Hallo Zusammen,
erstmal freut es mich riesig dieses Forum gefunden zu haben und mich endlich mich erfahreneren Buddhisten aus zu tauschen!
Und jetzt habe ich gleich eine kleines "Problem". Die Schilderung dazu muss notwendigerweise etwas ausführlicher ausfallen, ich versuche mich auf das wesentliche zu beschränken. Ich hoffe ihr lest es trotzdem alle und könnt mir dabei helfen. Also los geht´s:
Ich beschäftige mich jetzt seit etwas mehr als einem Jahr mit Buddhismus (ich lese/höre (Hörbücher) sehr viel darüber) und muss sagen dass die Philosophie mir in meiner fast schon neurotischen Gedankenwelt sehr hilft zur Ruhe zu kommen, mich weniger zu sorgen und entspannter zu sein.
Ich habe ein Kleinunternehmen am Laufen (Gesang, Show, Entertainment usw.) und seid etwa 3,4 Monaten verbringe ich fast meine komplette Freizeit mit dem Lesen über Buddhismus und dem studieren der Top 10 Literatur zum Thema Effektivität, Produktivität, seine Ziele erreichen und umsetzten. Was ich sehr faszinierend finde ist, dass es in diesen Themenbereichen und dem Buddhismus sehr viele Parallelen gibt.
Es ist zwar immer anders formuliert aber die Inhalte und grundsätzlichen Prinzipien sind oft die selben.
Dualismus, die allen Lebewesen und Gegenständen zu grundliegende Verbindung in der Natur der Leerheit, Karma, Meditation, Leben im Moment, Gedanken nur beobachten ohne zu werten usw.
Auch finde ich toll, dass die Lektüre sehr menschenorientiert und überhaupt nicht materialistisch, gierig oder ausbeutend ist. Dort wird nicht vermittelt dass man nur Erfolg hat wenn man andere über den Tisch zieht. Es wird überall darauf hingewiesen an sich selbst zu arbeiten, die Gefühle und die Würde aller Menschen zu respektieren niemanden auszubeuten und nur zum Wohle aller beteiligen gemeinsam an etwas zu arbeiten.
Erfolg im (weitestgehenden) Einklang mit der buddhistischen Philosophie.
Und trotz dieser vielen Gemeinsamkeiten gibt es einen, wie ich finde sehr großen Widerspruch und dass ich diesen Widerspruch nicht ins Reine bringen kann, kratzt mich mental enorm auf, weil ich das Gefühl habe, das unerschütterliche Vertrauen in den Buddhismus und die Erfolgsliteratur, die mich beide persönlich und mein Leben schon so weit zum besseren entwickelt haben zu verlieren.
Ich schreibe hier jetzt die "Behauptungen" die in beiden Werken gemacht werden so auf wie ich sie auffasse. (Nicht nur die deckungsgleichen)
1.
Ich kann nur im Moment wirklich glücklich sein, da ich, wenn ich nicht im Moment bin, Vergleiche mit der Vergangenheit oder der Zukunft anstelle und nur im Vergleich etwas gut oder schlecht sein kann.
2.
Wahres Glück kann ich nur in mir selbst finden. Glück kann nicht von äußeren, materiellen Faktoren oder Menschen kommen.
(Diesen Behauptungen stimme ich zu!)
3.
Die Arbeit an, für und mit den Dingen die mir am meisten Spaß macht und darin immer besser und erfolgreicher zu werden, macht glücklich und zufrieden. (daran glaube ich)
(ich stelle erfolgreich nicht gleich mit reich oder mächtig)
Und jetzt die Frage auf einen Punkt gebracht, die mich so beschäftig und von der ich hoffe dass ihr eine Antwort geben könnt die meinen Blickwinkel ändert und den (vermeintlichen) Gegensatz, der bestimmt aus meiner persönlichen Perspektive kommt aufzulösen. Damit würdet ihr mir mehr helfen als ich in diesem Text vermitteln kann.
Wenn ich nur im Moment und niemals durch externe Faktoren glücklich sein kann und Glück nur in mir selbst generieren kann, warum sollte ich dann daran arbeiten erfolgreich und effektiv zu sein?
Oder anders formuliert.
Warum sollte ich im Moment, wo ich glücklich sein kann/sollte, mich auf die Zukunft konzentrieren um materielle Dinge und externe Werte zu erlangen dich mich nicht wirklich glücken machen?
Muss ich, um die buddhistische Lehre voll und ganz zu verstehen und zu leben auch in einem Kloster leben?
Darf ich dazu nicht mehr "wollen" als ich unbedingt, zwingend zum (Über-)leben brauche?
Ich kann doch nicht der einzige Mensch in der westlichen Welt sein, der sich so gut wie möglich an diese Lehre halten will. Es muss doch auch andere geben die mit diesem Widerspruch (wissentlich oder nicht) leben. Es muss doch auch andere, im Westen lebende Buddhisten geben die im Moment ihr Glück finden und trotzdem arbeiten gehen und sich lieber das etwas hochwertigere Produkt kaufen ohne gleich die ganze Lehre auf den Kopf zu stellen. Oder?
Wie passt das zusammen?
Und selbst wenn ich nicht (im Showbusiness im kleinen Rahmen) erfolgreich werden wollen würde, so würde ich doch trotzdem in der westlichen Welt, bis zu einem gewissen Maß durch Arbeit erfolgreich sein wollen/müssen für materielle Dinge wie ein Dach überm Kopf, ein Herd eine Waschmaschine und auch mal den ein oder anderen Dekoartikel weil es die Wohnung schöner und gemütlicher macht.
Ich habe keine großen Bedürfnisse und kann ohne Heuchelei von mir behaupten, dass ich alleine in einer zwei Zimmerwohnung völlig zufrieden wäre. Ein Auto das fährt und was man eben hier bei uns so "wirklich" braucht. Sicher muss ich keine Bügeleisenstation für 1200 € kaufen und klar fände ich eine Audi in der Einfahrt auch nicht schlecht aber das will ich nicht das brauch ich nicht.
Aber bin ich gleich diesen Grundgedanken (Glück kommt nicht von materiellem oder externen) entgegen wenn ich mir, weil es qualitativ einfach besser ist, oder schöner aussieht mir lieber einen Appel-Laptop, oder ein Kondensator-Mikrofon, oder die Kücheneinrichtung für 2000 € mehr leiste als die Produkte die mir weniger gut gefallen oder einfach nachweisbar qualitativ weniger hochwertig sind?
Muss ich als Buddhist in einem kahlen Einzimmerapartment leben und nur so viel "Erfolg" und "Effektivität" an den Tag legen um davon zu überleben?
Das kann ich irgendwie nicht glauben. Aber ich verstehe nicht wie es zusammenpasst.
Ich würde es so gern verstehen.
Danke dass du alles gelesen hast!
Ich hoffe sehr ihr könnt mir einen/euren Blickwinkel zu diesem Thema erläutern und mir eine Perspektive zeigen die beide (für mich so widersprüchlichen) Punkte zusammen bringt.
Damit würdet ihr mir und (so kitschig, melodramatisch und aufgesetzt das auch klingen mag) meinem Seelenfrieden sehr sehr helfen.
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Daniel