Letzte Ehre am offenen Grab?

  • Gibt es eigentlich eine "besondere" Vorgehensweise, wie man (hier in Deutschland) als Buddhist einem Verstorbenen die letzte Ehre erweist?
    Ich habe mal bei einer Beerdigung beobachtet, wie sich ein (deutscher) Hinterbliebener mit dem in Thailand üblichen Wai vom Verstorbenen verabschiedet hat.
    Was haltet ihr davon?


    Achim

  • AchimS:

    Gibt es eigentlich eine "besondere" Vorgehensweise, wie man (hier in Deutschland) als Buddhist einem Verstorbenen die letzte Ehre erweist?


    Meditieren über den Verstorbenen.

  • Da wir hier in Deutschland sind, passe ich mich der jeweiligen Trauergemeinde an und zeige nicht groß, daß ich bißchen anders ticke... :P


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Lieber Achim,


    jeder auf seine Art und Weise. Mach also was Du möchtest, aber nehme Rücksicht auf die engsten Hinterbliebenen.


    Ich finde Rituale sehr wichtig, sie setzen Punkte im Leben, bezeichnen Zäsuren und sind sehr hilfreich.
    Gerade Trauerituale sind enorm tröstend.


    Knochensack

  • Knochensack:


    Ich finde Rituale sehr wichtig, sie setzen Punkte im Leben, bezeichnen Zäsuren und sind sehr hilfreich.
    Gerade Trauerituale sind enorm tröstend.


    Ja. In unserer Zeit herrscht eher ein Mangel an Ritualen als ein Überschuss.
    Nicht nur wenn man mit Kindern lebt, merkt man, wie wichtig sie sind. Sie geben Orientierung und Halt.


    Onda

  • Chandan:
    Zitat

    Was haltet ihr davon?


    Rituale gehören zu den 10 Fesseln im Buddhismus. Warum willst du jemanden, der tot ist, die letzte Ehre erweisen? Für wen?


    Nicht die Rituale gehören zu den 10 Fesseln, sonder das Anhaften an Ritualen.
    Solange man in der Lage ist, Rituale aufzugeben, wenn man merkt, dass diese einen nicht weiterbringen, kann man ohne Probleme Rituale praktizieren.


    Ein Ritual ist ja im weitesten Sinn "nur" eine regelmäßig ausgeführte Tätigkeit, mehr nicht.

  • AchimS:

    Gibt es eigentlich eine "besondere" Vorgehensweise, wie man (hier in Deutschland) als Buddhist einem Verstorbenen die letzte Ehre erweist?
    Ich habe mal bei einer Beerdigung beobachtet, wie sich ein (deutscher) Hinterbliebener mit dem in Thailand üblichen Wai vom Verstorbenen verabschiedet hat.
    Was haltet ihr davon?


    Achim


    Mir hat es bisher immer greicht wenn ich als Mensch dem Menschen meiner Gedanken die Erhre an seinem Grab erweise.
    Was hat das mit "zu einer Gemeinschaft" gehören zu tun? Ist Mensch sein nicht genug?

  • Onda:
    Knochensack:


    Ich finde Rituale sehr wichtig, sie setzen Punkte im Leben, bezeichnen Zäsuren und sind sehr hilfreich. Gerade Trauerituale sind enorm tröstend.


    Ja. In unserer Zeit herrscht eher ein Mangel an Ritualen als ein Überschuss.
    Nicht nur wenn man mit Kindern lebt, merkt man, wie wichtig sie sind. Sie geben Orientierung und Halt.


    Sonst predigt ihr doch das Hinterfragen hier immer.
    Es gibt auch welche die sich im drei mal am Tag im Ganges baden
    und die Rassel drehen und 100 mal das "Vater unser Beten" und auf
    den lieben Gott hoffen. Das denen das einen "Halt"
    gibt ist dabei nicht zu bezweifeln. Allerdings hat das
    weder etwas mit dem Buddha zu tun noch mit dem Heilsweg.

  • accinca:

    Allerdings hat das
    weder etwas mit dem Buddha zu tun noch mit dem Heilsweg.


    accinca-Posting-Modul Nr. 1.
    Schätzungsweise Anwendung: 1500 Mal.

  • Onda:
    accinca:

    Allerdings hat das
    weder etwas mit dem Buddha zu tun noch mit dem Heilsweg.


    accinca-Posting-Modul Nr. 1.
    Schätzungsweise Anwendung: 1500 Mal.


    na wenn dass keine rechte rede ist, und rechte absicht und überhaupt umgang mit den anderen...uuuuund....uuuuuuund :grinsen:

  • sumedha:
    Onda:

    accinca-Posting-Modul Nr. 1.
    Schätzungsweise Anwendung: 1500 Mal.


    na wenn dass keine rechte rede ist, und rechte absicht und überhaupt umgang mit den anderen...uuuuund....uuuuuuund :grinsen:


    Was gibt es Nobleres, als anderen zur Selbst-Erkenntnis zu verhelfen, werte Wächterin der Sittlichkeit?
    Du kennst doch sicherlich noch die alten analogen Schallplatten. Da blieb manchmal die Nadel in der Rille hängen. "Das ist nicht die Lehre des Buddha, klack, Das ist nicht die Lehre des Buddha, klack,Das ist nicht die Lehre des Buddha, klack,Das ist nicht die Lehre des Buddha, klack". Das ist dann kein Hörgenuss mehr im eigentlichen SInne.
    Onda

  • Onda:

    Was gibt es Nobleres, als anderen zur Selbst-Erkenntnis zu verhelfen, werte Wächterin der Sittlichkeit?


    mit sicherheit bin ich alles andere nur keine wächterin der sittlichkeit, :) ne damit kann ich leider nicht dienen...aber wenn du meinst...du wirst es wissen...
    ich stehe zu meinen ironien... :grinsen:

  • Onda:

    accinca-Posting-Modul Nr. 1.
    Schätzungsweise Anwendung: 1500 Mal.


    Wo er recht hat, hat er recht.


    Onda:

    Was gibt es Nobleres, als anderen zur Selbst-Erkenntnis zu verhelfen, werte Wächterin der Sittlichkeit?


    Selber Fortschritt auf dem Weg des Dharma zu machen.

  • Chandan:
    Onda:

    Was gibt es Nobleres, als anderen zur Selbst-Erkenntnis zu verhelfen, werte Wächterin der Sittlichkeit?


    Selber Fortschritt auf dem Weg des Dharma zu machen.


    Wo Chandan recht hat, hat er recht!
    Onda

  • Danke für die zahlreichen Antworten bisher


    Erdmaus:

    Muss jeder selber wissen...
    Dem Verstorbenen dürfte es egal sein ;)


    Wenn ich an die Wiedergeburt glaube, möchte ich nicht daran denken, das es ihm "egal" ist.


    Dalai:


    Meditieren über den Verstorbenen.


    Ich meinte eigentlich den Moment, wenn man vor dem offenen Grab steht.
    Ich wollte den nach mir Trauernden eigentlich nicht ihre "kostbare" Zeit stehlen


    Tsultrim Dorje:

    Phowa machen.


    Da ich in sowas keine Übung habe, wird mir kaum Zeit für einen Praxis-Anleiter bleiben ;)



    Chandan:

    Warum willst du jemanden, der tot ist, die letzte Ehre erweisen? Für wen?


    Weil ich das so möchte.


    Knochensack:

    Lieber Achim,


    jeder auf seine Art und Weise. Mach also was Du möchtest, aber nehme Rücksicht auf die engsten Hinterbliebenen.


    Ich finde Rituale sehr wichtig, sie setzen Punkte im Leben, bezeichnen Zäsuren und sind sehr hilfreich.
    Gerade Trauerituale sind enorm tröstend.


    Die Rücksicht sollte sich von selbst verstehen und nicht sonderlich erwähnt werden ;)
    Ja, es darf schon ein kleines kurzes "Ritual" sein, das würdevoll und angebracht ist, aber doch zeigt, das ich "andere" Ansichten habe.
    Ich sollte vielleicht erwähnen, das ich mich mit dem Sterbe- und Totenkult in der westlichen Welt nicht immer identifizieren kann, was z.B.
    "Totenanzeige" oder "Leichenschmaus" betrifft.


    Achim

  • Zitat

    Wenn ich an die Wiedergeburt glaube, möchte ich nicht daran denken, das es ihm "egal" ist.


    mmh...


    wirf doch eine Blume hinein und ein bischen Staub. Was einst blühte muss zu seines gleichen. Was einst entstand aus Erd und Staub, muss einst dahin zurück. Das hat viel mit Vergänglichkeit zu tun. Durch die Blume wird zugleich jedoch auch die Anerkennung des einst Blühenden zum Ausdruck gebracht.


    die Geste wäre somit "Buddhismuskonform" und würde zugleich auch einem hier akzeptierten Ritual entsprechen. Wenn dir das Protokoll so wichtig ist würde das ja gut passen. Du kannst doch aber auch einfach das tun, was dir in dem Moment gut erscheint. Ich denke nicht, dass man dem Betroffenen eine große Ehre erweist, wenn man nur dem Ritual folge leistet.


    lg
    maus

  • AchimS:
    Chandan :

    Warum willst du jemanden, der tot ist, die letzte Ehre erweisen? Für wen?


    Weil ich das so möchte.


    Sehr informativ, aber darauf kommt es doch letztendlich an. Willst Du diese Ritual für ihn oder dich durchführen? Deine Antwort lässt auf letzteres schließen.


    AchimS:

    Ja, es darf schon ein kleines kurzes "Ritual" sein, das würdevoll und angebracht ist, aber doch zeigt, das ich "andere" Ansichten habe.


    Ja, zu erfahren, dass Du andere Ansichten hast, da brennen die anderen Menschen sicher drauf. Klingt für mich erstmal nach Selbstdarstellung und dafür wirst Du so oder so nichts finden, was, wie Erdmaus es ausdrückt, "buddhismuskonform" ist.

  • Chandan:


    Ja, zu erfahren, dass Du andere Ansichten hast, da brennen die anderen Menschen sicher drauf.


    Ungefähr so, als wenn man seine Einstellung zu Frauen automatisiert zur Schau stellt?


    Zitat


    Klingt für mich erstmal nach Selbstdarstellung und dafür wirst Du so oder so nichts finden, was, wie Erdmaus es ausdrückt, "buddhismuskonform" ist.


    Ansichten zu zeigen hat nicht zwangsläufig etwas mit Selbstmarketing zu tun, vielleicht eher mit Meinungsfreiheit...
    Warum sollte ich mich hinter meinen Ansichten verstecken?
    Man kennt meine religiösen Ansichten und respektiert sie.

  • Ich erinnere mich gerade an die Beerdigung von Johannes Paul II. Es waren viele Würdenträger anderer Religionen da. Sie kamen in Ihren Ordenstrachten und Roben. Aber darüber hinaus hat keiner das als Platform benutzt um etwas "anders" zu machen oder seine freie Meinung zu äußern oder "Werbung" für seine Richtung zu machen. Und wenn dann wäre es in Absprache mit dem Gastgeber erfolgt. Wenn Du nicht ordiniert bist, kommste halt einfach in normaler (Trauer-)Kleidung. Die Idee von Erdmaus mit den Blumen und dem Staub finde ich ganz gut, auch wenn ich den Verdacht habe, dass das genau dem "normalen" gängigen christlichem Verhalten vor dem Grab sehr ähnelt.


    Wenn ich zu einer Beerdigung einer anderen Glaubensrichtung/Kultes gehen soll, habe ich die Wahl wegzubleiben, oder hinzugehen. Wenn ich hingehe, bedeutet das für mich, dass ich mich den dortigen Gegebenheiten anpassen werde, um so dem Toten und der Gemeinschaft meinen Respekt zu zeigen. Bei religiösen Handlungen würde ich überlegen, ob ich sie ausführen will oder nicht, wenn ich es nicht will, würde ich prüfen, ob ich dadurch aber nicht die Trauergemeinschaft oder das Ritual störe, und gegebenenfalls meine eigenen Wünsche und Befindlichkeiten hinten an stellen. zB wenn es bei einer Beerdigung Tradition ist Kopftuch zu tragen und ich gegen das Kopftuchtragen bin, weil es für mich ein Symbol der Unterdrückung ist, würde ich wohl trotzdem für die Beerdigung das Kopftuch tragen, weil ich mehr den Respekt vor dem Toten und weniger meine eigene Indivudualität betonen wollte, und ich so nicht als Vorlage für Tratsch und Lästerei diene nach dem Motto : "Kuck mal die da, was bildet die sich ein als Einzige kein Kopftuch zu tragen". Ich würde nicht auffallen wollen wie ein bunter Hund. Wenn es hier üblich ist sich am Grab zu Bekreuzigen, dann würde ich das nicht machen, wenn ich kein Christ mehr wäre, denn ich bin mir sicher, die Gemeinschaft würde daran keinen Anstoß nehmen, wenn sich mancher nicht am Grab bekreuzigt, so wie ich Beerdigungen bis jetzt erlebt habe.



    AchimS:


    Man kennt meine religiösen Ansichten und respektiert sie.


    Ich würde denken, dass es nicht so wichtig ist dass man mich und meine Ansichten auf der Beerdigung respektiert, ich würde denken es ist wichtig dass ich zum Ausdruck birnge, dass ich den Toten und die Trauergemeinde respektiere.

  • nyalaana:


    Ich würde denken, dass es nicht so wichtig ist dass man mich und meine Ansichten auf der Beerdigung respektiert, ich würde denken es ist wichtig dass ich zum Ausdruck birnge, dass ich den Toten und die Trauergemeinde respektiere.


    Gut auf den Punkt gebracht, Danke ;)
    Ich würde mich keineswegs "Präsentieren" oder sonst wie "Hervorheben" wollen.
    Meine Frage war, ob es zu diesem Thema eine "Schnittmenge" zwischen beiden Religionen gibt, in der man sich respektvoll bewegen kann, wenn man das möchte.

  • AchimS:

    Ungefähr so, als wenn man seine Einstellung zu Frauen automatisiert zur Schau stellt?


    Da steht nichts von meiner Einstellung zu Frauen, denn die Signatur sagt nichts über Frauen aus, sondern über mich.


    AchimS:

    Man kennt meine religiösen Ansichten und respektiert sie.


    Ich finde es immer suspekt, wenn jemand seine religiösen oder sonstigen Ansichten vor sich her träg oder anderes demonstrativ zur Schau stellt. Sollte ich mit meinem letzten Beitrag "überreagiert" haben, tut es mir leid.