War der Gautama Buddha geistig fix und fertig?

  • Mich beschäftigt da eine Frage:


    Hatte Gautama Buddha eigentlich nach seiner Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum später noch irgendetwas hinzugelernt oder war er nach seiner Erleuchtung geistig quasi fix und fertig?

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
    -
    " Beides vergaß ich, das Ich und das Nicht-Ich."


    - Huang-po

  • Hat er noch etwas dazugelernt..?


    Ich vermute, er hat durchaus noch gelernt und sich entwickelt.


    Auf jeden Fall hat er gelernt, die Darstellung der Lehre an sehr verschiedene Empfänger anzupassen, Einige konnte sehr direkt mit philosophischen Konzepten konfrontiert werden, andere mußten mit Texten angesprochen werden, die Bezüge zum Hinduismus hatten, andere brauchten bildhafte Umschreibungen.


    Er hat auch gelernt, daß es manchmal einfacher sein kann, eine Organisation zu gründen als mit allen Kleinigkeiten der Verwaltung befasst zu sein.


    In dem Zusammenhang wird ganz deutlich, daß er in Einzelpunkten (die nicht direkt zur Lehre gehören) durchaus auch seine Meinung oder Anweisungen geändert hat. Das es die direkte Erlaubnis Buddhas gibt, die Lehre in unwichtigen Punkten auch ohne ihn anzupassen zeigt, daß er die Lehre nicht für dogmatisch abgeschlossen gehalten hat.

  • Freeman reloaded:

    Mich beschäftigt da eine Frage:
    Hatte Gautama Buddha eigentlich nach seiner Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum später noch irgendetwas hinzugelernt oder war er nach seiner Erleuchtung geistig quasi fix und fertig?


    In den Lehrreden heißt es, das einer der nibbana realisiert
    hatte, getan hat, was zu tun war. Er hat nichts mehr zu üben
    und wird deshalb als ein der Übung lediger bezeichnet.
    Sonstige Eigenschaften die er bis dahin nicht erlangt hat
    (z.B. bestimmte geistige Versenkungen oder geistige Fähigkeiten)
    bildet er nicht mehr aus. Es gibt nichts mehr was er noch machen müßte.
    So ist er völlig abgelöst. Das bedeutet aber nicht, das er sich nicht
    mehr auf Dinge einstellen könnte die von "außen" auf ihn zukommen.

  • Spock


    Ich stimme Dir zu, Buddha war sicher keine geistige Vakuumpumpe und war somit sicher nicht fertig.


    fotost


    Ich stimme Deinem Kommentar vollumfänglich zu. Ich denke da auch zB an Buddha's Lieblingsjünger Ananda, der ihm sicher noch die eine oder andere Anregung hinsichtlich zB der Ordensregeln (Aufnahme von Frauen in den Orden ect) gegeben hatte.


    accinca


    Sei gegrüsst, werter accinca :) Ich stimme Deinem Kommentar zu. Buddha hatte das Wesentliche, also die vier edlen Wahrheiten erkannt und verwirklicht, er hatte Nibbana verwirklicht, war somit ein Erwachter, vollkommen Befreiter. Allerdings hatte er sicher noch das Eine oder Andere während seines langen Lebens hinzugelernt, richtig? Ich will damit sagen, er war nicht allwissend, sondern er war halt ein Mensch...

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
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    - Huang-po

  • Freeman reloaded:

    Ich will damit sagen, er war nicht allwissend, sondern er war halt ein Mensch...


    Ich denke das "allwissend" bezieht sich nicht auf etwas "objektives" (zB. Urknall), sondern "allwissend" in Bezug auf das was er postulierte zB. die 4 Edlen, Vergänglichkeit der Phänomene (dharmas) und deren Zusammengesetztsein, usw.

  • Spock


    Yep, Zustimmung, das meinte ich ja auch mit meinem Kommentar:


    " Buddha hatte das Wesentliche, also die vier edlen Wahrheiten erkannt und verwirklicht, er hatte Nibbana verwirklicht, war somit ein Erwachter, vollkommen Befreiter."

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
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  • Spock:
    Freeman reloaded:

    Ich will damit sagen, er war nicht allwissend, sondern er war halt ein Mensch...


    Ich denke das "allwissend" bezieht sich nicht auf etwas "objektives" (zB. Urknall), sondern "allwissend" in Bezug auf das was er postulierte zB. die 4 Edlen, Vergänglichkeit der Phänomene (dharmas) und deren Zusammengesetztsein, usw.


    Wir müssen mit unseren kulturellen Vorprägungen christlicher Art immer wieder aufpassen, Begriffe, die vorbelastet sind nicht einfach 1:1 in buddhistischem Kontext zu verwenden.


    Allwissend, allmächtig etc. haben bei uns einfach Bedeutungen die im Hinterkopf mitlaufen, ob wir es möchten oder nicht.


    Wobei diese ganzen Begriffe schon im christlichen Kontext ausgesprochen zweifelhaft sind.
    Kennt der allwissende Gott der Christen ein Rätsel, das so schwierig ist, daß er die Lösung dazu nicht kennt?

  • Freeman reloaded:

    accinca
    Allerdings hatte er sicher noch das Eine oder Andere während seines langen Lebens hinzugelernt, richtig? Ich will damit sagen, er war nicht allwissend, sondern er war halt ein Mensch...


    Was käme es auf meine unerhebliche Meinung an.
    Jedenfalls nach der überlieferten Lehre war der
    Buddha, obwohl früher einmal in der Menschenwelt geboren,
    über diese weit hinaus gegangen bis an das Ende aller
    Möglichkeiten indem er den Wahn durchdrungen und dadurch
    von allem Dasein unabhängig wurde. In wieweit man dann so
    etwas dann noch immer als "Mensch" bezeichnen wollte, mag
    wohl eine Sache des persönlichen Geschmacks sein.
    Was nun die sog. "Allwissenheit" anbelangt, kommt es sehr
    darauf an was genau man damit denn meint. Wenn man darunter
    versteht, das einer zu einem jeden Zeitpunk und gleichzeitig
    alles was in der Welt gewußt werden könnte auch wissen müßte,
    dann hat der Buddha erklärt, das sowas nicht seine Absicht oder
    Möglichkeit oder Ziel seines Interesses sei. Warum sollte
    man auch den ganzen endlosen Blödsinn der Welt wissen wollen?
    Wenn man aber z.B. unter "Allwissenheit" ein Bewußtsein
    versteht das jede kleinste auftretende Willenstätigkeit
    bewußt mit Weisheit wahrnimmt, weil der Geist nicht in der
    Welt zerstreut ist, dann könnte man schon von "Allwissenheit" reden.


  • Genau so sehe ich das auch, Accinca.
    Was vor 100 Jahren "allwissend" genannt wurde ist heute überholt. Und auch das heutige Wissen ist nur begrenzt. So wird es immer weiter gehen.
    Das ist auch alles nicht besonders wichtig.


    Sondern wichtig ist, dass ich die Ursachen und Wirkungen meines Denken und Handelns und damit auch anderer erkennen kann, reicht völlig aus. Wir haben heutzutage das Glück bzw. Un-Glück, auf eine lange Zeit und Entwicklung der Menschheit zurückzublicken und daraus Schlüsse zu ziehen. Wir wissen vielleicht sogar mehr als der Buddha, was die "Zusammensetzung der Welt" anbelangt.


    Aber weiter gebracht hat uns das bisher nicht. Denn es wirken immer dieselben Kräfte, die unheilsam oder heilsam sind - egal ob vor 3000 Jahren oder heute. Mehr muss ich nicht wissen, um mein Leben entsprechend zu gestalten oder wie Du oben schreibst


    Zitat

    Wenn man aber z.B. unter "Allwissenheit" ein Bewußtsein
    versteht das jede kleinste auftretende Willenstätigkeit
    bewußt mit Weisheit wahrnimmt, weil der Geist nicht in der
    Welt zerstreut ist, dann könnte man schon von "Allwissenheit" reden.


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • In diesem Zusammenhang hier eine Selbsteinschätzung Buddhas.



    A.IV.36 Weltüberwindung - 6. Doṇa Sutta

    Zitat


    Wenn die Triebe versiegt sind, wenn keine weiteren Wiedergeburten mehr erfolgen werden werden Kategorien einfach sinnlos

  • Von Buddha, von Jesus, von Michelangelo und von Stalin fliegen buchstäblich und in jeder Sekunde 100Mio Atome durch unsere Körper. Wissenschaftlich bewiesen. Das mit Stalin passt mir auch nicht, kann aber keine Grenzschutzmauern um mich drumrumbauen.


    Man könnte (wenn man wollte :D) nun durchaus anbringen - Buddha wird nach wie vor ständig wiedergeboren.

  • keks:

    Von Buddha, von Jesus, von Michelangelo und von Stalin fliegen buchstäblich und in jeder Sekunde 100Mio Atome durch unsere Körper. Wissenschaftlich bewiesen. Das mit Stalin passt mir auch nicht, kann aber keine Grenzschutzmauern um mich drumrumbauen.


    Man könnte (wenn man wollte :D) nun durchaus anbringen - Buddha wird nach wie vor ständig wiedergeboren.

    Bei jedem Beschäftigen mit den Worten Buddha wird er wiedergeboren immer wieder ein Buddha immer ein anderer. Der Buddha der das gesagt hat kann nicht wiedergeboren werden hat er selber gesagt.

  • Ja, er war nachher fertig und musste nichts mehr dazu lernen, er wusste, wie er seine Lehre an unterschiedliche Menschen vermitteln kann und musste nichts mehr lernen. So der Glaube, wie die Realität aussah ...?

  • @Irmin82


    " Ja, er war nachher fertig und musste nichts mehr dazu lernen, er wusste, wie er seine Lehre an unterschiedliche Menschen vermitteln kann und musste nichts mehr lernen. So der Glaube, wie die Realität aussah ...?"


    Ich fand, accinca hatte diese Frage sehr treffend beantwortet :like:

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


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    - Huang-po

  • Es ist eine schöne Auslegung, aber wer bewertet, was Blödsinn ist und was nicht? Auch geht es hier um die Frage von Glauben und historischen Tatsachen. Jemand der Erleuchtet war, musste nichts mehr lernen, dem Glauben nach.

  • @Irmin82


    " Jemand der Erleuchtet war, musste nichts mehr lernen, dem Glauben nach."


    Ja aber wer glaubt denn sowas? Accinca, auf dessen Kommentar ich hier verwiesen hatte, glaubt das nicht. Und ich glaube das auch nicht. Die meisten Buddhisten, die ich bisher kennengelernt habe, glauben so einen Unsinn nicht :)

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


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    - Huang-po

  • Dann glaub es halt nicht. ;) Das ist das Gleiche, als ob du als Christ glaubst, dass Jesus übers Wasser ging. Sicher kann man hier jetzt überlegen, was damit anderes gemeint gewesen sein könnte, aber es sind dann halt nur Auslegungen, die jeder so handhabt, wie sie ihm/ihr schmecken.
    Schön, dass accinca deinen Geschmack getroffen hat. :)

  • @Irmin82


    " Schön, dass accinca Deinen Geschmack getroffen hat"


    Jaaa, das finde ich auch :)

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


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    " Beides vergaß ich, das Ich und das Nicht-Ich."


    - Huang-po

  • Übrigens noch ein paar sinnige Worte zur Allwissenheit:


    " 49. "Er erkennt Alles unmittelbar als Alles. Nachdem er Alles unmittelbar als Alles erkannt hat, sollte er sich nicht Alles vorstellen, er sollte sich nicht Vorstellungen in Allem machen, er sollte sich nicht Vorstellungen von Allem ausgehend machen, er sollte sich nicht vorstellen 'Alles ist mein', er sollte sich nicht an Allem ergötzen. Warum ist das so? Damit er es vollständig durchschauen möge, sage ich." :grinsen:


    50. "Er erkennt Nibbāna unmittelbar als Nibbāna. Nachdem er Nibbāna unmittelbar als Nibbāna erkannt hat, sollte er sich nicht Nibbāna vorstellen, er sollte sich nicht Vorstellungen in Nibbāna machen, er sollte sich nicht Vorstellungen von Nibbāna ausgehend machen, er sollte sich nicht vorstellen 'Nibbāna ist mein', er sollte sich nicht an Nibbāna ergötzen. Warum ist das so? Damit er es vollständig durchschauen möge, sage ich." "


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m001z.html

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    - Huang-po

  • Irmin82:

    Da, bitte:
    http://www.palikanon.com/diverses/milinda/milinda04b.htm


    Natürlich war der Buddha fertig und musste nichts mehr dazu lernen ... Mein Gott. Sonst wäre er ja nicht erleuchtet gewesen. :roll:

    Kein Mensch ist jemals fertig mit lernen. Mein Opa nahm meine Hand und zeigte sie mir und sagte: Wenn alle Finger gleich lang sind kannst du aufhören zu lernen. Dann zeigte er mir seine Hand. Ich hatte erkannt das wir genau da gleich sind, auch er in seinem Alter darf noch nicht aufhören zu lernen. Schweigen ein "heiliger" Augenblick, voller Leere. Das nenn ich Meisterschaft. Ich war damals vielleicht 9 Jahre alt.
    Der Buddha den du erkennst ist kein Mensch also ist er nur ein Buddha. Es gibt nichts hat Buddha gesagt das sich nicht bei seiner Zeit ändert.