Was wird eigentlich wiedergeboren?

  • Sorry, wenn ich nicht das Forum durchsucht hab, es gibt sicher viele Beiträge, die in die Richtung gehen, aber trotzdem poste ich mal die Frage.
    Ich hab gestern ein Buch zum Thema Buddhismus gelesen (Buddhismus Hans Wolfgang Schumann) und da wird das so erklärt, dass man sich das anhand von Billardkugeln vorstellen kann. Eine stößt die nächste an und es ist das Ziel die Kugel zum Stillstand zu bringen (eigentlich nicht mehr zu wollen). Das was wiedergeboren wird, ist nur die Art (oder der Winkel), wie die nächste Kugel rollt und da es ja kein Ich gibt, ist es auch völlig egal, ob ich etwas erlebe oder mir etwas passiert (da es ja ein mir auch nicht gibt).
    Eigentlich wäre es hier ja einfacher von einem weitergeben zu sprechen, nur würde das ja wieder bedeuten, dass ich als einzelne Person existent bin und nicht leer und Teil eines Ganzen.
    Eigentlich ist es ja eher ein Vererben als ein Wiedergeboren-werden (nur vererben greift ja eigentlich auch nur dann, wenn ein Ich existent ist).
    Ich hab das Gefühl, dass viele Buddhisten die Wiedergeburt so erklären, als ob es eine Seele gäbe, aber eigentlich das was wiedergeboren wird, ist ja nur die Richtung, in die die nächste Kugel rollt (Wobei hier ja auch wieder ein Bild erzeugt wird, als gäbe es einzelne Kugeln und somit irgendwie ein Ich oder etwas Getrenntes).
    Ich bitte um Meinungen, Antworten, Berichtigungen ... Danke :)

  • hierüber gibt es viele unterschiedliche Spekulationen und Ansichten unter den Anhängern und die philosophischen Schulen des Buddhismus in den verschiedenen asiatischen Ländern geben hier auch keine einheitliche Auskunft. ;)
    z.B. gibt es die Pudgalavada-Schule, die versucht den Begriff der »Person« (Sanskrit: pudgala) als eigene Realität in die Lehre einzubringen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pudgalavada
    https://en.wikipedia.org/wiki/Pudgalavada

  • Ich konnte aus dem Pali Kanon folgendes entnehmen.


    Wiedergeboren wird auf jeden Fall keine Seele. Wiedergeboren wird ein Impuls. Nein, vielmehr bleibt dieser Impuls bestehen, wenn der Mensch stirbt. Abhängig vom Karma, setzt dieser Impuls eine Wiedergeburt voraus. Ein Tier, ein Mensch, was auch immer.


    Dieses Wesen, hat jedoch nicht länger etwas mit mir zu tun.


    Die Vorstellung der Wiedergeburt, in Form einer Seele und der damit verbundenen Person XY, ist mMn ein Irrglaube, zumindest im Buddhismus. Von solch einer konnte ich nie lesen, und es war auch nie die Rede von so einer. Zumal es sogar die weit verbreitete Annahme gibt, das Buddha selbst nicht wirklich an Wiedergeburt glaubte.


    Heißt im Klartext: Werde ich wiedergeboren (wovon ich ausgehe) dann entweder als Mensch oder Tier, jedoch habe ich damit dann nicht mehr direkt etwas zu tun. Es ist nicht so, das man dann als Kind in Syrien sitzt und sich denkt: "Man, hätte ich mal gutes Karma gesammelt".


    Es ist ein neuer Mensch, ein neues Tier, ein neues Leben.
    Deshalb sollte man sich ja auch bemühen gutes Karma zu sammeln, damit das Leid ein Ende findet und es möglich wird das Menschen aus dem Kreislauf entkommen.


    Aber wie man schnell merkt, die Menschwerdung ist nicht so einfach zu erreichen, hinzu kommt, dass die Chance, in einer Zeit geboren zu werden, in der die buddhistische Lehre existiert, sehr gering ist. Zusätzlich braucht man einen gesunden Körper, einen gesunden Verstand, um die Lehre zu begreifen, eine Umwelt, die es einem ermöglicht die Lehre auszuüben, alles Dinge die sehr selten sind. Deshalb sollte man keine Zeit vergäuden und sofort mit der Achtsamkeitsschulung und mit einer moralischen Lebensweise beginnen.


    Alles andere folgt, und benötigt kein elendig langes Spekulieren.

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni

  • @Jigme Wozu verwendet man dann überhaupt den Begriff Wiedergeburt? Das hat doch dann mit Wiedergeburt überhaupt nichts zu tun. Und eigentlich kann es mir dann ja auch egal sein, wie ich lebe oder wer meinen Impuls abbekommt. Edit: Das ist ja eigentlich nichts anderes als Atheismus.
    Edit2: Außerdem reden wir hier die ganze Zeit von einem Ich, falls du es merkst.

  • Irmin82:

    @Jigme Wozu verwendet man dann überhaupt den Begriff Wiedergeburt? Das hat doch dann mit Wiedergeburt überhaupt nichts zu tun. Und eigentlich kann es mir dann ja auch egal sein, wie ich lebe oder wer meinen Impuls abbekommt. Edit: Das ist ja eigentlich nichts anderes als Atheismus


    Nein ist es nicht. Der Begriff Wiedergeburt mag wirklich etwas irreführend wirken und mMn ist es auch lediglich eine Übernahme aus dem Hinduismus, wie etliche andere Sachen auch, aber trotzdem.. es wird sehr wohl was wiedergeboren. Und das ist eben dieser karmische Impuls.


    Und auch egal kann es einem Buddhisten nicht sein. Denn das Ziel ist das Überwinden des Leidens, und das kann nur erreicht werden, wenn Selbst und Nicht Selbst überwunden werden. Das Karma darf weder Negativ noch Positiv sein. Eine neutrale Ausrichtung ist von Nöten, damit durch "dein" Impuls aus Notwendigkeit, die sich aus dem Kreislauf ergibt, nicht erneut ein Individuum geboren wird.



    Zitat

    Edit2: Außerdem reden wir hier die ganze Zeit von einem Ich, falls du es merkst.


    Ein "Ich" existiert nach buddhistischer Lehre aber gar nicht :?

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni

  • GyatsoJigme:

    Ein "Ich" existiert nach buddhistischer Lehre aber gar nicht :?


    Das kommt darauf an, wie man "Ich" und "Existenz" definiert ;) Etwas das zwar eine Illusion ist, aber als solche durchaus Wirkkraft hat, existiert zwar an sich nicht, aber trotzdem kann man die Auswirkungen dieser Illusion nicht einfach ignorieren. :)


    Ich vermute Buddha selbst würde zu dem Thema die eine oder andere Seite mehr betonen, je nachdem wie der Fragende konstituiert ist.


    kilaya

  • @Jigme Das könnte mir aber dann eigentlich egal sein, ob das andere Lebewesen den Impuls abbekommt, wenn für mich nachher alles gelaufen ist, dann ist mein Leid eh vorbei.


    Eben, im Buddhismus wird ein Ich abgelehnt, aber wir reden dauernd darüber. Auch Du, wenn du deinen ersten Kommentar durchgehst.


    Edit: Aber bitte sag mir, warum mir das nicht egal sein sollte, wenn ich nach meinem Tod damit nichts zu tun hab? Deiner Antwort hat wirklich die Begründung gefehlt, bzw. Ist sie für mich nicht erkennbar.

  • Hallo Irmin
    Anstelle von "Wiedergeburt" könnten wir vielleicht besser von "wieder-werden" sprechen,
    anstelle von "Ich" besser von " ich -Erleben".


    Wiedergeburt impliziert ja, das da etwas ist, was "wieder" , also zum wiederholten Male
    zurückkommt. Das ist so nicht ganz korrekt.



    Zitat

    Das könnte mir aber dann eigentlich egal sein, ob das andere Lebewesen den Impuls abbekommt, wenn für mich nachher alles gelaufen ist, dann ist mein Leid eh vorbei


    Das "andere Lebewesen" welches entsteht ist weder vollkommen identisch mit Dir, noch ist
    es vollkommen verschieden. Daher würde ich den zitierten Satz anders sehen.
    In deinem Sinne interpretiert, fiele das Thema des Karma damit weg.


    LG Rolf

  • Irmin82:

    @Jigme Das könnte mir aber dann eigentlich egal sein, ob das andere Lebewesen den Impuls abbekommt, wenn für mich nachher alles gelaufen ist, dann ist mein Leid eh vorbei.
    Edit: Aber bitte sag mir, warum mir das nicht egal sein sollte, wenn ich nach meinem Tod damit nichts zu tun hab? Deiner Antwort hat wirklich die Begründung gefehlt, bzw. Ist sie für mich nicht erkennbar.


    Das ist eine Sache, die ein Zen Buddhistischer Freund mir mal erzählte.


    Er findet den Theravada Buddhismus nicht gut, weil man im Gegensatz zum Mahayana zu sehr auf sich selbst fixiert ist. Bedeutet, man kümmert sich eben um seine eigene Erlösung durch das Erwachen, andere jedoch, stehen dort erstmal an zweiter Stelle.


    Im Mahayana Buddhismus z.B legt man sein Boddhisattva Gelübde ab. Bedeutet man gibt nach dem Erwachen seine endgültiges Erlöschen im Nirvana auf, um als Erleuchtetes Wesen weiterhin anderen auf dem Weg dorthin zu helfen.


    Das ist eine, sagen wir, mehr auf andere fixierte Art und Weise die Dinge zu betrachten.


    Ich meine, klar, es kann dir egal sein was mit anderen ist. Aber verfolgst du die buddhistische Lehre, hältst die Silas ein und übst dich in der meditativen Praxis, wird dein Verhalten alles andere als Gleichgültig gegenüber anderen. Im Endeffekt kannst du sowieso nur in diesem Leben handeln, denn, was am Ende passiert kann schlussendlich keiner wissen.


    Bedeutet: Wenn es dir egal ist, ist es dir egal. Ich kann dir nicht sagen wieso es dir nicht egal sein sollte, alles was ich dir sagen kann, ist, dass es dir nicht länger egal sein wird, sobald du den buddhistischen Weg einschlägst.


    Und durch dein entsprechendes Verhalten tust du ja bereits alles erdenkliche, um die Wiedergeburt deines Impulses möglichst gut zu beeinflussen.


    Zitat

    Eben, im Buddhismus wird ein Ich abgelehnt, aber wir reden dauernd darüber. Auch Du, wenn du deinen ersten Kommentar durchgehst.


    Nein, ein Ich wird nicht abgelehnt. Ich halte das für eine verwirrende Ausdrucksweise. Buddha Shakyamuni hat das "Ich" entlarvt. Entlarvt als schlichte Illusion. Es ist nicht echt. Und ja, ich rede darüber, wieso sollte ich auch nicht ? Wie soll ich über etwas sprechen, ohne darüber zu sprechen ? Ich weiß, das es manchmal verwirrend sein kann.


    Besonders wenn man sagt, ein "Ich" wäre illusionär, anschließend aber Sätze wie "Ich finde..." lesen muss. Jedoch ist das nunmal unsere Sprache, und diese lässt einem in diesem Fall meines Erachtens keine eigene Möglichkeit.


    Im Zen wird das sehr schön beschrieben. Dort gilt jegliches rationales Denken (und auch die Sprache) als sinnlos und hinderlich. Was sie auch immer wieder ist, wie man sehen kann.

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni

  • GyatsoJigme:

    Das ist eine Sache, die ein Zen Buddhistischer Freund mir mal erzählte.


    Er findet den Theravada Buddhismus nicht gut, weil man im Gegensatz zum Mahayana zu sehr auf sich selbst fixiert ist. Bedeutet, man kümmert sich eben um seine eigene Erlösung durch das Erwachen, andere jedoch, stehen dort erstmal an zweiter Stelle.


    Im Mahayana Buddhismus z.B legt man sein Boddhisattva Gelübde ab. Bedeutet man gibt nach dem Erwachen seine endgültiges Erlöschen im Nirvana auf, um als Erleuchtetes Wesen weiterhin anderen auf dem Weg dorthin zu ....


    Dein Freund irrt sich gewaltig,aber er beantwortet die Frage : “ Was wird wiedergeboren ?“


    Unwissenheit und Ignoranz wird wiedergeboren. Alles ist leer..,leer von etwas.


    Ich bin nur möglich durch “nicht ich“ Elemente.
    Aber alles ist auch nicht eins, weil die Bedingungen auch leer sind.


    Nichts ausser Ignoranz und Unwissenheit entsteht und vergeht.
    Samsara ist ein goldener käfig, und die Schlüssel haben wir in unseren Taschen.


    Im Flugzeug stülpt man sich immer zuerst die sauerstoffmaske über, bevor man anderen hilft.
    Bewusstlose können andere bewusstlose nicht retten.


    Wenn Du fragen zum thema Theravada hast, frage nicht deinen “Zen/Mahayana“ Freund.


    Der hat keine Ahnung.


    Ich wünsche Dir frieden!

  • Zitat

    Dein Freund irrt sich gewaltig


    Ach, wieso solche Ausdrucksweisen ? Ich denke nicht das er sich irrt, er hat (eindeutig) einfach nur eine andere Auffassung dessen.


    Zitat

    Samsara ist ein goldener käfig, und die Schlüssel haben wir in unseren Taschen.


    Mag sein ^^


    Zitat

    Im Flugzeug stülpt man sich immer zuerst die sauerstoffmaske über, bevor man anderen hilft.
    Bewusstlose können andere bewusstlose nicht retten.


    Ich finde das Beispiel nicht wirklich passend. Ich habe nichts gegen das grundlegende Vorgehen, sich erstmal um sich selbst zu kümmern, so wie es im Theravada umgesetzt wird. Jedoch gibt es nunmal Buddhisten, die das als Egoistisch empfinden. Egoistisch im Sinne von fehlendem Mitgefühl. Weshalb lehrte Buddha Shakyamuni Dhamma seinen Bhikkhus ? Aus Mitgefühl.
    Weshalb bleibte er mehrere Äönen lang ? Aus Mitgefühl.


    -(Mal ganz abgesehen davon, dass die Erleuchtung im Theravada, laut offizieller Angabe, nur für Mönche vorgesehen ist.)-


    Es ist eine persönliche Entscheidung, ob man das Vorgehen eines Theravada Buddhisten mit einem Verhalten entsprechend dieser Definition von Mitgefühl gleichsetzen kann.


    Du kannst es anscheinend, und das ist doch gut :)


    Zitat

    Ich wünsche Dir frieden!


    Wünsche ich dir ebenfalls !

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni


  • Oder hier:

    Zitat

    "...Vacchagotta aber war dadurch noch nicht überzeugt, sondern fragte weiter, wo oder unter welchen Umständen ein Befreiter oder Erlöster wieder erscheine oder ob er nicht wieder erscheine. Buddha sagte ihm, daß auch diese Frage nicht zu beantworten sei, weil sie über die Grenzen der Erkenntnismöglichkeit hinausgehe, und verdeutlichte ihm das durch ein Gleichnis:


    Wenn ein Feuer brennt, so ist es durch den Brennstoff bedingt. Ist kein Brennstoff mehr da, so erlischt es, und wenn es erloschen ist, dann ist die Frage, nach welcher Richtung es gegangen sei, sinnlos. Genau ebenso sinnlos ist die Frage, wo ein Befreiter oder Erlöster oder Vollendeter nach dem Tode wieder erscheine. Der von den fünf Gruppen, die die Person bilden, erlöste Vollendete ist, so sagte Buddha, "unermeßlich, unergründlich wie das große Meer". Von allem, was man über ihn aussagen wollte, würde nichts zutreffen, aber auch nicht das Gegenteil...."
    http://www.palikanon.de/buddhbib/07budjng/budjng11.htm


    Und auch das hier kann weiterhelfen:
    http://www.palikanon.com/majjhima/m063n.htm

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • GyatsoJigme:


    Jedoch gibt es nunmal Buddhisten, die das als Egoistisch empfinden. Egoistisch im Sinne von fehlendem Mitgefühl. Weshalb lehrte Buddha Shakyamuni Dhamma seinen Bhikkhus ? Aus Mitgefühl.
    Weshalb bleibte er mehrere Äönen lang ? Aus Mitgefühl.


    Hallo GyatsoJigme,
    das wird immer wieder falsch verstanden!
    Außerdem: Alles, was wir tun, tun wir zunächst aus egoistischen Gründen. Wir wollen alle frei von Leid sein. Das ist der erste Grund. Wir suchen also eine Lösung. Die gab der Buddha. Dann sind wir froh, eine gefunden zu haben. Das betrifft zunächst nur uns selbst.


    Wo blieb der Buddha mehrere Äonen lang? Wo steht das geschrieben? Welche Lehre behauptet so etwas?


    Mitgefühl ist eine Qualität, die mit entsprechender Praxis durch Ablegen der Unwissenheit wächst. Das ist auch bei Theravadin so. Deine Behauptung bzw. die Behauptung Deines Freundes ist Unwissenheit.


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat

    Alles, was wir tun, tun wir zunächst aus egoistischen Gründen. Wir wollen alle frei von Leid sein


    Natürlich. Trotzdem unterscheiden sich die letztendlichen Motive zwischen den Schulen.


    Die "Heilung" oder "Verbesserung" fängt selbstverständlich immer bei uns selbst an - aber beim Mahayana pimpe ich mein Bewusstsein letztlich auf, um anderen zu helfen und im Theravada mache ich es, um schnell hier rauszukommen. ;)


    Zitat

    Wo blieb der Buddha mehrere Äonen lang?


    (...) Es heißt, der Buddha Shakyamuni praktizierte diesen Weg als Bodhisattva drei Weltzeitalter (Zyklen) lang. Dieser Weg des Buddha als Bodhisattva wird nicht nur in den Mahayana-Sutras dargelegt, sondern auch im Pali-Kanon, in den Jataka-Geschichten – wird also auch von den Theravada-Anhängern akzeptiert.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Mahayana#Hinayana_und_Mahayana


    Zitat

    Mitgefühl ist eine Qualität, die mit entsprechender Praxis durch Ablegen der Unwissenheit wächst.


    Ein weiser Mensch erkennt vielleicht die Ursache für das Leiden der Anderen - das bedeutet aber nicht, dass er automatisch auch Mitgefühl entwickelt. Das eine ist keine unabdingbare Folge des anderen.


    Zitat

    Deine Behauptung bzw. die Behauptung Deines Freundes ist Unwissenheit.


    Nein, sehe ich immer noch nicht so.

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni

  • GyatsoJigme:

    Er findet den Theravada Buddhismus nicht gut, weil man im Gegensatz zum Mahayana zu sehr auf sich selbst fixiert ist. Bedeutet, man kümmert sich eben um seine eigene Erlösung durch das Erwachen, andere jedoch, stehen dort erstmal an zweiter Stelle.


    Im Mahayana Buddhismus z.B legt man sein Boddhisattva Gelübde ab. Bedeutet man gibt nach dem Erwachen seine endgültiges Erlöschen im Nirvana auf, um als Erleuchtetes Wesen weiterhin anderen auf dem Weg dorthin zu helfen.


    Das ist der große Unterschied in Theravada und Mahayana. Im Mahayana haben manche daraus ein Denken der Überlegenheit entwickelt und den Theravada als Hinayana bezeichnet, also "kleines Fahrzeug". Mahayana bedeutet dagegen großes Fahrzeug. Diese Geringschätzung gegenüber dem Theravada ist sehr unsäglich und mit dem Metta-Gedanken nicht zu vereinbaren.


    Ich war gerade die letzte Woche bei einem Meditationsabend in einem thailändischen Kloster (also Theravada). Die Samaneri beantwortete anschließend fragen. Sie war ein sehr liebevoller und freundlicher Mensch und gab sich sehr Mühe die Fragen zum Wohle der Fragesteller zu beantworten. Sie erzählte von ihrem Abt in Thailand was für ein freundlicher und liebevoller Mensch er sei. Im Theravada gilt Metta (also Mitgefühl) anderen Menschen gegenüber genauso als ein ganz hohes Gut. Berühmte Theravada-Mönche wie Ajahn Buddhadasa oder Ajahn Chah sind gute Gegenbeispiele für Theravada-Mönche mit großem Mitgefühl und Einsatz für andere Menschen. Ich finde die Überheblichkeit des Mahayana eher abstoßend. Weil ich früher viel in Südostasien war habe ich eine positive Assoziation zum Theravada und muss mir Mühe geben die Mahayana-Leute nicht als abgehoben zu sehen. Es kommt also sehr darauf aus welchem Blickwinkel man sieht.


    Es mag in den verschienenen buddhistischen Richtungen verschiedene Theorien geben zur Wiedergeburt. Aber es sind nur Theorien. Niemand weiß irgendwas dazu. Alles ist nur Spekulation. Es kommt auf die Menschen selbst an, welche Werte sie leben und wie sie wirklich sind. Das zählt. Der Rest ist nur Theorie. Hier ist noch ein guter Artikel zur Wiedergeburt aus Theravada-Sicht: http://www.ursachewirkung.at/w…det-in-jedem-moment-statt Es ist ein Interview mit Bhante Seelawansa. Er redet dabei von Energie-Übertragung vom Sterbenden auf das nächste Leben. Es gibt mit unserer modernen Wissenschaft keinen Weg so eine Energie-Übertragung erklären zu können. Es gibt zur Wiedergebut einfach viele verschiedene Varianten bedingt durch kulturelle Einflüsse und mangelndes Wissen der Leute früher.


    Ich für meinen Teil versuche über Wiedergeburt nicht nachzudenken. Meine Gedanken und Überlegungen zu diesem Thema sind nur endlos im Kreis gelaufen. Wichtig ist es im Hier und Jetzt zu sein. Vor kurzem war ich zu einem Dhamma-Vortrag eines indisches Theravada-Mönches. Es war ein sehr grundlegender Vortrag, aber mir ist dadurch vieles klar geworden. Er sprach über Tod und dass es gut ist sich jeden Tag auf den Tod vorzubereiten. Denn der Tod ist sicher, das Leben jedoch nicht. Und ich hatte es bei diesem Vortrag klar vor Augen: Bereite dich jeden Tag auf den Tod vor, damit du dann nicht große Panik/Wut/Angst hast, wenn es mal soweit ist. Über Wiedergeburt nachzudenken ist dagegen Zeitverschwendung genauso wie darüber zu sinnieren, ob in diesem Jahr vielleicht doch der BVB Fußball-Meister wird vor den Bayern oder erst im nächsten Jahr.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Anandasa


    Als aller erstes:


    Mir ist das zu viel Pauschalisierung. Selbst wenn es in erster Linie um die Bezeichnungen geht, wird erwartet das man seitens Mahayana nicht so überheblich gegenüber dem Theravada sein soll (Ich selbst bin bezüglich der buddhistischen Richtung noch sehr unentschlossen) pauschalisiert aber selbst bis hinter den Mond.


    Ich glaube kaum, dass gemachte Vorwürfe auf jeden Anhänger des Mahayana übertragbar ist. Das wäre auch vollkommener Unsinn. Ja, es mag Differenzen geben, aber alle verfolgen im Prinzip der Lehre des Buddha, und mann sollte sich nicht auf irgendwelche Unterschiede versteifen. Das macht nämlich, im Anbetracht dessen was Buddha uns lehrt, ebenfalls keinen Sinn.


    Buddha lehrte zu Beginn weder Theravada noch Mahayana.
    Er lehrte Dukkha und das Aufhören von Dukkha.


    So, zweitens:


    Das Problem, dass besonders Mahayana Buddhisten (jene, welche ich kennenlernen durfte) mit dem Theravada haben, ist die Exklusivität. Der Theravada hängt in altertümlichen Systemen fest, was ihn auf der einen Seite ausmacht, aber auf der anderen auch unsympathisch.


    Schon alleine die Aussage, dass die Erleuchtung nur für Mönche ist, und Laien ausschließlich dazu dienen diese zu finanzieren, schreckt ab. Und es ist nicht verwunderlich das Mahayana Buddhisten dann den Finger heben und eben jene Geisteshaltung kritisieren. Denn bei ihnen war der Laie schon von zu Beginn an gleichwertig mit dem Mönch.


    Ich weiß, es mag Theravada Buddhisten geben, die es genauso sehen und für diese macht es auch keinen Unterschied, ob man nun Mönch ist, oder nicht. Aber das offizielle Statement sieht anders aus. Und das wirkt leicht abgehoben. Denn wieso sollte ein Mönch, Erleuchtung erlangen können, ein Laie (schon alleine dieser Ausdruck ist völlig absurd, da ein Laie jemand ist, der vom betreffenden Thema keine Ahnung hat. Ich habe aber sehr wohl Ahnung. Komisch nicht ?) jedoch nicht ?


    Wenn jemand im alltäglichen Leben des westlichen Gesellschaft sich bewusst für den Weg des Buddhismus entscheidet, wieso sollte er nicht Erwachen ? Weil er nicht völlig abgeschieden und zurückgezogen lebt ? Ich bitte dich. Sich ein Leben einzurichten, indem es viel Zeit zur Meditation gibt, und wenig Ablenkung von Außen ist in einer derartig offenen und vielschichtigen Gesellschaft wie der Deutschlands alles andere als Schwer.


    Hier wird meines Erachtens viel zu sehr in alten Denkmustern gehangen und dementsprechend gehandelt. Das Mahayana dann auf viele Einladender wirkt, ist doch kein Wunder.


    Siehe Zen Boom im Westen..


    Edit: Was Wiedergeburt betrifft stimme ich mit dir überein.

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni

    Einmal editiert, zuletzt von GyatsoJigme ()

  • mkha':

    Behalte die gelassen-gütigen Menschen, wie z.B. die Samaneri und ihr Abt, in steter Erinnerung und bedenke, dass gerade diejenigen, die Dir weniger „herzig“ erscheinen, Deines altruistisch liebenden Mitgefühls am meisten bedürfen.


    Ja, genau. Das wollte ich mit diesem Beispiel auch sagen: Es kommt auf die jeweiligen Menschen drauf an und nicht auf die buddhistische Richtung. Und es kommt darauf an liebende Güte zu verwirklichen, denn sie schützt einen vor Wut/Hass/Gier und tut anderen Menschen Gutes :-).

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Martin (Dhammavaro ):

    Im Flugzeug stülpt man sich immer zuerst die sauerstoffmaske über, bevor man anderen hilft.
    Bewusstlose können andere bewusstlose nicht retten.


    Deshalb gründete Buddha keine Altersheime und lernte nicht Arzt als er Alte und Kranke sah, er ging in die Waldeinsamkeit.


    Zitat

    Nichts ausser Ignoranz und Unwissenheit entsteht und vergeht.


    Das will fast niemand wissen. Das Paradies ist wo anders, und mit der Gier und dem Greifen nach vermeintlichen Vorteilen, die hier die Eintrittskarten waren, machen die meisten weiter bis die Erde ganz kahl und wüst sein wird. Dabei würde das uns Geschenkte für alle reichen, und man hätte sogar noch ausreichend Zeit dafür, die Wahrheit zu suchen und zu finden.


    Grüße, Yofi

  • Wenn es kein "Ich" gibt was wiedergeboren werden kann,
    dann gibt es auch kein Erlöschen bzw. Nibbana...denn was soll eigentlich erlöschen?
    Wenn nur die Vorstellung vom unabhängigen " Ich" erlöscht...dann erlöscht auch die Wiedergeburt..
    Wiedergeburt war im kulturellen Umfeld Buddhas ein Thema.... In unsere Kultur eher nicht, ich finde es deshalb absurd sie einführen zu wollen, als hätte "Ich" nicht schon genug zu tun.

  • Sunu Also denkst du, der Atheismus/Materialismus ist der Richtige Weg und man macht halt ein paar Meditationsübungen fürs Wohlbefinden?

  • Irmin82:

    man macht halt ein paar Meditationsübungen fürs Wohlbefinden?


    Spricht nichts dagegen, wobei das dann aber kein Buddhismus ist.


    Meiner Meinung nach kann man sich nicht einfach das herausnehmen was man toll findet, und was man eben nicht so cool findet verwerfen.


    Es gibt im Buddhismus zwar keine festgeschriebenen Dogmen, die haargenau bestimmen wie das Umsetzen der Lehre aussehen soll (Siehe Zen, Wiedergeburt eher weniger von Bedeutung) dennoch denke ich, dass man sich immerhin was die Grundlagen betrifft, an das halten sollte, was Shakyamuni Buddha uns vorgegeben hat.


    Dazu zählen nunmal auch Karma (als Universell geltendes Gesetz) und die Wiedergeburt. (Siehe Jatakas)


    Sich als Buddhist zu etikettieren, gleichzeitig aber Rosenpickerei zu betreiben, ist in meinen Augen irgendwie schwierig.


    Ich meine, ich gehe auch nicht daher und verwerft jetzt mal Jesus im Christentum, und brüste mich anschließend mit dem Titel "Christ", weil mir die restliche Mystik rund um diese Religion so gut gefällt.


    Nur so nebenbei. Soll natürlich kein Vorwurf gegen irgenjemanden sein.

    Was von mir erklärt ist, lasst erklärt sein. Was von mir nicht erklärt ist, lasst nicht erklärt sein - Buddha Shakyamuni

  • Irmin82:

    Sunu Also denkst du, der Atheismus/Materialismus ist der Richtige Weg und man macht halt ein paar Meditationsübungen fürs Wohlbefinden?


    Atheismus/Materialismus lehnt das eine ab um es durch etwas anderes zu ersetzen. Absolut
    Richtig/ Falsch ....Absolut Wahr/ Unwahr....Es geht darum sich aus der Schubladenperspektive
    zu befreien....was konkret bedeutet, sich von der Verblendung, bedingt durch die Wahrnehmung von inhärenter Existenz, zu befreien... Ich brauche dazu kein Wiedergeburtskonzept um mich dazu zu motivieren... Und keine Aussich auf irgendeine eine "Belohnung".

  • Zitat

    Und keine Aussich auf irgendeine eine "Belohnung".


    Sowas gibt es gar nicht ... :D


    Das ist das Gleiche, wie wenn du zu einem Menschen (Subjekt) sagst, sei doch mal objektiv. :P


  • Das Problem aller Religionen (oder ähnlicher Systeme).


    Alle suchen sich das raus, was sie für richtig halten und verwerfen den größeren Teil ihrer eigenen Lehre (von der viele noch nicht einmal die Kerntexte kennen). Im Prinzip genießen die meisten die Vorteile einer säkularen Gesellschaft und richten sich in der Öffentlichkeit nach den staatlichen Gesetzen.


    Zu unserem Glück :grinsen: Die Millionen Muslime in Deutschland bringen nicht wahllos den nächsten Atheisten um und die Christen richten keine Blutbäder in Schwulendiskos an oder unterstützen Sklaverei....


    Im Buddhismus ist es einfacher, weil es kaum gewaltaufreizende Stellen gibt. auf der anderen Seite wegen der Komplexität und des Umfangs der Kerntexte erheblich problematischer.


    Was wären für Dich etwa die Grundlagen, die Grundaussagen des Buddha?