Entfernung unliebsamer Personen aus Zentren

  • Hallo,


    ich habe mal eine generelle Frage. Es scheint mehr und mehr in Mode zu geraten, dass man Leute aus einem Zentrum ausschließt, weil sie Schwierigkeiten haben. Dass man jemanden bittet, nicht mehr zu kommen, nachdem man ihn mehrmals aufgefordert hat, im Zentrum nicht nackt zu meditieren, leuchtet bestimmt jedem ein.


    Wie sieht es aber aus, wenn man jemanden auffordert, nicht mehr zu kommen, ohne vorher vernünftig mit ihm zu reden? Was z. B. wenn derjenige nur Schwierigkeiten hat, weil er arbeitslos wurde und jetzt ziemlich verzweifelt ist, die Freundin weglief und er sehr enttäuscht ist, irgendetwas anderes im Leben schiefging und er Probleme damit hat?


    Was hat das mit Mitgefühl zu tun?


    Habe ich irgendetwas an Buddhas Lehre nicht verstanden? Ein Lama hat mir dazu gesagt, dass das eine falsche Einstellung zum Buddhismus sei. Man sollte sich natürlich um diese Leute kümmern. Warum wird dann (nach meiner Vorstellung) ein derartiges "Ultima Ratio" rigoros und häufig angewendet? Kann mir das jemand erklären?


    Wie gesagt: Es geht nicht um Extremfälle, die völlig unbelehrbar sind, sondern um Menschen, die von äußeren Bedingungen hart mitgenommen werden. Ich finde es sogar ziemlich mitgefühllos, wenn man diesen Menschen dann "Belehrungen" darüber gibt, dass man es doch nicht so ernst nehmen müsse...


    Wie sehen andere User das? Gibt es welche, die solche Erfahrungen gemacht haben?

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    Milarepa: Wenn man alles, was einem begegnet, als Möglichkeit zu innerem Wachstum ansieht, gewinnt man innere Stärke.

  • Eine Ferndiagnose ist da natürlich schwierig. Letztlich ist das immer ein Abwägen des Einzelfalls. Was bestimmt nicht in Ordnung ist, wenn alle Leute abgewiesen werden, die nicht einem bestimmten bürgerlichen (Erfolgs-)Ideal entsprechen. Also für Arbeitslose usw. sollte schon Platz sein, schließlich hat der Buddha sogar sog. Unberührbare (Parias) in seine Sangha aufgenommen!
    Andererseits ist es für Junkies oder paranoide Menschen schädlich, Vajrayana-Methoden anzuwenden und eine buddhistische Sangha ist auch keine Selbsthilfe-Gesprächsgruppe.
    Darf man fragen, um welche Gruppe es sich handelt und ob es einen Lehrer vor Ort gibt?


    Yeshe


    P.S.: Ich habe alle möglichen Erfahrungen in dieser Richtung gemacht, wen eine Gruppe anzieht, hat immer auch mit dem inneren Zustand der Gruppe zu tun.

    Wenn ich eine Frage stelle, ist das immer als echte Frage gemeint! :vajra:

  • In die Mokassins des anderen versetzen - grundsätzlich für mich richtig - aber ich kann
    nicht alles Verstehen.
    Abgrenzung zeugt von elitären Zügen und warum gehen Leute wie Bernie Glassmann zu den Obdachlosen und lernen von denen? - weil Sie sich nicht abgrenzen.

  • Entfernen - kommt darauf an ob die Person stört, auch wenn es einem schlecht geht muss man sich nicht schlecht benehmen. Da gäbe es dann schon eine Toleranzgrenze würde ich mal sagen. Ansonsten gäbe es keinen Grund jemanden mit Schwierigkeiten auszuschließen, wenn er anderen keine großen Schwierigkeiten macht.

  • Hier in der Stadt mache ich die Beobachtung, dass die buddhistischen Gruppen kein Auffangbecken von psychisch-, sozial- oder allgemein Problem behafteten Menschen sein wollen. Wir sind in Deutschland und da muss so eine Gruppe auf bürgerliche Korrektheit achten sonst kommt sie in der Stadt in Verruf. Es gibt in Deutschland auch genug Einrichtungen und Institutionen die für Menschen mit Problemen da sind und trotzdem sind buddhistische Gruppen sehr beliebt um dort unterzutauchen.
    Das super Argument, Buddha war auch für alle da kann schnell missbraucht werden damit Menschen mit Problemen eine Fürsorge finden aber nicht an das Lösen ihrer Probleme herangehen.
    Vor 2500 Jahren gab es noch keine öffentlichen sozialen Stellen, heute ist Deutschland voll mit Hilfsorganisationen und ehrenamtlichen Helfern. Trotzdem sind buddhistische Gruppen beliebt als Unterschlupf und sind dann völlig überfordert. Da gibt es vielleicht einen Gruppenleiter der schon seit vielen Jahren eine buddhistische Robe trägt aber keine psychologisch geschulte Kraft ist. In größeren Zentren gibt es vielleicht weise Buddhisten und Meister aber keinen Psychotherapeuten oder Psychiater. Jedoch genau vor diesen Fachleuten flüchten die Betroffenen und da ist so eine harmlose buddhistische Sangha ideal. Buddha war der erste Psychotherapeut auf der Welt, das ist richtig aber wie viele Buddhas haben wir heute in Deutschland mit dieser Qualität? Ich kenne ein paar Zen-meister mit diesen Fähigkeiten, mich eingeschlossen aber die kann man an einer Hand abzählen.
    Die tibetischen Zentren die ich in Deutschland erlebt habe sind für Menschen mit persönlichen Problemen völlig ungeeignet, dort wird drüber hinweggekichert und fertig.
    Ich würde grundsätzlich sagen, dass die buddhistischen Zentren die psychischen oder sozialen Probleme der deutschen Bevölkerung nicht lösen können, sie können die seelischen Befindlichkeiten Allgemein verbessern, dafür ist die Methode Buddhas geeignet aber wenn es um konkrete Störungen geht sollten die Fachleute die Therapie übernehmen. So wäre es richtig einen gestörten Menschen aus der buddhistischen Gruppe in Deutschland an die Experten zu verweisen.

  • Was ist eine unliebsame Person?
    Leute die sich durch ihr Verhalten in den Mittelpunkt rücken, und die Aufmerksamkeit aller haben wollen?
    Leute, die die Veranstaltung durch Zwischenrufe und zusammenhangsloses Geplapper stören?
    Leute die anfangen rumzuschreien und rumzuspringen?
    Leute die zB bei Veranstaltungen des Dalai Lamas, bei der öffentlichen Fragerunde anfangen Dorje Shugden Propaganda zu äussern und dem Dalai Lama vorwerfen er würde die Religionsfreiheit verletzen?


    Meine Einstellung dazu ist, dass der normale Ablauf von Gruppenveranstaltungen wichtiger ist wie die Sonderbedürfnisse Einzelner. Zentren sind nicht der richtige Ort um psychische Krankheiten zu heilen oder Verhaltensstörungen zu beheben. Das geht viel besser mit den professionellen Möglichkeiten hier in Deutschland. Da stimme ich Sati-Zen vollkommen zu.

  • ShenpenTashi:

    Hallo,


    ich habe mal eine generelle Frage. Es scheint mehr und mehr in Mode zu geraten, dass man Leute aus einem Zentrum ausschließt, weil sie Schwierigkeiten haben.....


    Wie ist dieser Eindruck bei dir entstanden? Warst du schon in so vielen Zentren und bist überall ausgeschloßen worden oder warst du schon in ganz vielen Zentren und hast das so mitbekommen?


    Ich habe diese Erfahrung bis jetzt noch nicht gemacht.
    Geht es dir ganz konkret um eine bestimmte Sache oder willst du nur so allgemein und unverbindlich ein bisschen darüber reden?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Hallo ShenpenTashi,

    ShenpenTashi:

    Wie sieht es aber aus, wenn man jemanden auffordert, nicht mehr zu kommen, ohne vorher vernünftig mit ihm zu reden? Was z. B. wenn derjenige nur Schwierigkeiten hat, weil er arbeitslos wurde und jetzt ziemlich verzweifelt ist, die Freundin weglief und er sehr enttäuscht ist, irgendetwas anderes im Leben schiefging und er Probleme damit hat?


    Was hat das mit Mitgefühl zu tun?


    Habe ich irgendetwas an Buddhas Lehre nicht verstanden? Ein Lama hat mir dazu gesagt, dass das eine falsche Einstellung zum Buddhismus sei. Man sollte sich natürlich um diese Leute kümmern. Warum wird dann (nach meiner Vorstellung) ein derartiges "Ultima Ratio" rigoros und häufig angewendet? Kann mir das jemand erklären?


    der regelmässige Besuch eines uddhistischen Zetrums stattet die Beuscher und Gestaltern des Zentrumnicht nicht automatisch mit neuen Fähigkeiten aus. Viele kommen doch, weil sie selber 'Schwierigekeiten' haben. Persönlichkeitsveränderungen dauern. Lange. Ausserdem: nur weil i.wo "Buddhismus" steht, bedeutet es ja noch lange nicht, dass es dort auch so praktiziert wird, dass die Teilnehmer einen freudigen und schnellen Fortschritt haben, oder? Selbst Rinpoches rasten aus.


    Freundliche GRüße

  • Ganz schwieriges Thema, wenn man die konkreten Umstände nicht genau kennt. Und selbst wenn man die Umstände kennt, ist es oft nicht leicht, zu entscheiden, was das Beste für die Gruppe und für die betroffene Person ist.


    Jetzt mal ganz wild aus der Luft gegriffen: jemand ist schlecht drauf aus genannten Gründen und stört deswegen regelmäßig und auch trotz Bitten und Ermahnungen die Meditation oder Belehrungen. Die Person lädt sich dann auch noch Schwierigkeiten auf, weil sie die Praxis vieler anderer stört. Nun könnte man sagen, dass man zwar unter den Umständen Verständnis hat, aber die Teilnahme an der Praxis einfach an bestimmte Bedingungen geknüpft ist, nicht zu stören. Dass man sich aber gerne weiter in einem anderen Rahmen treffen kann und jemand herzlich wieder im Zentrum willkommen ist, wenn die Person sich wieder daran hält halten kann, nicht zu stören.