Welche politische Ordnung schlag den Buddhismus vor?

  • Hallo,


    es ist hoch wahrscheinlich, dass so eine Frage schon gestellt wurde. Finde es hier im Forum aber nicht.


    In einem nicht deutschen Forum über Politik hat jemand das gefragt und sieht so aus, dass die Mitglieder einverstanden sind, dass der Buddhismus ein Feudalsystem hat.


    Aber ich persönlich bin gar nicht sicher, ob es sagen lässt. Grundsätzlich sehe ich keine politische Richtung im Buddhismus. Und dann merke ich, dass es viele Buddhismus gibt. Vielleicht im Tibet kann man von einem Feudalsystem reden, aber nicht in anderen buddhistischen Länder, oder?


    Grüße.

  • In Tibet herrscht gerade eine Mischung von Ein-Parteien-System, Kapitalismus und Kommunismus. Ausgeübt von der Kommunistischen Partei Chinas.


    Der Religion Buddhismus ist es recht egal welches Herrschafts/Regierungssystem im Land ist. Buddha selbst hat für die Leute von der Strasse gelehrt ist aber auch zu den Herrschern/Königen/Rajas seiner Zeit gegangen und hat diese belehrt. Wenn er das gemacht hat hat er aber kaum Empfehlungen für das Regierungssystem gemacht. Also ob Eine Herrschaft der Rajas, oder eine Demokratie oder sonstwas besser wäre.


    Er ist ja selbst in einer Herrscherfamilie aufgewachsen und wenn er das Regierungssystem hätte ändern wollen, dann hätte er ganz anders auftreten können. Er tat das aber nciht, er hat keine "Revolution" angeführt


  • Buddha war Mensch seiner Zeit und kannte nur Gebiete mit Monarchien, wobei die Auswirkung auf den Normalbürger wahrscheinlich gegen null gingen. Für die meisten Menschen fand 'Politik' nicht statt. Wenn Buddha etwas schreibt, das Bezug zu Politik hat (etwa als Bezugsrahmen in Gleichnissen) nimmt er zwangsläufig immer Beispiele aus seiner Zeit.


    Auf der anderen Seite ist natürlich die gesamte buddhistische Bewegung eine Gegenbewegung zu früh-hinduistischen Systemen gewesen, die einen stark statischen Kern hatten und Monarchie als quasi logische Konsequenz eines Kastensystems enthielt.


    In diesem Sinne kann man Buddhismus als durchaus anti-feudal verstehen mit der Betonung auf Unabhängigkeit und Selbstverantwortung.


    Interessant für Deine Frage ist vielleicht "Mahāparinibbāna Sutta 16.2.5 Beim Bilva-Weiler, Buddhas Ausspruch: seit euch selber Zuflucht" http://www.palikanon.com/digha/d16_2.htm#16.2.5 zur Nachfolgeregelung Buddhas.


    Falls man darin etwas Politisches entdecken möchte wäre das Ordnungsprinzip eher so etwas wie eine selbstverwaltete Anarchie :D

  • Diktatur: man kann nur einen wählen, er/sie macht was die Industrie vorgibt.
    Demokratie: man kann mehrere wählen, sie tun was die Industrie vorgibt.
    Beidesmal werden Gesetze wenn nötig angepasst oder Menschen weggesperrt.


    Da Diktatur negativ behaftet ist hat man es umgebaut zur Demokratie und besser vermarktet.


    Anarchie wäre mir am liebsten, zumindest versuchen könnte man es mal ohne negative Vorbelastungen ;)

  • Wenn jeder Mensch auf Erden nach dem edlen 8 fachen Pfad leben würde, könnte man auf ein politisches System komplett verzichten.

  • fotost:

    Falls man darin etwas Politisches entdecken möchte wäre das Ordnungsprinzip eher so etwas wie eine selbstverwaltete Anarchie :D


    keks:

    Anarchie wäre mir am liebsten, zumindest versuchen könnte man es mal ohne negative Vorbelastungen ;)


    Meint Ihr Anarchismus als


    Zitat

    politische Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von Freiheit ablehnt. Dieser wird eine Gesellschaft entgegengestellt, in der sich Individuen auf freiwilliger Basis selbstbestimmt und föderal in Kollektiven verschiedener Art wie Kommunen als kleinster Einheit des Zusammenlebens, Genossenschaften und Syndikaten als Basis der Produktion zusammenschließen


    https://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus


    Wenn ja, sehe ich hier ein Problem. Meisten Anarchisten bezeichnen sich als atheistisch -oder vielleicht alle-. Die Anarchisten würden an Karma oder so etwas gar nicht glauben. Sie würden eine Figur von Buddha -z.B. auf der Straße- auch nicht erlauben, weil es schon eine Autorität ist. Und so wie keine Kirche auch keine Pagoden. Es soll keine Hierarchie geben. Mindesten keine Hierarchie die nicht fallen kann.


    Obwohl kann ich mir gut vorstellen, dass eine anarchische Gesellschaft gut mit den Buddhisten passt. Gleichzeitlicht denke ich, dass die Anarchisten die Buddhisten als nicht-Anarchisten bezeichnen würden. Die frage wäre, ob solche Situation friedlich sein kann. Ich denke schon, warum nicht.


    Aber die Buddhisten wären quasi unpolitisch sein. Fast ein getrennter Teil der anarchischen Gesellschaft.

  • keks:

    Diktatur: man kann nur einen wählen, er/sie macht was die Industrie vorgibt.
    Demokratie: man kann mehrere wählen, sie tun was die Industrie vorgibt.
    Beidesmal werden Gesetze wenn nötig angepasst oder Menschen weggesperrt.


    :x


    und jedes Mal wenn der Blitzer mich erwischt, fühle ich mich wie im Minority Report und Pre-Crime.......

  • voxk:

    Sie würden eine Figur von Buddha -z.B. auf der Straße- auch nicht erlauben


    Muss auch nicht, Blumen oder Bäume sind schöner als ein Holz oder Steindingens mitten auf der Strasse.

  • Ich denke, es gibt nicht den geringsten Anlass sich darüber Gedanken zu machen. Kulturelle Entwicklung und Geschichte sind nicht umkehrbar und ... das Mittelalter ist vorbei. ;)

    • Offizieller Beitrag
    Stero:

    Ich denke, es gibt nicht den geringsten Anlass sich darüber Gedanken zu machen. Kulturelle Entwicklung und Geschichte sind nicht umkehrbar und ... das Mittelalter ist vorbei. ;)



    Was bedeutet, denn dass kultutelle Entwicklung nicht umkehrbar ist?
    Meinst du damit tatsählich sowas, wie dass es immer aufwärts geht?
    Also dass aus einer Demokratie keine Diktatur mehr wird und aus Zivilsation keine Barbarei mehr?


    Warum denn eigentlich? Hat das was mit Hegels Weltgeist und Kohls Mantel der Geschichte zu tun?

  • voxk:


    In einem nicht deutschen Forum über Politik hat jemand das gefragt und sieht so aus, dass die Mitglieder einverstanden sind, dass der Buddhismus ein Feudalsystem hat.


    Aber ich persönlich bin gar nicht sicher, ob es sagen lässt. Grundsätzlich sehe ich keine politische Richtung im Buddhismus. Und dann merke ich, dass es viele Buddhismus gibt. Vielleicht im Tibet kann man von einem Feudalsystem reden, aber nicht in anderen buddhistischen Länder, oder?


    Der Buddhismus kann ja in jedem politischen System praktiziert werden, solange er nicht gewaltsam ausgetrieben wird. Manchmal gibt es halt mehr Beziehung zur Politik (z.B. Staatsreligion) und manchmal weniger (z.B.Säkularismus).

  • void:
    Stero:

    Ich denke, es gibt nicht den geringsten Anlass sich darüber Gedanken zu machen. Kulturelle Entwicklung und Geschichte sind nicht umkehrbar und ... das Mittelalter ist vorbei. ;)



    Was bedeutet, denn dass kultutelle Entwicklung nicht umkehrbar ist?


    Was vorbei ist, ist vorbei.


    void:


    Meinst du damit tatsählich sowas, wie dass es immer aufwärts geht?


    Aufwärts? Abwärts?


    void:


    Also dass aus einer Demokratie keine Diktatur mehr wird und aus Zivilsation keine Barbarei mehr?


    Die Instanzen von "Diktatur" oder "Barbarei" können nicht identisch sein.


    void:


    Warum denn eigentlich? Hat das was mit Hegels Weltgeist und Kohls Mantel der Geschichte zu tun?


    Da das deine Ideen sind und nicht meine, musst du das selbst beantworten.

  • nyalaana:

    In Tibet herrscht gerade eine Mischung von Ein-Parteien-System, Kapitalismus und Kommunismus. Ausgeübt von der Kommunistischen Partei Chinas.


    Offensichtlich kennst du dich mit Tibet, dem chinesischen Parteiensystem, dem Kapitalismus, dem Kommunismus, der Kommunistischen Partei und mit China nicht aus.


    Kongjiazhong

  • kongjiazhong:
    nyalaana:

    In Tibet herrscht gerade eine Mischung von Ein-Parteien-System, Kapitalismus und Kommunismus. Ausgeübt von der Kommunistischen Partei Chinas.


    Offensichtlich kennst du dich mit Tibet, dem chinesischen Parteiensystem, dem Kapitalismus, dem Kommunismus, der Kommunistischen Partei und mit China nicht aus.


    Kongjiazhong


    hm, Du scheinbar schon, oder? Denn sonst würdest Du ja nicht so einen Kommentar liefern.


    Magst Du es uns denn erkären?

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Zitat

    Welche politische Ordnung schlägt der Buddhismus vor?


    Das ist schwer zu beantworten, denn "der Buddhismus" ist hinsichtlich seiner Lehren, der Geschichte und unterschiedlicher geographischer, ethnischer und kultureller Prägungen sehr heterogen - er ist kein monolithischer Block. In jedem Fall ist der Buddhismus sehr anpassungsfähig.


    Auch aktuell ist der Buddhismus politisch wirksam, ich meine als staatstragende Ideologie (von wegen "Anarchismus"), insbesondere in Bhutan, Sri Lanka und Thailand.


    Es gab und gibt verschiedene Entartungen des Buddhismus, gemeint als Abweichungen vom Zuträglichen, zum Beispiel die tibetische "Lamakratie" und der westliche Gutmenschenbuddhismus.


    Ich würde darauf verzichten, den Buddhismus in die politische Sphäre hineinzubringen, das schafft nur unnötige Probleme und Verbiegungen.


    Kongjiazhong

  • ursprünglicher Beitragstext gelöscht


    Anlässlich einer Zurechtweisung durch einen Moderator habe ich mich zensiert, weil es ja durchaus buddhistische Sicht sein kann, dass es legitim ist, dass der Buddhismus als Religion Einfluss auf Gesellschafts- und Staatsform nimmt, so wie das auch unter Muslimen übliche Sichtweise hinsichtlich des Islam als Religion ist.
    Als Nicht-Buddhist muss ich mich in diesem Forum "Allgemeines zum Buddhismus" aber natürlich jeglicher Meinungsäußerung enthalten, weil meine Meinung ja konform mit der Sichtweise des Buddhismus sein müsste und ich als Nicht-Buddhist ja nicht wissen kann, ob das so ist. Ich bitte diese Feststellung als solche jedoch zu akzeptieren als Begründung dafür, warum ich keine weiteren inhaltlichen Beiträge zum Thema liefern kann, obgleich ich damit schon begonnen hatte.

    • Offizieller Beitrag
    Stero:

    ursprünglicher Beitragstext gelöscht


    Anlässlich einer Zurechtweisung durch einen Moderator habe ich mich zensiert, weil es ja durchaus buddhistische Sicht sein kann, dass es legitim ist, dass der Buddhismus als Religion Einfluss auf Gesellschafts- und Staatsform nimmt, so wie das auch unter Muslimen übliche Sichtweise hinsichtlich des Islam als Religion ist.
    Als Nicht-Buddhist muss ich mich in diesem Forum "Allgemeines zum Buddhismus" aber natürlich jeglicher Meinungsäußerung enthalten, weil meine Meinung ja konform mit der Sichtweise des Buddhismus sein müsste und ich als Nicht-Buddhist ja nicht wissen kann, ob das so ist. Ich bitte diese Feststellung als solche jedoch zu akzeptieren als Begründung dafür, warum ich keine weiteren inhaltlichen Beiträge zum Thema liefern kann, obgleich ich damit schon begonnen hatte.


    Es ging darum, dass die meisten Bereiche des Forums kein Platz sind, um eine "Fumdamentalkritik" am Buddhismus zu äußern, also Kernbestandteile wie die "vier edlen Wahrheiten" als reine Marotte anzutun. Das bedeutet aber nicht, dass du keine Meinung äußern darfst. Natürlich ist das schwer, wenn man nicht weiss, was jetzt die Kerninhalte des Buddhismus sind.


    Eine zum Islam analogen Forderung nach einer buddhitischen Staatsform gibt es nicht.

  • voxk:

    im Tibet kann man von einem Feudalsystem reden,


    Tibet ist zur Zeit ein Teil von China. Deswegen ist in Tibet gerade die gleiche Regierungsform wie im restlichen China.
    Jetzt gerade herrscht in Tibet also keine Lamakratie. Und auch ein Feudalsystem ist jetzt gerade dort nicht an der Macht.


    kongjiazhong:

    Offensichtlich kennst du dich mit Tibet, dem chinesischen Parteiensystem, dem Kapitalismus, dem Kommunismus, der Kommunistischen Partei und mit China nicht aus.


    laut Wiki:


    Die Volksrepublik China ist ein autoritäres Regime unter der alleinigen Führung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Trotz der Zulassung kleinerer Blockparteien (z. B. Revolutionäres Komitee der Kuomintang) herrscht de facto ein Einparteiensystem und das sozialistische Wirtschafts- und Staatssystem ist in der Verfassung der Volksrepublik China verankert.


    Also Kommunismus und Ein-Parteiensystem stimmen wohl (vielleicht?), bleibt höchstens die Form des Kapitalismus zu diskutieren die dort gerade vorhanden ist.

  • Elke:
    Stero:

    Ich denke, es gibt nicht den geringsten Anlass sich darüber Gedanken zu machen. Kulturelle Entwicklung und Geschichte sind nicht umkehrbar und ... das Mittelalter ist vorbei. ;)


    Aber es bedarf nicht viel und der Mensch ist sofort wieder in der Steinzeit - oder auch gar nicht mehr. :|


    In Frankreich sieht man nun recht gut wie schnell sich alles zurückentwickeln kann. Wenn man dann noch bedenkt, dass Frankreich eigentlich der kulturelle Vorreiter in Europa ist...naja, gute Nacht Marie :)

  • In Nepal ist ja als Staatsziel das Glücklichsein der Menschen gesetzt worden. Statt auf das Bruttosozialprodukt zu schauen, wird auf das "Bruttoglücksprodukt" geschaut. In denke so ein allgemeines Ziel zu setzen macht mehr Sinn als ein politisches System vorzugeben. Oft wird gesagt ein politisches System, das dem Buddhismus nahekommen würde, wäre eine Art sozialistisches System. Nun haben aber Sozialismus und Kommunismus nur in unzähligen Ländern dieser Welt zur völligen Verarmung der Bevölkerung geführt und die Infrastruktur völlig ruiniert - von unzählbaren Menschenrechtsverletzungen mal ganz zu schweigen. Da ist ein gigantisches Leiden entstanden und genau das ist nicht das was Buddha im Sinn hatte als er seine Lehre entwarf. Dass das Gute rauskommt nur weil man das Gute will, ist halt nicht so. Jemand, dem die Lehren Buddhas geholfen haben einen klaren Verstand zu behalten, wird das erkennen und auf jeden Fall ein Mehrparteiensystem haben wollen. Die Einparteien-Systeme in den sozialistischen Ländern waren immer der Anfang von Diktatur und Niedergang.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • keks:

    ...
    In Frankreich sieht man nun recht gut wie schnell sich alles zurückentwickeln kann. Wenn man dann noch bedenkt, dass Frankreich eigentlich der kulturelle Vorreiter in Europa ist...naja, gute Nacht Marie :)


    Sicher, nur die Attentäter des Charlie Hebdo Anschlags und die Massenmörder vom 16.November gehörten nicht zur französischen Kultur. Diese Leute hassen die Gedanken, die die französische Nation prägen.


    Frankreich steht für mich auch für Aufklärung, Liberalismus und Trennung von Kirche und Staat. Und Freude am Leben..


    Vive la France 8)