Der Bodhisattva

  • Der Bodhisattva gelobt, Erleuchtung zu erlangen zum Nutzen aller Wesen. Er gelobt, anderen zuzuhören und für andere da zu sein. Ja, er opfert sich fast für andere auf und will Mitgefühl für alle fühlenden Wesen verwirklichen.
    Doch dann geht er 1, 2 oder 3 Jahre in Retreat. Schneidet sich von Familie, Kinder, Bekannte, Personen die ihn brauchen ab und beschäftigt sich mit sich selbst. Er spricht auch mit niemanden, lässt nichts an sich heran.


    Was ist das für ein Bodhisattva?

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Imho ist das Aussprechen der Bodhisattva-Gelübde nur die Bekundung.
    Danach kommt das Erreichen ...


    So sehe ich das.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:

    Imho ist das Aussprechen der Bodhisattva-Gelübde nur die Bekundung.
    Danach kommt das Erreichen ...


    So sehe ich das.


    _()_


    Hallo jianwang,
    ist nicht der Weg das Ziel?


    Grüße

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Hallo Lucky,


    kennst Du gerade so einen Fall?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Lucky:

    Der Bodhisattva gelobt, Erleuchtung zu erlangen zum Nutzen aller Wesen. Er gelobt, anderen zuzuhören und für andere da zu sein. Ja, er opfert sich fast für andere auf und will Mitgefühl für alle fühlenden Wesen verwirklichen.
    Doch dann geht er 1, 2 oder 3 Jahre in Retreat. Schneidet sich von Familie, Kinder, Bekannte, Personen die ihn brauchen ab und beschäftigt sich mit sich selbst. Er spricht auch mit niemanden, lässt nichts an sich heran.


    Was ist das für ein Bodhisattva?


    Wenn jemand ein längeres Retreat macht, dann ist er oder sie noch KEIN Bodhisattva,
    Das Retreat wird als Mittel zum Zweck genutzt, um den Geist zu schulen.
    Normalerweise wird ein solches längeres Retreat von einem Lehrer überwacht,
    Dieser Lehrer kann dann auch schon mal bestimmend eingreifen und das Ende des Retreats beschließen mit den Ziel wieder "auf den Marktplatz zu gehen", um für die Wesen da zu sein.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Hallo Lucky,


    kennst Du gerade so einen Fall?


    Hallo Doris,
    ich denke, das lässt sich universal anwenden. Unabhängig von meinem persönlichen erleben.
    Ich erlebe das momentan als zwiespruch.
    Ich versetze mich in die Lage meiner Familie, würde ich einfach "auschecken" um mich mit mir selbst zu beschäftigen. Irgendwie hat das für mich momentan etwas mit Egoismus zu tun. Ich klinke mich von der Welt aus.


    Grüße Lukas

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:


  • Das habe ich mir auch schon gedacht. Es heißt der Weg ist das Ziel.
    Egal ob von Lehrer überwacht oder nicht, ist er dann tatsächlich nach einem Jahr ein Bodhisattva? Oder brauch er nochmals 3 Jahre und klinkt sich wieder von der Welt aus um sich mit sich selbst zu beschäftigen?

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Lucky:
    Sherab Yönten:

    Wenn jemand ein längeres Retreat macht, dann ist er oder sie noch KEIN Bodhisattva,
    Das Retreat wird als Mittel zum Zweck genutzt, um den Geist zu schulen.
    Normalerweise wird ein solches längeres Retreat von einem Lehrer überwacht,
    Dieser Lehrer kann dann auch schon mal bestimmend eingreifen und das Ende des Retreats beschließen mit den Ziel wieder "auf den Marktplatz zu gehen", um für die Wesen da zu sein.


    Das habe ich mir auch schon gedacht. Es heißt der Weg ist das Ziel.
    Egal ob von Lehrer überwacht oder nicht, ist er dann tatsächlich nach einem Jahr ein Bodhisattva? Oder brauch er nochmals 3 Jahre und klinkt sich wieder von der Welt aus um sich mit sich selbst zu beschäftigen?


    Nein, ein Bodhisattva ist man nicht zwangsläufig nach einem Jahr, :)
    Immerhin muss ein Bodhosattva Bodhicita erlangt haben!
    Das hat nicht unbedingt etwas mit der Dauer eines Retreats zu tun.

  • Sherab Yönten:
    Lucky:

    Das habe ich mir auch schon gedacht. Es heißt der Weg ist das Ziel.
    Egal ob von Lehrer überwacht oder nicht, ist er dann tatsächlich nach einem Jahr ein Bodhisattva? Oder brauch er nochmals 3 Jahre und klinkt sich wieder von der Welt aus um sich mit sich selbst zu beschäftigen?


    Nein, ein Bodhisattva ist man nicht zwangsläufig nach einem Jahr, :)
    Immerhin muss ein Bodhosattva Bodhicita erlangt haben!
    Das hat nicht unbedingt etwas mit der Dauer eines Retreats zu tun.


    Das hab ich schon verstanden Sherab. Worum es mir geht, ist das sich mehrere Jahre in Retreats zurückzuziehen um sich mit sich selbst zu beschäftigen, wenig mit dem Verhalten eines Bodhisattvas zu tun hat. Ich glaube, auch nach 50 Jahren Retreat wird er kein Bodhisattva im Traditionellen Sinne sein.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Lucky:

    Worum es mir geht, ist das sich mehrere Jahre in Retreats zurückzuziehen um sich mit sich selbst zu beschäftigen, wenig mit dem Verhalten eines Bodhisattvas zu tun hat.


    Das hatte ich ja bereits weiter oben beantwortet: Wer in ein Retreat geht, ist normalerweise noch kein Bodhisattva.

  • @ lucky:


    Das ist gut möglich.
    Hat jemand "eigentlich" Verpflichtungen, ist er nach Lehre angehalten, seine Angehörigen um "Entlassung" ( zum Zwecke zu; für diese oder jene Zeit ) zu bitten.

  • Wenn es auf dem Weg gerade dran ist, sich zurück zu ziehen, dann ist es eben dran. Da müssen ja nicht zwangsläufig egoistische Motive dahinter stecken und selbst wenn - dann hat man im Rückzug vielleicht die Chance das zu erkennen, weil man weniger abgelenkt ist.
    Sicher ist der Weg das Ziel, aber ein zeitweiser Rückzug kann eben auch der Weg sein.
    Wenn es aber klar ersichtlich nur um ein "Davonlaufen" vor der Verantwortung geht, dann würde ich demjenigen schon ins Gewissen reden wollen.


    Man sieht das auch schön an den christlichen Orden, die sich zum Teil immer mehr der Caritas verschrieben haben und sich in einen regelrechten Hilfsbereitschaftswahn hinein steigern. Da wurde das kontemplative Moment immer mehr aus dem Klosteralltag verbannt. Wenn hinter der Hilfe ein "ich muss" steckt ist es irgendwie fragwürdig und bringt Probleme mit sich. Wenn sich durch Innenschau/Meditation/Rückzug die Hilfsbereitschaft hin zu einer inneren Selbstverständlichkeit wandeln kann, dann kommt es einem Mitschwingen ohne Zwang näher, was sowohl heilsamer für den Helfer als auch den Hilfsbedürftigen ist.


    So jedenfalls meine Meinung.


  • Wenn jemand die Bodhisattva-Gelübde genommen hat, dann sind das ja erst mal gute Vorsätze, unterstrichen durch ein Ritual. Dann gibt es noch die beschriebenen Stufen eines Bodhisattva. Das sind Stufen der Verwirklichung. Ich persönlich sehe beides als Bodhisattva, den ständig strauchelnden Anfänger und denjenigen, der schon das eine oder andere verwirklicht hat.


    Das Retreat, also das Zurückziehen aus dem Alltag, ist ein probates Mittel, um "zu sich" zu kommen. Gibt es daher auch in allen spirituellen Traditionen. Ob das jetzt eine Meditation von 20 Minuten, ein Retreat übers Wochenende oder ob es ein paar Jahre dauert, es ist dasselbe. Es ist immer ein Sich-Rausnehmen. Offensichtlich ist das sehr wichtig, um zur Ruhe zu kommen und Ablenkungen zu vermeiden.
    Als Bodhisattva verpflichtest Du Dich ja, dem Allgemeinwohl zu dienen. Um das zu können, selbst ansatzweise, muss man sich erst mal selbst sortieren. Ich sehe so einen Rückzug also als eine Art Ausbildung. Manch einer muss diese Form der Ausbildung absolvieren. Andere machen es anders. Es gibt viele Wege. Aber nie geht es ohne Nabelschau.


    Ich finde es auch schwierig, wenn jemand Familie hat, in einer Partnerschaft lebt, und wenn dieser dann für eine längere Zeit in einen Retreat geht. Aber das muss nicht immer egoistisch sein. Zum einen gibt es Familien, wo das kein Problem darstellt: Die Kinder sind erwachsen, der Partner kommt gut alleine klar und fühlt sich nicht abgewiesen … Zum anderen kann so ein umfangreicher Retreat die Gelegenheit bieten, an den Kern bestimmter Dinge heranzukommen.
    Letztlich muss jeder selbst wissen, was er braucht.


    Wenn sich jemand für ein langes Retreat entscheidet, weil ihm das Leben über den Kopf wächst und er einfach mal Ruhe haben möchte, also um Konflikten auszuweichen, dann wird er im Retreat hoffentlich Klarheit über seine Motivation erhalten. Auch darin sehe ich der Sinn eines langen Retreats.
    Meist ist doch ein Lehrer dabei, und wenn es ein aufmerksamer Lehrer ist, dann wird er schon die richtigen Hinweise geben.


    So weit ich weiß, gibt es auch die Möglichkeit als Bodhisattva in ständigem Retreat zu leben. Ich weiß nicht mehr genau, wie das in Tibet ist, aber es gibt dort viele Einsiedler. Dadurch dass sie in der Bevölkerung bekannt sind und verehrt werden, wirken sie aber auch (abgesehen von dem Glauben, dass sie dies für die künftigen Leben tun, in denen sie eine größere Verwirklichung erreichen). Das ist eine andere Form der Wirkung, also nicht durch das was wir klassisch als Werke der Nächstenliebe betrachten, sondern durch ihre Konsequenz, und weil sie durch ihr Vorbild eine Art Aura schaffen, die positiven Einfluss auf die Menschen hat.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris
    da haben wir ja gleichzeitig fast das Selbe mit anderen Worten geschrieben - schön :)

  • Lucky:

    Der Bodhisattva gelobt, Erleuchtung zu erlangen zum Nutzen aller Wesen. Er gelobt, anderen zuzuhören und für andere da zu sein. Ja, er opfert sich fast für andere auf und will Mitgefühl für alle fühlenden Wesen verwirklichen.
    Doch dann geht er 1, 2 oder 3 Jahre in Retreat. Schneidet sich von Familie, Kinder, Bekannte, Personen die ihn brauchen ab und beschäftigt sich mit sich selbst. Er spricht auch mit niemanden, lässt nichts an sich heran.


    Was ist das für ein Bodhisattva?

    Er ist keiner, er WILL einer werden. Wenn die Auszeit um ist wird es schwierig er geht als Anderer, Fremder zurück und erwarte das alle ihn verstehen und vergisst das er verstehen muss. Bestenfalls tut ihm sein Handeln leid und erkennt das er das was er wollten auch da erreicht hätte wenn er sich in der Gemeinschaft aus der Gemeinschaft hätte zum Bodhisattva werden lassen. Ein Bodhisattva aus der Trennung ist auch kein Bodhisattva. Ein Bodhisattva entsteht nicht in einem Retreat er erscheint in der Gemeinschaft aus der Gemeinschaft. Unerkannt als Bodhisattva.


    Ein Bodhisattva ist einer der da ist und nicht da ist, er hat die Klassifizierung Bodhisattva überwunden, er findet es lächerlich als solcher bezeichnet zu werden. Wenn das Wollen zum Bodhisattva aufgegeben wird dann hat er eine Chance zu erscheinen, ohne Rang und Namen. Wie soll das gehen ohne festen Stand, mit Rang und Namen, in der Gemeinschaft der alltäglichen Angelegenheiten?


  • Ich schrieb bewusst "Erreichen" und nicht "Ziel"


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:

    Ich schrieb bewusst "Erreichen" und nicht "Ziel"


    Wäre "Verwirklichen" nicht ein besseres Wort?

  • Holzklotz:
    jianwang:

    Ich schrieb bewusst "Erreichen" und nicht "Ziel"


    Wäre "Verwirklichen" nicht ein besseres Wort?


    Mag sein, doch fiel mir da gerade nicht rin.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Der Weg des Bodhisattvas ist es im Gleichgewicht von Meditation und Welt retten zu leben. Mein Vorbild ist insofern der Dalai Lama. Der Weg der Liebe ist der Weg zur Erleuchtung. Er bringt uns zur Erleuchtung. Wir müssen nicht erleuchtet sein.


    Rückzug ist manchmal notwendig, um auf dem spirituellen Weg voran zu kommen.

  • Selbst Buddha ging immer wieder allein sitzen doch hat er sich nicht ganz und lange von der Gemeinschaft der alltäglichen Angelegenheiten zurückgezogen.