Thailand,Theravada und Tara

  • Hallo,


    kann mir jemand sagen, ob Tara im Theravada eine Rolle spielt?
    Hat sie dort einen anderen Namen bei gleicher Bedeutung?

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • "Mein Theravada" ist mehr oder weniger der Palikanon, und die Suche ergibt nur einen nennenswerten Treffer als Vergleich -
    Max Ladner:


    Zitat

    Das Ziel des Buddhismus


    Es sei hier nicht von jenem Buddhismus gesprochen, wie er in den erkenntnistheoretischen Spitzfindigkeiten des Mahayana, mit seinen "barmherzigen Heilandgottheiten, dem Bodhisattva Avalokitesvara, dem Buddha Amitabha und der gütigen Muttergöttin Tara" zum Ausdruck kommt, sondern von der ursprünglichen, alten, im Pali-Kanon niedergelegten Lehre Gotamas, die jeder noch so strengen wissenschaftlichen Kritik standhält und deren Durchleuchtung der Wirklichkeit den höchsten Ansprüchen in religiöser und philosophischer Hinsicht genügt. Das Ziel des Buddhismus ist wohl auch das Ziel aller anderen Religionen: Befreiung vom Leiden, aber allein in der Buddhalehre ist dieses Ziel nicht so wirklichkeitsfern und transzendent, so unerreichbar im Leben und so "gewiss" nach dem Tode, wie in allen anderen großen Religionen. Es ist völlig immanent, ist unmittelbar zu erleben und jedem zugänglich, der den Willen dazu hat.


    http://www.palikanon.com/diver…x_ladn2/lehrebuddhas1.htm


    Ihre Position im Tibetischen Buddhismus wird mit der der Jungfrau Maria des Christentums verglichen - ein Symbol für Reinheit und Barmherzigkeit. Die ursprüngliche Lehre in Indien kam offensichtlich ohne diese Symbolik aus.

  • Kein Theravada-Land ist im Laufe der Zeit ohne Mahayana-Einfluss geblieben. Schaut man sich den Theravada im heutigen Thailand und Myanmar an, ist es falsch zu denken, der Theravada in der heutigen Form wäre schon immer so gewesen.


    In Myanmar finden sich einige wenige Artefakte aus dem 8. bis 10. Jahrhundert auf denen Tara abgebildet ist. Mir ist aber nicht bekannt, dass Tara heutzutage noch eine Rolle spielt. Da sie aber eine Emanation von Avalokiteshvara ist, der bei manchen Theravada-Laien in Myanmar eine Rolle spielt, kann man vielleicht von einer indirekten Rolle spielen. Nach Melford Spiro ist es unzweideutig, dass moderne Theravada-Laien, egal aus welchem Land, nie nur den Theravada als Religion, Spiritualität haben.


    Ohne es zu wissen, denke ich, kann man dies auch auf Thailand übertragen. Tara wird wohl direkt keine Rolle mehr spielen, Avalokiteshvara manchmal schon, aber nie im doktrinären Theravada, sondern nur im gelebten Theravada.

  • Es gibt nun die zwei Überlieferungen - Pali und Sankskrit. Man kann beiden einen Nutzen abgewinnen ohne daraus einen Einheitsbrei anrühren zu wollen. Dann ist es auch meistens weniger schwer den Dogmatismus weg zu lassen.


    Tara? Suche sie in Macig Labdrön - eine wunderbare Praxis.


    Thailand? Wozu?


    Grüße, Yofi

  • Der Begriff "Tara" kommt wohl einige male im Palikanon vor, aber meist nur im Zusammenhang der Bedeutung von Stern, Planet, Leuchtkörper, usw. und nicht als weiblicher Bodhisattva oder Verkörperung des Avalokitesvara bzw. Padmapani.
    Es gibt die Begriffe: tara, taraka, tarakagana, tarakapati, usw.
    https://suttacentral.net/define/t%C4%81r%C4%81
    Im Sanskrit gibt es für das Wort auch etliche unterschiedliche Bedeutungen
    http://spokensanskrit.de/index…put=+tara&trans=Translate


    Laut Wikipedia wurde Tara auch erst im 3. Jahrhundert n. Chr. in die buddhistische Kosmologie und den Pantheon integriert, so dass der Begriff im Sinne eines Bodhisattva auch in den frühen Sutta und Sutra nicht zu finden sein sollte. Tara als Bodhisattva hat auch nur im tibetischen Buddhismus eine besondere Bedeutung. Im chinesischen, koreanischen und japanischen Mahayana und Vajrayana spielt sie keine große Rolle.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Tara_(Bodhisattvi)
    https://en.wikipedia.org/wiki/Tara_(Buddhism)#Origin_as_a_Buddhist_bodhisattva

  • Tara4U:

    Hallo,


    kann mir jemand sagen, ob Tara im Theravada eine Rolle spielt?
    Hat sie dort einen anderen Namen bei gleicher Bedeutung?


    Es gibt in Thailand Guanyin-Schreine; Tempel sind ihr gewidmet. Tara ist die weibliche Form des Avalokiteshvara. Google Guanyin.


    Zitat

    Während einige Chinesen zum Theravada-Buddhismus „konvertierten“, behielten andere ihre Tempel im Stil des ostasiatischen Mahayana-Buddhismus bei. Die wachsende Popularität der Bodhisattva („Göttin“) Kuan Yin in Thailand (einer Erscheinungsform des Avalokitesvara) lässt sich dem Einfluss chinesischer Mahayana-Anhänger in Thailand zuschreiben.

    (wiki)

  • Danke Euch, das ist interessant und auch aufschlussreich. :)


    @ Yofi
    Ich suche nicht Tara


    Zitat

    Thailand? Wozu?


    Verstehe ich nicht, is aba nu auch egal


    Also, nochmals Danke Euch allen

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Ich wollte auch Kuan Yin erwähnen, aber da ist mir jemand zuvorgekommen. Entscheidend ist ja nicht der Name "Tara" sondern das Prinzip eines weiblichen Buddha / Bodhisattva des Mitgefühls. Interessant an Kuan Yin ist, dass in China die gleiche Form mal männlich mal weiblich ist. Sie sieht tendenziell eher aus wie ein Avalokiteshvara mit besonders weiblichen Zügen. Wie so oft wurde da vermutlich eine alte Göttin in einen buddhistischen Kontext übertragen.


    So gesehen - auf Thailand übertragen - wäre nicht die Frage ob "Tara" irgendwo zu finden ist, sondern ob es eine alte weibliche Gottheit gibt, die aus dem kulturellen Glauben in den Buddhismus mit einer erweiterten Bedeutung übertragen wurde. Dann wiederum hat das mit Theravada nicht unbedingt viel zu tun sondern mit den lokalen Gegegebenheiten, mit denen sich dieser im Volksglauben verbindet.

  • Ursprünglich gab es fast ausschließlich regionale und überregionale "Göttinnen", die im Zuge des Patriarchalismus maskulin umgeformt, ins Vergessen gedrängt,oder, wie zum Beispiel in Delphi "unterworfen" wurden( hier Gaia durch Apollon) Man könnte nicht sagen, sie hätten in männlichen Formen eine Erneuerung erfahren; sie waren keine "Überwesen" im Sinne von Göttern, sondern halt von jeher nah, im Alltag ( "Staub der Welt" ) verortet.