Störungen?

  • Nun muss ich mich an die Experten des Buddhismus wenden, die Fachleute der buddhistischen Exegese.


    In der kürzeren Lehrrede über Leerheit - Cūḷasuññata Sutta heißt es in Abs. 12:

    Zitat

    12. "Er versteht so: 'Was immer es an Störungen geben mag, die vom Sinnestrieb abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig; was immer es an Störungen geben mag, die vom Werdensstrieb abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig; was immer es an Störungen geben mag, die vom Unwissenheitstrieb abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig. Es ist nur dieses Ausmaß an Störung gegenwärtig, nämlich das mit den sechs Sinnesgrundlagen verbundene, die von diesem Körper abhängen und durch das Leben bedingt sind.'


    Um was handelt es sich bei dem "Ausmaß an Störung", "nämlich das mit den sechs Sinnesgrundlagen verbundene, die von diesem Körper abhängen und durch das Leben bedingt sind", wenn doch Sinnestrieb, Werdensstrieb, Unwissenheitstrieb als Ursachen ausscheiden, weil sie beseitigt bzw aufgehoben sind?
    Was ist die Ursache dafür, dass - obgleich Sinnestrieb, Werdensstrieb, Unwissenheitstrieb als Ursache ausscheiden - dennoch die von lebenden Körper abhängigen Sinnesgrundlagen bzw. deren Aktivitäten als Störung wahrgenommen werden?

  • Ich glaube nicht das "Störungen" eine gute Übersetzung ist. Das bedeutet wohl dass der Körper der Zerstörung (Nāsa) unterworfen ist und triebfrei so wahrgenommen wird.

  • Daratha: Stress der auf "sich sorgen" zurückzuführen ist. Scheint aber für den letzten Absatz im Sutta nicht so richtig zu passen - also vllt dann einfach "Unbehagen".


    Wenn man etymologisch vorgeht (von Darī) - und das macht Neumann - dann heißt es "Trennungen", "Spaltungen" ... sich selbst als abgesondert, vereinzelt sehend - oder wie am Anfang des Suttas, Begriffen einen "Kern" zuordnend.


    Das würde für mich als Gegesatz zu sunnata Sinn machen.

  • Stero:

    In der kürzeren Lehrrede über Leerheit - Cūḷasuññata Sutta heißt es in Abs. 12:

    Zitat

    12. "Er versteht so: 'Was immer es an Störungen geben mag, die vom Sinnestrieb abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig; was immer es an Störungen geben mag, die vom Werdensstrieb abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig; was immer es an Störungen geben mag, die vom Unwissenheitstrieb abhängen, jene sind hier nicht gegenwärtig. Es ist nur dieses Ausmaß an Störung gegenwärtig, nämlich das mit den sechs Sinnesgrundlagen verbundene, die von diesem Körper abhängen und durch das Leben bedingt sind.'


    Um was handelt es sich bei dem "Ausmaß an Störung", "nämlich das mit den sechs Sinnesgrundlagen verbundene, die von diesem Körper abhängen und durch das Leben bedingt sind", wenn doch Sinnestrieb, Werdensstrieb, Unwissenheitstrieb als Ursachen ausscheiden, weil sie beseitigt bzw aufgehoben sind?
    Was ist die Ursache dafür, dass - obgleich Sinnestrieb, Werdensstrieb, Unwissenheitstrieb als Ursache ausscheiden - dennoch die von lebenden Körper abhängigen Sinnesgrundlagen bzw. deren Aktivitäten als Störung wahrgenommen werden?


    Das "Hinabsteigen in Leerheit" ( suññatā-vakkanti bhavati ) bedeutet ja, nach und nach jegliche Wahnehmung von "etwas" auszublenden.


    Dennoch bleibt bei jedem Schritt immer noch etwas "nicht-leeres" übrig, was eben als "Störung" der Leerheit empfunden werden kann:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Ich glaube nicht das "Störungen" eine gute Übersetzung ist.


    Ich glaube das aber doch. Das Wort das hier verwendet wird ist " darathā " und
    bedeutet im normalen Leben soviel wie etwas ärgerliches etwas bedrückendes,
    also eine Störung.

    mukti:

    Das bedeutet wohl dass der Körper der Zerstörung (Nāsa) unterworfen
    ist und triebfrei so wahrgenommen wird

    .
    Es bedeutet, das der Körper mit den Sinnen als etwas negatives gesehen wird als einzige
    bei dieser Übung übrig bleibende Nicht-Leerheit (asuññataṃ).

  • Nach "Befreiung" wird der Körper noch als was "Negatives" als "Nichtleer" gesehen?

  • bel:

    Nach "Befreiung" wird der Körper noch als was "Negatives" als "Nichtleer" gesehen?


    Ja, steht da und ist doch auch klar. Er sieht ja die Dinge wie sie sind und ist dadurch befreit.
    Eine Nicht-Leerheit (asuññataṃ) solange sie ist.

  • accinca:
    bel:

    Nach "Befreiung" wird der Körper noch als was "Negatives" als "Nichtleer" gesehen?


    Ja, steht da und ist doch auch klar. Er sieht ja die Dinge wie sie sind und ist dadurch befreit.
    Eine Nicht-Leerheit (asuññataṃ) solange sie ist.


    Was da steht, sehe ich. Aber was bedeutet es?

  • accinca:
    bel:

    Nach "Befreiung" wird der Körper noch als was "Negatives" als "Nichtleer" gesehen?


    Ja, steht da und ist doch auch klar. Er sieht ja die Dinge wie sie sind und ist dadurch befreit.
    Eine Nicht-Leerheit (asuññataṃ) solange sie ist.


    is aber nicht negativ, wär ja noch hässlicher von der ansicht her;
    nicht-leerheit bedeutet nur: form eben SO wie sie ist, wirklichkeit/wahrheitsgemäß, und da ist die eben nicht "negativ"

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  • bel:

    Was da steht, sehe ich. Aber was bedeutet es?


    Es bedeutet, das dieser Anblick dazu führt, das der Geist nicht (wieder) anhangen kann.

  • accinca:
    bel:

    Was da steht, sehe ich. Aber was bedeutet es?


    Es bedeutet, das dieser Anblick dazu führt, das der Geist nicht (wieder) anhangen kann.


    Nachdem der Daseinswahn schon überwunden war? klingt mir überhaupt nicht schlüssig.

  • Das Nichts kann man nicht denken wenn etwas ist. Das ist die Blockade im Samsara für den Denker.
    Das Nichts kann man nicht denken wenn das Nichts das einzige ist. Das ist die Blockade im Nirwana für den Denker.


    Nirwana ist Samsara im Nichtdenken. D.h. in der Nichtfluktuation des zweipoligen Affengeistes zwischen richtig, falsch (Ich als Denker), gut, schlecht (Ich als Wille), gut, böse (Ich als EGO).


    Das Ich ist fluktuierend und nicht stillzustellen. Außer man denkt nicht dann kommt der Atman ins Spiel der sofort fühlt was stimmig ist und was unstimmig. Das kann man trainieren.


    Der Buddha sprach von Zweifelssucht die man ablegen sollte. Das ist das Training!

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  • bel:
    accinca:


    Es bedeutet, das dieser Anblick dazu führt, das der Geist nicht (wieder) anhangen kann.


    Nachdem der Daseinswahn schon überwunden war? klingt mir überhaupt nicht schlüssig.


    Training in nicht Zweifelssucht ist Ablegung von Daseinswahn.

  • Wir sprechen hier über ein konkretes Sutta, das scheinst du bei deinem "Training" zu übersehen - wie generell das Topic.

  • bel:

    Wir sprechen hier über ein konkretes Sutta, das scheinst du bei deinem "Training" zu übersehen - wie generell das Topic.


    Störungen sind Maya von Materie (Denksubstanz) und Maya von Ich (Denker) die sich zusammen als Gedanken äußern. Daseinswahn reicht nur bis zur FormLeerheit dieser beiden Dinge die Maya sind. Dies wird im Nichtdenken erreicht.
    Als stimmig vom Atman angesehen und dem Geist zugetragen als Gefühl, eben der Stimmigkeit. Ohne trübende Maya ohne Ichwahn und Vergänglichkeitswahn in Deidentifizierung und Loslassen keine störenden Gedanken.

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  • Es ist eben überhaupt nicht ausgemacht, daß es sich bei dem Term "Daratha" um "Störungen" handelt.

  • bel:

    Es ist eben überhaupt nicht ausgemacht, daß es sich bei dem Term "Daratha" um "Störungen" handelt.


    Über Begriffe lässt sich trefflich streiten Begriffe lassen sich als Besen reiten bis ins Nirgenwoh da wohnt der So und So. Wesentlich ist die Beseitgung von Störung. Drum lass ich euch mal weiter machen.

  • accinca:


    Es bedeutet, das dieser Anblick dazu führt, das der Geist nicht (wieder) anhangen kann.


    Keine Triebe, kein Anhangen. Kein Anhangen, keine Störung hätte ich gedacht.

  • mukti:
    accinca:


    Es bedeutet, das dieser Anblick dazu führt, das der Geist nicht (wieder) anhangen kann.


    Keine Triebe, kein Anhangen. Kein Anhangen, keine Störung hätte ich gedacht.


    Ja, die Triebe wurzeln im Vergänglichkeitswahn in Maya und was ist mit dem Ichwahn auch Maya? Also beide Male loslassen. Das Ich gibt es nicht und Atman ist unvergänglich.

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  • bel:

    Es ist eben überhaupt nicht ausgemacht, daß es sich bei dem Term "Daratha" um "Störungen" handelt.


    Laut PTS kann es auch "care" bedeuten.


    Dann vielleicht so ungefähr:


    "Es ist nur dieses Ausmaß an Zuwendung (sich kümmern) gegenwärtig, nämlich das mit den sechs Sinnesgrundlagen verbundene, die von diesem Körper abhängen und durch das Leben bedingt sind."

  • hatte das erst als "sorgen" gesehen, aber du könntest recht haben.


  • Das könnte sein. Kümmern ist ein Synonym für lieben und lieben bedeutet sorgen für die einen und verstehen der anderen zusammenzuführen. Und das geschieht über die Sinnesgrundlagen.