• Zitat

    eine (seltene) Bezeichnung für den westlichen Buddhismus, siehe Buddhismus im Westen


    https://de.wikipedia.org/wiki/Navayana


    Würde es Sinn machen, wenn sich (meist westliche) Bewegungen, die bisher unter Bezeichnungen wie 'säkularer Buddhismus', 'Buddhismus 2.0', 'Westlicher Buddhismus' oder ähnlichem laufen selbst einen neuen Namen geben würden, der auf eine Kontinuität in der Entwicklung hindeutet?


    Oder würde das eher als Anbiederung verstanden werden?

  • Ich weiss nicht, ob ein Sanskritname da wirklich hilft, er wird eh nicht allgemein adaptiert werden. Wir leben in der Postmoderne und alles und jeder macht sein eigenes Ding und nennt es nach Gutdünken.


    Bemerkenswert auf der verlinkten Wikipedia-Seite "Buddhismus im Westen" fand ich diesen Satz:

    Zitat

    Und Thich Nhat Hanh, der einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung eines genuin westlichen Buddhismus geleistet hat, warnt: „Wenn Menschen im Westen in ihre Gesellschaft eine exotische Form des Buddhismus einführen und meinen, dieser besondere Ausdruck des Buddhismus sei der einzig wahre Buddhismus, dann wird sich das Öl niemals im Wasser auflösen. Der Buddhismus wird im Westen nur erfolgreich sein können, wenn er aus euren Erfahrungen heraus erwächst und die Bestandteile eurer Kultur integriert."


    Das unterstütze ich voll und ganz. Die alte Übertragung muss im Kern erhalten bleiben und die Ausdrucksform darf sich wandeln und anpassen. Dann ist es mir persönlich egal, wie man es nennt.


    kilaya

  • kilaya:

    ...
    Bemerkenswert auf der verlinkten Wikipedia-Seite "Buddhismus im Westen" fand ich diesen Satz:

    Zitat

    Und Thich Nhat Hanh, der einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung eines genuin westlichen Buddhismus geleistet hat, warnt: „Wenn Menschen im Westen in ihre Gesellschaft eine exotische Form des Buddhismus einführen und meinen, dieser besondere Ausdruck des Buddhismus sei der einzig wahre Buddhismus, dann wird sich das Öl niemals im Wasser auflösen. Der Buddhismus wird im Westen nur erfolgreich sein können, wenn er aus euren Erfahrungen heraus erwächst und die Bestandteile eurer Kultur integriert."


    Hmm, ich kenne jetzt den Zusammenhang des obigen Zitats von TNH nicht.


    Es ist nur aus dem Zitat nicht klar, ob mit 'exotische Form des Buddhismus' so etwas wie Zen oder bestimmte tibetische Elemente gemeint sind. Im Prinzip müßte es so sein, weil exotisch ja gerade das Fremdartige meint und ein westlicher Buddhismus für Westler eben genau versucht die Exotikkomponente zu hinterfragen und zu relativieren. Aus meiner Sicht ist es ziemlich exotisch, wenn sich ein niedersächsischer Gemüsehändler abends ein japanisches Kostüm aus dem 17Jh anzieht und meditiert. Und der exotische Teil liegt dabei nicht bei der Meditation.


    Ich erwarte wegen der reicheren historischen Erfahrung und einfach wegen der sehr viel größeren Zahl von Betroffenen die wichtigen Anstöße für einen säkularen Buddhismus eigentlich aus Asien. Allein das wäre ein Grund alle Namensbildungen die Hinweise auf Westen etc. haben nicht zu verwenden. Säkular ist da neutraler; bei den unterschiedlichen kulturhistorischen Entwicklungen sollte uns aber klar sein, daß die Vorstellung von Säkularismus in Europa oder den USA und Asien weit auseinandergehen müssen.


    @kilaya, danke für Deine Antwort :)

  • Es liegt auf der Hand, dass wahrscheinlich der ursprüngliche asiatische Buddhismus als exotisch gemeint ist im Vergleich zur westlichen Welt wo dieser Buddhismus keine Tradition hat. Nun können die buddhistischen Werte, besonders die des Zen-Buddhismus Antworten auf unsere westlichen Probleme geben, insbesondere was Stress, Fülle, Üppigkeit und materieller Besitztum angeht aber wer dabei seine Kultur und Herkunft verleugnet um dem asiatischen Buddhismus hörig zu sein fällt in das nächste Loch der Unfähigkeit und des Leids. So verstehe ich Thich Nhat Hanh, Buddhismus im Westen ja aber unter Beibehaltung der Kultur und der Traditionen. Es ist niemandem geholfen sich im Westen etwas exotisches überzustülpen, der originale asiatische Buddhismus wird verunstaltet und den Menschen im Westen hilft es wenn überhaupt nur sehr kurz und die alten Probleme bleiben erhalten.
    Wenn jemand im Westen lebt und arbeitet, seine Aufgaben erfüllt und in diesem Westen seinen Beitrag leistet, dann kann es sein, dass zum Erhalt der Energien das Anziehen einer Robe und das Praktizieren von Zazen sehr gut eine Bereicherung der Lebensqualität in der westlichen Welt bedeuten kann. Dann ist der Buddhismus ein zusätzlicher Aspekt zur Qualitätsverbesserung in der westlichen Welt nicht mehr und nicht weniger.

  • sati-zen:

    Es liegt auf der Hand, dass wahrscheinlich der ursprüngliche asiatische Buddhismus als exotisch gemeint ist im Vergleich zur westlichen Welt wo dieser Buddhismus keine Tradition hat. Nun können die buddhistischen Werte, besonders die des Zen-Buddhismus Antworten auf unsere westlichen Probleme geben, insbesondere was Stress, Fülle, Üppigkeit und materieller Besitztum angeht aber wer dabei seine Kultur und Herkunft verleugnet um dem asiatischen Buddhismus hörig zu sein fällt in das nächste Loch der Unfähigkeit und des Leids. So verstehe ich Thich Nhat Hanh, Buddhismus im Westen ja aber unter Beibehaltung der Kultur und der Traditionen. Es ist niemandem geholfen sich im Westen etwas exotisches überzustülpen, der originale asiatische Buddhismus wird verunstaltet und den Menschen im Westen hilft es wenn überhaupt nur sehr kurz und die alten Probleme bleiben erhalten.
    Wenn jemand im Westen lebt und arbeitet, seine Aufgaben erfüllt und in diesem Westen seinen Beitrag leistet, dann kann es sein, dass zum Erhalt der Energien das Anziehen einer Robe und das Praktizieren von Zazen sehr gut eine Bereicherung der Lebensqualität in der westlichen Welt bedeuten kann. Dann ist der Buddhismus ein zusätzlicher Aspekt zur Qualitätsverbesserung in der westlichen Welt nicht mehr und nicht weniger.


    Danke für Deine Antwort.


    Wobei mich natürlich eher Dein Kommentar zur Ausgangsfrage interessieren würde.. ;)


    sati-zen:

    Wenn jemand im Westen lebt und arbeitet, seine Aufgaben erfüllt und in diesem Westen seinen Beitrag leistet, dann kann es sein, dass zum Erhalt der Energien das Anziehen einer Robe und das Praktizieren von Zazen sehr gut eine Bereicherung der Lebensqualität in der westlichen Welt bedeuten kann. Dann ist der Buddhismus ein zusätzlicher Aspekt zur Qualitätsverbesserung in der westlichen Welt nicht mehr und nicht weniger.


    Akzeptierst Du, daß jemand, der nicht zum Zen gehört 100% das gleiche über jemanden sagen würde, der sich ein 'Indianer' Kostüm anzieht und in Bad Seegeberg in den Karl May Festspielen rumturnt? Oder in einem entsprechenden Freizeit Verein?


    Kannst Du Dich lösen und den Blick von der anderen Seite wagen? Ich wette, ein Hobby Indianer erlebt auch eine Bereicherung seiner Lebensqualität in der westlichen Welt. Warum sonst sollte er so etwas machen. Im Gegensatz zum Zen erlebt er wahrscheinlich noch die Freude intensiver körperlicher Aktivität und viele soziale Kontakte...

  • Ich finde, dies ist ein interessantes Thema.


    kilaya:

    Die alte Übertragung muss im Kern erhalten bleiben und die Ausdrucksform darf sich wandeln und anpassen.


    Hat, zu Ende gedacht, der chinesische und japanische Zen, der tibetische Buddhismus dann einen Platz in Deutschland?


    Macht ein Zurück zur alten Übertragung Sinn, wenn man anfängt bei den am meisten gewandelten Ausdrucksformen? Oder ist es nicht sinnvoller, wieder zurück auf Start zu gehen, und von dort aus zu arbeiten?

  • Ich gehe durchaus nicht davon aus, dass es nur eine "alte Übertragung" gibt. Also der Kern des Zen oder des tibetischen Buddhismus bzw. seiner einzelnen Schulen, oder Shingon usw. habe alle einen Kern "Urbuddhismus" und einen eigenen Kern. Und wenn man diese Formen in den Westen bringt, dann haben sie für sich eine Qualität, die jemand brauchen kann. Offensichtlich.


    Was ich meine ist dass wir hier nicht in gelb-roten Roben und gelben Schlumpfmützen durch die Strassen tanzen sollten. Ein Meditationsraum darf klar und modern wirken und muss nicht vom Butterlampenfett triefen. usw.


    Aber wenn Du das Bedürfnis hast, den Urbuddhismus so wie Du ihn verstehst in einen moderne Form zu bringen und dafür keine bereits vorhandenen Strömungen geeignet findest: nur zu! :)


    kilaya

  • kilaya:

    Also der Kern des Zen oder des tibetischen Buddhismus bzw. seiner einzelnen Schulen, oder Shingon usw. habe alle einen Kern "Urbuddhismus" und einen eigenen Kern.


    Interessant, woher kommt der "eigene Kern" dieser Schulen? Wie ist er entstanden, wann und wo? Und stehen die jeweiligen Kerne in Relation?


    Ist der schuleigene Kern entstanden aus den jeweils eigenen kulturellen Ausdrucksformen, die sich im Laufe der Zeit verkernt haben?


    Würde es dann in Deutschland zukünftig zwei oder mehr Kerne geben: einen urbuddhistischen Kern und einen deutschbuddhistischen Kern?

  • Ich würde das semantisch nicht so eng sehen. Wir haben schon mal darüber diskutiert: was ist eigentlich "die Essenz des Buddhismus". Das Ergebnis war, dass es nicht "die eine Essenz" gibt sondern ein paar Sachen, die absolut nicht fehlen oder dabei sein dürfen und ansonsten einige Faktoren, die teilweise austauschbar sind, von denen aber auch ein gewisses Maß vorhanden sein muss.


    Im Zusammenhang würde ich daher sagen: es gibt Stile, Ausdrucksformen, des Buddhismus, teilweise aus kulturellen Gründen, teilweise aus gesellschaftlichen Gründen innerhalb einer Kultur, entstanden, die sozusagen Übertragungslinie im eigenen Recht sind. Und die können gleichermassen übertragen und angepasst werden, wie ursprünglichere Übertragungen. Und in der Postmoderne - einer ausdifferenzierten Gesellschaft mit vielen gleichwertigen Strömungen, haben verschiedene Übertragungen ihren Wert und Platz. Gleichwertig. Das "Motto" der Postmoderne: "lasst 1000 Blumen blühen". Also viele mehr oder weniger traditionelle, mehr oder weniger kulturell geprägte moderne oder altmodische Formen nebeneinander, so dass jedes Bienchen sein Blümchen findet.


    Die Essenz, das was nicht fehlen oder dabei sein darf, das was in einem gewissen Maß vorhanden sein muss, das müssen wir immer wieder aushandeln, ausdiskutieren. Das Schöne am Buddhismus ist, dass das geht. Weil Buddha keinen Fundamentalismus geschaffen hat mit Leuten, die auf immer und ewig genau seine Worte rezitieren sollen, um ihm zu huldigen, sondern dass es um eine lebendige, wandelbare Spiritualität geht, die die Menschen abholen können soll, wo sie zu welchem Zeitpunkt und wo auch immer stehen, und zur Erleuchtung weisen und führen.


    kilaya

  • Ich bin ja nicht oft Kilayas Meinung, aber hier schon (ich hoffe, das kommt jetzt nicht irgendwie gönnerhaft 'rüber). Dazu noch zwei Anmerkungen von mir.


    1. Offen gesagt, geht mir diese Deutschtümelei etwas auf den Zeiger. Und wenn man statt "Deutschland" "den Westen" nimmt, macht's das um keinen Deut besser. Wir (Menschen) sind in einem Stadium kultureller Entwicklung, die vor allem durch die heute verfügbaren Kommunikationstechnologien unaufhaltsam in eine zunehmend einheitlicher werdende Kultur mündet. Es geht doch nicht darum, unseren "westlichen" Lifestyle mit etwas "östlicher" Weisheit aufzupeppen. Es geht darum, welchen Einfluss der Buddhadharma auf die Entwicklung der werdenden Eine-Welt-Kultur nehmen kann. Dass man in diesem Prozess die Vermittlung des Buddhadharma von Anachronismen befreien sollte, von abgenutzten und nutzlos oder gar hinderlich gewordenen Upaya, ist mir auch durchaus einleuchtend. Ob man dem Kind dann auch einen eigenen Namen geben muss, darüber kann man allerdings geteilter Meinung sein. Ich finde, das sollte man ruhig zukünftigen Philologen überlassen, die werden's schon richten. Geteilter Meinung kann - und darf - man allerdings vor allem auch in der Frage sein, welche Upaya obsolet sind und welche nicht.


    2. Dessen ungeachtet beziehen wir uns auf eine Tradition, auf Überlieferungs- und Übertragungslinien. Ohne diese Ursachen und Bedingungen zu kennen (und das bedeutet, ihre Wirkungen am eigenen Namarupa erfahren zu haben), können wir auch nicht beurteilen, welche Upaya anachronistisch sind und welche nicht. Und selbst, wenn wir diese Erfahrung haben, können wir ein gültiges Urteil allenfalls für uns selbst fällen. Das ist eine gute und mE unverzichtbare, alles andere als anachronistische Tradition. Wenn Manche hier z.B. das Kuttentragen für anachronistisch halten - gut und schön. Trotzdem sei ihnen gesagt, dass die Kutte nichts ist als sichtbarer Ausdruck der Gelübde, die der Träger auf sich genommen hat. Und als jemand, der sich selbst mehr oder weniger regelmäßig in so einen Lappen wickelt, kann ich sagen, dass genau dies eine große Hilfe bei der Übung der Gelübde sein kann. Und sei es nur, weil es einen regelmäßig an seine Selbstverpflichtungen erinnert. Ein hilfreiches Upaya. Man kann es auch lassen - niemand zwingt einen dazu und auch nicht dazu, beim Anblick einer Robe ehrfurchtsvoll zu erschauern. Also - was habt ihr eigentlich für ein Problem damit?


    ()

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  • Was die Roben angeht, so hätte ich weniger aus meiner Perspektive als Laie / Yogi schreiben sollen. Natürlich dürfen und sollen auch Roben sein, wenn das jemanden in der eigenen Praxis und Lebensweise unterstützt. Und die tibetischen Hüte, nun ja, ich finde sie ja niedlich und so, aber hier wirken sie schon eher folkloristisch oder karnevalistisch. ;) Auf der anderen Seite, wenn ein Rinpoche bei einer Einweihung bestimmte Hüte anzieht, oder man denke gar an eine schwarze Kronenzeremonie - da gehört das einfach zum Gesamtbild dazu. Dazu habe ich ein Gefühl wie bei einem Richter, der eine Richterperücke anzieht - es soll halt etwas öffnen, auslösen.…


    Vielleicht drücke ich mich im Rahmen meiner "1000 Blumen-These" mal so aus: es darf beibehalten werden, was nutzt, und es darf weggelassen werden, was nicht nutzt. Im Zweifel auch zu verschiedenen Situationen mal so und mal so. ;)


    kilaya

  • ^^
    von Kilaya


    Das "Motto" der Postmoderne: "lasst 1000 Blumen blühen". Also viele mehr oder weniger traditionelle, mehr oder weniger kulturell geprägte moderne oder altmodische Formen nebeneinander, so dass jedes Bienchen sein Blümchen findet.


    :earth:


    Nicht zu vergessen die
    Vielen Flüchtlinge bringen auf jeden Fall auch noch einmal
    einen Religionsschub ins Land


    :sunny:


    Da wäre eine Weltregionen gut
    Aber das ist nur Utopie

  • Du meinst, es wäre gut, wenn der Buddhismus sozusagen einen "Block" bildet und nicht so zerstreut ist? Ich denke das müssen "wir" "den Christen" überlassen ;) Meine Utopie wäre allerdings, dass auch mit anderen Blumenwiesen ein freundlicher Austausch möglich ist. Ich weiss, dass das eine Utopie ist, aber wünschen kostet ja nix ;):earth::sunny::rainbow:

  • Wir können ja daran arbeiten
    Und es werden viele bunte wohlduftende Wiesen mit vielen
    interessanten und freundlichen
    Bienchen


    LG :rose: Namaste

  • pamokkha:

    Ich finde, dies ist ein interessantes Thema.


    Zweifellos. Es geht immerhin darum, möglichst viele leidende Wesen auf die Ursache des Leidens hinzuweisen und ihnen auf Wunsch zu erklären und zu zeigen, dass Leiden durch Aufheben dieser Ursache beendbar ist - und wie das geht.

    pamokkha:

    Hat, zu Ende gedacht, der chinesische und japanische Zen, der tibetische Buddhismus dann einen Platz in Deutschland?


    Nein. Wobei ich da jetzt nur für Zen sprechen möchte. Zen ist nicht "chinesisch" oder "japanisch" oder - btw - "deutsch". Wir praktizieren Zen da, wo wir stehen und so, wie wir bedingt sind. Dazu gehören selbstredend auch kulturelle Bedingungen. Die "Popularität" von Zen hat nicht zuletzt etwas mit dem Potential der Zen-Dharmaübermittlung zu tun, sich unterschiedlichen kulturellen Bedingungen anzupassen. Das wiederum etwas mit dem kürzlich schon von mir erwähnten Primat des Zeigens vor dem Sagen zu tun hat. Das es als Form leider auch anfällig für Missbrauch macht. Weniger für sexuellen als für spirituellen und materiellen - obwohl es Ersteres auch gibt. Aber das gibt's ja auch in anderen Traditionen zur Genüge.


    Gegen Mißbrauch einer Tradition bzw. traditioneller Mittel und Methoden gibt es kein anderes Remedium, als von dem, was die anerkannten Lehrer dieser Tradition zu sagen haben, zu lernen. Und vor allem, nicht zu früh damit aufzuhören. Und mit "anerkannte Lehrer" meine ich jetzt nicht die, die sich hier und heute notfalls durch Vorlage eines "amtlichen" Papiers als erleuchtet ausweisen können. Nix gegen die, da soll man nicht pauschalisieren. Bei den meisten von ihnen können wir froh sein, dass wir sie haben, um den Dharma durch die Zeiten zu tragen. Ich meine eher den Erwachten und das grob ein Dutzend, das seit Buddhas Parinirvana besonders große Fußstapfen hinterlassen hat.


    Das heisst, in der Tradition verwurzelt zu sein. In meinem Fall in einer, die von Indien über Zentralasien nach China, dann nach Japan, von dort in die USA und dann nach Deutschland kam. Diese Tradition ist nicht deutsch, nicht amerikanisch, japanisch, chinesisch oder indisch. Sie ist das, was sie immer und überall war. Worum es da geht, habe ich bereits erklärt. Und diese Verwurzelung darf ruhig hin und wieder sinnlich erfahrbar werden - durch eine Darstellung des Erwachten oder einer Personifizierung seiner Weisheit auf einem Butsudan, durch Rezitation eines 'klassischen' sinojapanischen Rezitationstextes, durch Niederwerfungen u.s.w. u.s.f. Das weist uns von uns selbst weg zur Übertragung des Dharma hin, an der wir uns bemühen teilzunehmen. Das bedeutet nicht, dass man an solchen Formen anhaftet und schon gar nicht, dass man sich durch ihren Exotismus blenden lässt. Es ist schlicht ein Zeichen von Respekt und Dankbarkeit für die, durch die der Dharma zu uns gekommen ist.


    pamokkha:

    Macht ein Zurück zur alten Übertragung Sinn, wenn man anfängt bei den am meisten gewandelten Ausdrucksformen? Oder ist es nicht sinnvoller, wieder zurück auf Start zu gehen, und von dort aus zu arbeiten?


    Und einen in zweieinhalb Jahrtausenden gesammelten Erfahrungsschatz in Didaktik einfach wegschmeissen? Spass beiseite - ich denke, die Frage ist falsch gestellt. Macht ein Zurück zur alten Übertragung Sinn? Ohne wenn und oder? Hängt davon ab, was übertragen wird. Das Erwachen Buddhas (wenn wir das schon hier und heute nicht finden, wie dann in der Vergangenheit?) oder (tatsächliche oder vermeintliche) Worte Buddhas? Letzteres hieße, auf die heute wirkenden Ursachen und Bedingungen mit den Mitteln von gestern zu reagieren. Das kann durchaus funktionieren. Bei dem Einen oder Anderen. Fatal wäre es, daraus ein Dogma machen zu wollen. Davor sollte Einsicht in anitya eigentlich bewahren.


    ()

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  • kilaya:

    Du meinst, es wäre gut, wenn der Buddhismus sozusagen einen "Block" bildet und nicht so zerstreut ist? Ich denke das müssen "wir" "den Christen" überlassen ;) Meine Utopie wäre allerdings, dass auch mit anderen Blumenwiesen ein freundlicher Austausch möglich ist. Ich weiss, dass das eine Utopie ist, aber wünschen kostet ja nix ;):earth::sunny::rainbow:


    http://www.brunnenpassage.at/


    Ich möchte auf ein Zentrum in Wien hinweisen, dem ich mich sehr verbunden fühle. Interessant daran ist, dass man gar nicht leicht sieht, dass das Zentrum von der Caritas ausgeht!


    Was wünschen und bedürfen moderne Menschen? Die „vielen Blumen“ bedeuten aus meiner Sicht: Viele Menschen lieben Kunst und wollen Kreativität präsentieren und wahrnehmen. Manche schätzen Modern Dance und wollen mit Choreographen arbeiten, andere genießen es, im Chor zu singen, gerne auch spirituelle Lieder, und so weiter. Was haben diese Menschen gemeinsam?


    Alle sehnen sich nach Gemeinschaft, also nach einer Möglichkeit, in nicht-kommerzieller Weise (!) zusammenzukommen und immer neue Kontakte entstehen zu lassen. Sie brauchen Einrichtungen, die helfen, die gesellschaftliche Entfremdung zu durchbrechen. Wie sollen diese Einrichtungen beschaffen sein? Ohne dass man es ausposaunen oder ständig thematisieren sollte, müsste eine Gemeinschaft für eine gewisse Haltung stehen, meine ich.



    Wurden im Triratna gute Lösungen gefunden?

  • Ich glaube nicht, dass alle "Buddhisten" sich nach einer solidarischen Gemeinschaft sehnen, die meiner Meinung nach unerlässlich ist, um den Menschen "im Westen", die Abgeschiedenheit (kāya-viveka, citta-viveka) zu ermöglichen, doch wenn man diejenigen dazu zählt, die von einer solidarischen Gemeinschaft profitieren wollen, ohne diese auch unterstützen zu mögen, dann schon. Wie Triratna dieses Problem gelöst hat, weiß ich nicht. Ich war ein paar mal da, aber nicht häufig genug, um mich reinfühlen zu können; der Umgang war offen und achtsam, und gastfreundlich; zwischen Besuchern und Internen, schien mir, wurde keine grobe Unterscheidung getroffen - ähnlich wie im Zen.

  • fotost:

    Zitat

    ... westliche) Bewegungen, die bisher unter Bezeichnungen wie 'säkularer Buddhismus', 'Buddhismus 2.0', 'Westlicher Buddhismus' oder ähnlichem laufen


    Meine Beobachtung ist bisher, dass es keine Bewegung gibt. Wenn Menschen mit kulturellen Eigenheiten, die ja Aspekte der "Seele" ( spirituellen, philosophischen... Weltanschauung oder wie man das nennen will) der asiatischen Buddhismen fremdeln;
    sie fremdeln auch mit westlichen Eigenheiten ; ich auch; scheint Tradition und Form nicht unwesentlich, dass sich was "neues" herauskristallisieren könnte.
    Was könnte denn als "Seele" des Westens verstanden werden ?

  • Sudhana:

    Es geht doch nicht darum, unseren "westlichen" Lifestyle mit etwas "östlicher" Weisheit aufzupeppen.


    Aber passiert nicht genau das, Sudhana?


    Ich habe nur einen verschwommenen Blick auf das Ganze. Aber vielfach ist mein Eindruck, da kommt jemand zum Buddhismus und will eigentlich so bleiben, wie er ist. Da wird nicht die Religion genutzt, um sich zu ändern. Sondern man verändert die Religion, hier der Buddhismus, damit sie einen besser schmeichelt.


    Alles, was einen nicht passt, woran man sich reiben kann, wird abgetan, anstatt daran zu wachsen.

  • pamokkha:
    Sudhana:

    Es geht doch nicht darum, unseren "westlichen" Lifestyle mit etwas "östlicher" Weisheit aufzupeppen.


    Ich habe nur einen verschwommenen Blick auf das Ganze. Aber vielfach ist mein Eindruck, da kommt jemand zum Buddhismus und will eigentlich so bleiben, wie er ist. Da wird nicht die Religion genutzt, um sich zu ändern. Sondern man verändert die Religion, hier der Buddhismus, damit sie einen besser schmeichelt.


    Alles, was einen nicht passt, woran man sich reiben kann, wird abgetan, anstatt daran zu wachsen.


    Interessante Sichtweise.


    Natürlich reibt sich so einiges, was vor 2.600 Jahren in Asien vollkommen normal vor dem Hintergrund einer früh-Hindu Weltanschauung gewesen sein mag an der westlichen Realität heute.


    Wie schlimm wäre es, wenn es nicht so wäre... 8)


    Was möchtest Du mir sagen?

  • pamokkha:

    Zitat

    Ich habe nur einen verschwommenen Blick auf das Ganze.


    Wie kommt das ?


    Zitat

    Aber vielfach ist mein Eindruck, da kommt jemand zum Buddhismus und will eigentlich so bleiben, wie er ist.


    Für "Haushälter" in einer Industrienation...ist es nicht einfach. Man benötigt dazu noch ein entsprechendes Umfeld das inspiriert. Gute Lehrer sind Mangelware. Ich meine nicht Rethoriker, sondern erfahrene Leute. Andererseits, weiß ich nicht wie jemand werden sollte...um... Was meinst du ?


    Zitat

    Alles, was einen nicht passt, woran man sich reiben kann, wird abgetan, anstatt daran zu wachsen.


    Möchtest du Beispiele anführen ?

  • Zitat
    Morpho:

    Alles, was einen nicht passt, woran man sich reiben kann, wird abgetan, anstatt daran zu wachsen.


    Möchtest du Beispiele anführen ?


    Haben wir die nicht vor Augen? Was tun wir hier eigentlich? Überraschend ist doch allenfalls, dass es Leute gibt, die Abreibungen lieben. Und wenn sie keiner reibt, dann reiben sie sich selbst. Aber auch daran kann man sich gewöhnen.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Hm, stimmt. Pamokkha meint ja dich, mich und so...; Fragen werden aufgeworfen, von dir gewissenhaft beantwortet, - ignoriert. Rhetorische Fragen zum Zwecke ...
    Wer will denn 'da' dran wachsen, ""Urbuddhismus"" ("klassischen Theravada") überhaupt hier haben, in "unserer Gesellschaft", wo er von dessen VertreterInnen wahlweise als Dummerling, pot. Bediensteter, als Statist, der bewundern soll(te) ... angesehen wird ?
    Vermutlich gibt es deswegen den Mahayana - und wer weiß, was das Gehabe auch mit dem Entstehen von säkularen Ideen zu tun hat.

  • Ich stell mir gerade eine Anzeige vor: "Weltabgewandter Asket sucht reibungsfähigen Lehrling..." :)

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • ...so geht es fort bis in alle Ewigkeit, das Forum ist gefüllt und auch die Kinder und Kindeskinder werden sich in dieser Art mit den Dingen virtuell beschäftigen ohne jemals eine Konsequenz im Verhalten zu finden. Mir ist noch eingefallen, Indianer sein ist auch o.k., auch als Hobby, jedoch das Praktizieren des Buddhismus ist kein Hobby, das ist eine Philosophie des Lebens, wer es als Hobby betreibt beschreitet den falschen Weg und landet in der Sackgasse aus der herauszufinden er Hilfe braucht.