• Es kommt wohl darauf welcher Art die Mythen sind. Bei einigen Mythen ist es besser wenn ihnen niemand mehr anhängt, z.B. dass Götter durch Menschen- oder Tieropfer gnädig gestimmt werden können.

  • Ich habe nichts gegen Mythen. Für mich sind Mythen genau wie weite Bereiche der Religionen Ausdruck menschlicher Neugier und menschlichen Wissensdrangs. Mythen boten Erklärungen für ansonsten mit den damaligen Mitteln nicht zu verstehende Fragen an.


    Oft waren diese Erklärungen voll menschlicher Weisheit und in poetischer Sprache verfaßt, so daß es auch heute noch Freude machen kann sie zu lesen. Einige Teile des PK etwa sind für mich nur als Mythos zu verstehen, ich möchte sie trotzdem nicht missen.


    Das einzige echte Problem mit Mythen, das ich habe besteht darin Kindern derartige Mythen als Realität anzubieten auf dem gleichen Level wie Naturwissenschaft.


    Vielleicht könnte man diese Frage leichter mit Beispielen durchexerzieren. Lucy, hattest Du etwas bestimmtes im Hinterkopf bei dem Thema?

  • Bei Märchen und Legenden weis man, das sie ( aus welchem Grund auch immer ) erfunden sind.
    Kinder können da sehr gut differenzieren.
    Mythen gehören in den Bereich " da hat mal wer erzählt " und sollten imho nicht weiterverbreitet werden.


    fotost - ein Beispiel? Das Gasflaschen zur Rakete werden, wenn beim Herunterfallen das Ventil abbricht. Habe als Jugendlicher selbst so was gesehen... ausser lautes Zischen und "Drehen" war da nix.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Mythen, Sagen und Märchen sollte man m.E. nicht abschaffen.
    Sie tragen als Metapher zu einem gewissen Teil zur Prägung des menschlichen Individuums und der jeweiligen Gesellschaftsordnung bei; ja sogar zur Bildung eines epochalen Zeitgeistes im positiven, aber leider auch im negativen Sinne sind sie teilweise Wegbereiter, bzw. werden als solche benutzt.
    Hier besteht die Gefahr, dass sich die Mythen, Sagen und Märchen, die ja eigentlich realitätsunabhängige Lebensweisheiten (Richtlinien) sein sollten, zu den, den Alltag bestimmenden „Realitäten“ entwickeln.
    So grotesk es klingen mag: das menschliche Individuum existiert nicht nur innerhalb konventioneller Illusionen, sondern hat zudem noch das Bedürfnis (Begehren), der ohnehin schon illusionären „Realität“ mit Metaphern aller Art, noch eins drauf zu setzen.
    Dagegen kommt auch der Philosoph nicht an.

  • Gestern las ich ertsmals das Wort Mystosoph (jemand sprach vom kürzlich verstorbenen Helmuth Hecker als einen Mystosophen).
    Das Wort finde ich klasse.
    Ich finde nämlich den Zen im Ausdruck recht "mystosophisch"(Achtung: nicht mysteriosophisch, den Begriff gibts auch ).

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Morpho:

    Gestern las ich ertsmals das Wort Mystosoph (jemand sprach vom kürzlich verstorbenen Helmuth Hecker als einen Mystosophen).
    Das Wort finde ich klasse.


    Nur mal so als Hinweis: 'mythisch' und 'mystisch' sind zwei verschiedene Paar Stiefel.


    ()

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  • Mythisch wirds an dem Punkt wo "Zweige wachsen und Flocken in allen Augen hinterlassen".
    Ein mystischer Ausdruck dagegen beschränkt sich auf ein "Anordnen von Blättern und Blüten"(und ein fliessendes Bild entsteht).
    Und dann haben wir noch mysteriös.
    Manche Zennis zum Beispiel verspielen sich in mysteriösen Andeutungen; hat was von Mythos erzeugen; 'echt' mystosophisch kann nur einer der das analytisch-dualistische Denken durchbricht.

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  • Morpho:

    Gestern las ich ertsmals das Wort Mystosoph (jemand sprach vom kürzlich verstorbenen Helmuth Hecker als einen Mystosophen).
    Das Wort finde ich klasse.
    Ich finde nämlich den Zen im Ausdruck recht "mystosophisch"(Achtung: nicht mysteriosophisch, den Begriff gibts auch ).


    Da Hellmut Hecker Jurist war, war er allenfalls ein Mystosophist.
    Dort wo - dir jedenfalls - Zen mystosophisch vorkommt, lass dir gesagt sein, dass das dann auch kein Zen ist. Das ist einfach nur Geschwätz. Zen hat nichts mit Eingeweihten zu tun - evtl mit Eingeweide, die ja bekanntlich im Hara sich befinden. Und im Hara sitzt auch die Weisheit, das große Erbarmen.

  • Erinnert mich an Sawaki sein Satz zum Hara. Oder auch an den: "sich mit den Ellenbogen vorranarbeiten." (siehe: An Dich)

  • Ach ja...
    "Der Kreis birgt die Helle, und sein Geist triumphiert im Wunder"(Wanshi)
    is nicht "mystosophisch"? Was n dann ? :?:)

  • Morpho:

    Ach ja...
    "Der Kreis birgt die Helle, und sein Geist triumphiert im Wunder"(Wanshi)
    is nicht "mystosophisch"? Was n dann ? :?:)


    Das ist ein Faktum. Du kannst das dann gern noch mit Eigenschaften und Eigenarten behängen, das aber ist nur dein Geist, dem das gefällt.
    Das ist auch sehr schön - sind alles Fakten. Nix von heilig oder mystisch oder wie auch immer.


    Träume der Illusionen, Blumen der Fantasie -
    Siebenundsechzig Jahre.
    Ein weißer Vogel verschwindet im Nebel,
    Die Wasser des Herbstes verschmelzen mit dem Himmel.

  • Ach ein Faktum ? - kein Mythos ?
    Interessant.


    Ps: Is 'gegen' 'heilig oder mystisch' nich recht dualitär ?
    Erzeugt das ?

  • Morpho:

    Ach ein Faktum ? - kein Mythos ?
    Interessant.


    Ps: Is 'gegen' 'heilig oder mystisch' nich recht dualitär ?
    Erzeugt das ?


    Wenn du aus einem Fakt einen Mythos machst, dann erzeugt dein Geist das - er macht da seine Urteile und Bewertungen. Und schon gierst du danach oder lehnst es ab.

  • Wenn das da ein Fakt ist,
    dann ist heilig und mystisch oder mystosophisch auch Fakt. Da brauch ich nicht weiter denken: dafür-dagegen.


    Du kannst immer und jedem sagen: Die Vögel scheissen dem Buddha auf den Kopf.


    So funktioniert das aber nicht.

  • Morpho:

    Wenn das da ein Fakt ist,
    dann ist heilig und mystisch oder mystosophisch auch Fakt. Da brauch ich nicht weiter denken: dafür-dagegen.


    Klar doch. Es ist nur eine andere Ebene, denn das bezieht sich auf ein anderes Faktum. Du kommst da nicht raus, wenn du es versuchst in Worten zu fassen. Denken geht außerdem viel zu langsam - das dafür-dagegen ist bereits vor dem Denken und nichts anderes als eine Tat.


    Zitat


    Du kannst immer und jedem sagen: Die Vögel scheissen dem Buddha auf den Kopf.


    So funktioniert das aber nicht.


    Vielleicht so:Der Buddha scheisst den Vögeln auf den Kopf. :)

  • Ein Mythos (von altgriechisch μῦθος) ist ein 'Text' (im weitesten Sinne), der eine symbolische Deutung verlangt, mystisch (von μυστικός mystikós 'geheimnisvoll', zu μύειν 'Mund oder Augen schließen', 'verbergen') ein innerer Zustand.


    Alle anderen hier vorgestellten Worte sind reine 'Privatsprache', mit der Bedeutung, die ihnen der Schöpfer gibt.


    'Mystische Erzählungen' gibt es imho nicht, nur Erzählungen, die mystische Erfahrungen zu schildern versuchen.

    Einmal editiert, zuletzt von Useless ()

  • Spock:

    Ehrlich gesagt, ich hab die Unterscheidung zwischen mythisch und mystisch nicht verstanden.

    In aller Kürze: mythisch ist das Adjektiv des Begriffs Mythos, mystisch das Adjektiv zu Mystik.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Wobei mystisch nicht immer falsch sein muss, man erinnere sich an Meister Eckhart, einen christlichen Mystiker.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:

    Wobei mystisch nicht immer falsch sein muss, man erinnere sich an Meister Eckhart, einen christlichen Mystiker.


    Ein 'innerer Zustand' kann nie 'falsch' sein, aber er kann 'angemessen' oder 'unangemessen' sein.

  • Axel:

    Ein 'innerer Zustand' kann nie 'falsch' sein, aber er kann 'angemessen' oder 'unangemessen' sein.


    Wenn ich einer Tages solche Sätze mal verstehen werde,
    dann sage ich bescheid. :)

  • accinca:

    Wenn ich einer Tages solche Sätze mal verstehen werde,
    dann sage ich bescheid. :)


    Es ist Dir wichtig, dass Du diese Aussage veröffentlicht hast. Ich habe sie zur Kenntnis genommen.

  • Tychiades:
    "Klar doch. Es ist nur eine andere Ebene, denn das bezieht sich auf ein anderes Faktum..."


    Mysteriös. Gf. an anderer Stelle aufklären?! ;)



    "Vielleicht so:Der Buddha scheisst den Vögeln auf den Kopf". :)


    Und wozu soll das jetzt noch mal gut sein ? (:

  • Gedanken zum Mythos...


    Der Mythos als gültige Erklärung von sich und Welt findet sich bei Jäger- und Sammlerkulturen. Etwa betrachten die Yanomami den Wald als eine Art Lebewesen mit eigenem Willen, mit Atem und Fruchtbarkeit, dem sich der Wille des Menschen nicht aufdrängen darf. Die Yanomami essen die Asche ihrer verstorbenen Angehörigen, um deren Geister aufzunehmen. In diesem Sinn meint Mythos, dass jeder Baum, jeder Fluss und ebenso das eigene Denken und Fühlen als magisch verstanden wird.


    Dagegen findet in landwirtschaftlichen Kulturen die Unterscheidung zwischen einer gewöhnlichen Welt und der Götterwelt statt. Denn mit dem Entstehen landwirtschaftlicher Kulturen wird die Natur technischer gesehen. Die von der gewöhnlichen Natur unterschiedenen Götter können um Beistand - etwa für die Ernte - gebeten werden.


    Einige landwirtschaftliche Kulturen fanden zur Kooperation in größerem Maßstab, für die es Schrift und Zahl braucht. In Zusammenhang mit Schrift entwickelte sich eine als Logos bezeichnete Form des begründenden Denkens.

  • void:

    Wir verwenden den Begriff Mythos für die Mythen der anderen, weil uns unsere eigenen Mythen ja als selbst-evidente Wahrheiten erscheinen.


    Wäre es ein solch moderner Mythos, beispielsweise "Buddhaland" als etwas zu nehmen, das tatsächlich existiert? So wie die Yanomami einen Geist im Baum sehen, sehen wir einen Geist hinter den elektronischen Daten?


    Ich glaube aber, dass wir solche Abstraktionen nur gemeinsam benutzen, dabei aber genau wissen, dass es Buddhaland (Wien, den Euro, McDonalds, Gesetze, Gebote usw.) nirgendwo so ganz im physikalischen Sinn gibt. Was wir mit den Yanomami möglicherweise teilen, ist das Bewusstsein, dass die greifbare und beobachtbare Welt ohne geistige Qualitäten eigentlich gar nichts ist.