum sollte es dumm von dir sein, deinem Chef so zu begegnen? ...


    Naja, ich möchte eben nicht ausgenutzt werden. Das entspricht wohl der Frage danach, wie weit man vom "Weg" abweichen darf, um
    sich selbst zu schützen. Wenn alle nach den gleichen Regeln spielen würden, wäre es sicher einfacher. Wenn ich aber der einzige
    bin, der immer nachgibt, ruhig bleibt, nie aufbegehrt, wird mir das möglicherweise als Schwäche ausgelegt: "Mit dem kann man's ja
    machen". Das wäre dann eher schlecht.


    LG,
    Micha

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • michaelhecht:


    Im Kontext meiner langjährigen Erfahrungen mit ihm bin
    ich nun mehr als misstrauisch. Ist das falsch? Oder wäre es nicht sogar "dumm" von mir, ihm in buddhistischem Gleichmut ohne Anhaftung offen
    entgegenzugehen


    Du bist überrascht, weil genau das eintrat, was Dir hier ein User-Onda- voraussagte...Wenn Dein Engagement/Projekt wirklich so gut ist für die Firma, weshalb sollte es Dein Chef hintertreiben? Selbst wenn er ein Oberkotzbrocken ist und Dich nicht leiden kann, wird er immer seine- monetären, geschäftlichen- Interessen über Persönliches stellen... :P


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag