Ich habe mich hingesetzt und reflektiert. Was ist das "Problem" hier für mich? Was stört mich hier im "Buddhaland" so sehr, dass ich ihm den Rücken kehren will?
Meine Antworten:
1. "Tradition-bashing": andere Traditionen herabsetzen oder herabwürdigen. Die eigene Tradition als besser (als alle anderen) zu postulieren (auszugeben). Das zeugt m. E. nicht wirklich von Einsicht, es zeigt eigentlich nur, dass man an der eigenen Tradition anhaftet. Wenn Lehrer (und/oder deren Schüler) die eigene Lehre als das einzige Mittel zur Befreiung (oder als den besten, oder schnellsten Weg dorthin) anpreisen, läuten bei mir immer die Alarmglocken (s.a.: Anhaften an Ansichten (ditthūpādāna), Anhaften an Regeln und Riten (sīlabbatūpādāna)). Meine Empfehlung dazu:
"...Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.« - »Recht habt ihr, Kālāmer, daß ihr da im Unklaren seid und Zweifel hegt. In einer Sache, bei der man wirklich im Unklaren sein kann, ist euch Zweifel aufgestiegen. Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben..." zitiert aus der kalama-sutta (der ganze Text relativiert m. E. eigene Meinungen und Ansichten vorzüglich und sei hier ausdrücklich empfohlen) http://www.palikanon.de/angutt/a03_062-066.html#a_iii65
2. Die eigene Meinung als die einzig wahre Meinung kundzutun. Und diese Meinung dann auch noch aggressiv durchzusetzen - oder es zumindest zu versuchen. Das wirft m. E. nicht nur ein schlechtes Licht auf den Verfasser dieser Meinung, sondern schlimmstenfalls auf dessen eigene Tradition (nämlich dann, wenn er nicht klar macht, dass das, was er da gerade geschrieben hat, nur seine eigene Meinung darstellt). Menschen, die noch nicht allzu viel über den Buddha-Dhamma wissen, könnte so etwas wahrscheinlich eher abschrecken und auch die Lehre selbst in ein denkbar schlechtes Licht rücken.
3. Der Gebrauch von Sprache: teilweise wird hier m. E. sehr unachtsam mit der Sprache umgegangen. Ich rede hier nicht davon, dass ich Perfektion erwarte. Nicht jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich adäquat auszudrücken. Das unterliegt vielen Bedingungen. Aber wenn ich in einem buddhistischen Kontext schreibe, sollte ich mir der Tatsache bewusst sein, dass auch die Art und Weise, wie ich schreibe, einiges über mich aussagt. "Schludriges", unachtsames Schreiben entwertet m. E. die Aussage, denn wenn ich mir nicht einmal die Mühe mache, ordentlich und halbwegs verständlich zu schreiben, warum schreibe ich dann überhaupt? Und was sagt das über meine Achtsamkeit und die Würdigung potentieller Leser aus? Denn ich habe ja gerade in dieser Form der Kommunikation die notwendige Zeit, um mir das Geschriebene noch einmal durchzulesen, zu reflektieren, abzuwägen und gegebenenfalls zu korrigieren. Form und Inhalt. Inhalt und Form. Dazu gehört natürlich auch das Thema der "rechten Rede".
Gibt es dafür Lösungen? Sicherlich. Aber das verlangt natürlich ein gewisses Maß an Einsicht und Weisheit. Und gutem Willen.
Dann ergibt sich die Frage, ob diese Vision realistisch ist. Und da habe ich leider meine Zweifel (genährt aus meinen Erfahrungen hier im Buddhaland). Gefordert sind meiner Meinung nach alle Teilnehmer und natürlich vor allem die Moderatoren.