Hat ein Erleuchteter Besitz?

  • Besteht ueberhaupt das Interresse nach Besitz oder gar Macht bei einem Erleuchteten?


    Wie wuerde eine Gesellschafft von Erleuchteten oder unter Fuehrung von Erleuchteten aussehen?

  • Frag einen Erleuchteten. Und wie etwas aussehen würde, wenn es so etwas geben würde, was es wohl nie geben wird, sind reine Spekulationen. Mach etwas Sinnvolleres.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Kein Besitz wenn das illusorische mein mir mich wegtröpfelt, wohnen tut man dennoch im selben Haus wie eh und je. Rechnungen müssen trotzdem bezahlt werden und das Klo muss auch jemand putzen. Das Oberhaupt der Tibeter sagt klar und deulich er ist nicht erleuchtet. Was man als Erleuchtung bezeichnen könnte wäre das Wegfallen einer Suche und Konzepten, zurück zur Leichtigkeit vom Leben ohne Anspannungen und inneren Konflikten. Den Erleuchteten darf es aber nicht geben, wenn da jemand ist fällt er auch wieder aus der Erleuchtung raus. :lol: EInfacher wäre es deshalb wenn man dieses Mist-Prinzip der Erleuchtung zur Seite schiebt zu dem anderen Käse den keiner benötigt.

  • Sanshin:

    Besteht ueberhaupt das Interresse nach Besitz oder gar Macht bei einem Erleuchteten?


    Guten Morgen Sanshin,
    er oder sie lebt vielleicht von Wohlstand umgeben, aber hat nichts mehr damit zu tun, haftet nicht an, hängt nicht daran - er ist bedeutungslos. So meine "Ahnung" davon. :D


    Zitat

    Wie wuerde eine Gesellschafft von Erleuchteten oder unter Fuehrung von Erleuchteten aussehen?


    Sie würde aussterben, denn es wäre alles erfüllt. Wer würde denn noch gerne neues Futter für Leid "herstellen wollen". "Geburt ist Leid, Altern ist Leid, Krankheit ist Leid, Tod ist Leid ..."
    So meine nächste "Ahnung" davon. 8)
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat

    Das Oberhaupt der Tibeter sagt klar und deulich er ist nicht erleuchtet.


    Der hat ja auch ne Menge Besitz und Macht, die gepflegt sein wollen.


    Zitat

    Was is’n ein "Erleuchteter"?


    Angeblich so was wie dieser Typ im Palikanon.

  • Vermutlich waere die erste Amtshandlung soeines Erleuchteten Politikers, die Fernseher abzuschaffen, und die Verderber aus dem Verkehr zu ziehen, ich meine diejeniegen die dafuer Sorgen das die Menschen sich gerade in die entgegengesetzte Richtung entwickeln, hin zu Triebhaftem verhalten, voller Neid, Wut, Missgunst, Sexueller Begierde, Konsum etc.
    Das Geld abschaffen, und vielleicht ne art Bauernstaat einfuehren in der jeder sich selber versorgen muesste. Es gibt genug freies Land um jedem sein Tomatenbeet zu eroeglichen!
    Keiner muesste mehr hungern. Keiner wuerde sich besser als der andere fuehlen, wenn unnuetze Konsumgueter abgeschafft wuerden. Kein Anzugtraeger wuerde von dem kleinen Arbeiter schmarotzen und mit seinem BMW die Autobahn unsicher machen!
    Alle waeren gleich, von deiner Haende Arbeit sollst du leben heisst es!
    Zurueck zur Steinzeit. Kleine sichere Familiengruppen wo die Frauen wieder Muetter sein duerfen, wo die Kinder nicht in Kitas abgeschoben werden mit Liebesentzug und Angst, wo die Kinder nicht in Erziehungsanstallten abgeschoben werden, sogenannte Schulen, in denen sie das Politische System reingehaemmert bekommen und ihre eigene Goettliche Kraft naemlich die Kreativitaet zerstoert wird, wo sie misshandelt und gebrochen werden! Und neuerdings mit Perversen Ideen unter dem Stichpunkt "Aktzeptanz" konfrontiert werden (Konfrontation mit Pervertierter Sexualitaet von Transsexuellen, Metro, Inter, Homosexuell und was weiss ich was noch kommen wird Paedophilie vermutlich, viele Politiker sind ja Kinderschaender). All das kranke wuerde es dann nict geben, alle haetten Zeit sich zu entwickeln, sie waeren auf Tauschen angewiesen und auf Naechstenliebe fuer ihre Naechsten und fuer Andere. Kein Freimaurer da oben der sein Big Brother ist kontrolling you mehr spielen koennte und kein Baenker koennten den Leuten den letzten 10ner ausquetschen. Kein Stress durch gieriege Arbeitgeber, weil jeder sich selbst versorgt, weniger Kranke (denn die meisten krankheiten etstehen durch Psychische Belastung, Stress und vor allem schlechte Ernaehrung, fertiggerichte, Chemische Zusatzstoffe etc.) Durch die Abschaffung von Alkohl wuerden die menschen aufhoeren immer Primitiver zu werden, udn waere auch nicht mehr Noetig, denn wer sich entspannt braucht keine Droge zum Abschallten. Die Menschen wuerdn dazu angehalten taeglich an sich zu arbeiten, zu meditieren etc und ihre niederen Neigungen zu ueberwinden, bis alle eines Tages Erleuchtet waeren.
    Und was keine guten Fruechte traegt solle ausgerissen werden (laut Jesus) also besser die ganzen Verderbensmaechte fruehzeitig ausschalten, vielleicht in soeine art besserungsanstallten stecken damit auch diese zu guten Menschen werden koennen, ich meine die ganzen gieriegen Politiker, Wirtschafftsbosse, Baenker, Freimaurer, Medienvorsitzenden etc. Schlachter und Tierversuchslabor Tierquaeler, Modeentwickler und Lebensmittelvergifter und alle sonstigen die Gierig und Boesartig sind und nur Egoistisch handeln. NAtuerlich auch die ganzen Priester und sonstiegen die die Menschen von Erleuchtung abhalten.


    Naja das is nur soein Gedanke wie vielleicht ne bessere Gesellschaft unter fuehrung von Erleuchteten als nicht egoistisch handelnden gutherzigen Menschen aussehen wuerde.

  • Puh, Sanshin, da fährst Du aber große Geschütze auf. Also Buddha war ja Prinz und er hätte dann ja auch viel Macht haben können als Prinz, das gab er auf und lernte das "Anderere Leben". Aber was machte er als er diese Lehre abgeschlossen hatte? Versuchte er da zurück zu gehen in die Politik, hat er versucht sein Erbrecht als Prinz zurück zu bekommen? Nein. Im Gegenteil er lebte weiter als Bettelmönch. Also dass ein Erleuchteter so wie von Dir beschrieben versucht in die Politik zu gehen und dann eine Lebensrevolution für alle Bürger einführt, das glaube ich ist sehr sehr unwahrscheinlich.


    Im Zen gibt es doch den Spruch :" Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung. Holz hacken und Wasser tragen."
    Das halte ich für wahrscheinlicher.

  • Sanshin:


    Naja das is nur soein Gedanke wie vielleicht ne bessere Gesellschaft unter fuehrung von Erleuchteten als nicht egoistisch handelnden gutherzigen Menschen aussehen wuerde.


    Das ist ein ziemlich langer Gedanke, schon eine Kette von Gedanken, die wie ein Gestrüpp alles überwuchert. Vielleicht sollte das hier in den thread papanca - verschoben werden?


    Da es keine Erleuchteten gibt, erübrigt sich Frage.

  • Sanshin:


    Naja das is nur soein Gedanke wie vielleicht ne bessere Gesellschaft unter fuehrung von Erleuchteten als nicht egoistisch handelnden gutherzigen Menschen aussehen wuerde.


    Ich glaube nicht dass Erleuchtete eine größere Gesellschaft führen können als einen Orden. Bei all den Verkehrtheiten müssten sie ja sonst Gewalt anwenden.
    Sie können höchstens die Führer beraten, was ja auch bis zu einem gewissen Grad der Buddha getan hat, und wie es in der alten Zeit auch konzipiert war - Bramahnen oder Priester werden von den Königen und Fürsten um Rat gefragt. Oder Philosophen wie Konfuzius beraten die Herrscherhäuser, oder wie in Platons Staat. Aber die Welt ist nicht dauerhaft zu bessern, wie man sieht. Weil eben die Meisten nicht hierherkommen, um erleuchtet zu werden.

  • Zitat

    Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung. Holz hacken und Wasser tragen.


    Das ist wahr, aber was, wenn vor der Erleuchtung Politik gemacht wurde?


    Zitat

    Da es keine Erleuchteten gibt, erübrigt sich Frage.


    Hier herrscht offenbar bei vielen Einigkeit. Obwohl das kein reiner Zen-Thread ist. EInige würden widersprechen: Es GAB zumindest einen, den Shakyamuni. Führt das weiter?


    Selbst im Zen geht man definitiv von Erleuchteten oder Erwachten aus. Man lese die Koansammlungen. Die Sache ist eindeutig. Es gibt ein "davor" und "danach": vor dem "Durchbruch" und danach. Insofern ist die Frage berechtigt. Umformuliert könnte sie so lauten:


    Was unterscheidet jemanden, der eine tiefe Einsicht [ich bevorzuge dieses Wort, auch wenn es rational klingt] in das Wesen des Daseins gewonnen hat und nicht mehr an Dingen, Beziehungen, vielleicht sogar seinem Leben hängt, von anderen, denen solche Eigenschaften abgehen?


    Ich habe hier schon seit langer Zeit - im Bewusstsein, dass man dies als Besessenheit oder Verklärung meiner eigenen relativen Besitzlosigkeit sehen kann - immer wieder behauptet: Ein Erleuchteter (d.h. Einsichtiger) gibt seinen Besitz zum großen Teil auf. Er lebt von dem, was ein bescheidener Mensch, der nicht an den Dingen hängt, so braucht. Und das ist nicht viel. Ich denke, das ist eine Diskussionsgrundlage oder ein Maßstab. Im Einzelfall wird ein erwachter Arzt, der Hausbesuche macht, vielleicht nicht auf sein Auto verzichten können, um effektiv zu sein, aber ein erwachter Autor braucht wohl keines.


    Ein konkretes Beispiel aus meiner jüngeren Vergangenheit. Ich kürze die Geschichte ab. Eine langjährige Bekannte beschloss, dass ich zu viel "schimpfe" (bezieht sich auf meine Kritik am Umgang mit ihrem Kind - statt es deutlich zu ermahnen, wenn sie überhaupt mal Grenzen setzt, haut sie es lieber mal -, und auf meine Fragen, wieso sie nicht regelmäßig arbeite, wo sie doch drei Kinder zu versorgen habe). Ich ahnte es, erfuhr es im Detail aber erst über eine gemeinsame Bekannte: Sie wolle den Kontakt zu mir abbrechen. Daraufhin brachte ich eine Art Wippgerät, das ich jahrelang aufbewahrte und eigentlich ihrem jüngsten Baby aufs Land schleppen wollte, zu (ebenso armen) Wanderarbeitern. Ich lief zwischen deren User19823cken rum, bis ich einen älteren Mann mit zerschlissenen Schuhen sah. Er bekam meine fast neuen Jack Wolfskin, ein Fehlkauf, weil mir der linke Schuh meinen kleinen Zehennagel blutig quetscht. Ich hatte mich zuvor im Zimmer umgeschaut, was ich so alles auf einen Schlag entbehren konnte. Drei Frisbies waren noch dabei. Die kannten sie nicht. Ich führte sie ihnen vor. Großes Gelächter.


    Das war, wenn mich der Grund auch traurig stimmte, Loslassen in Anwendung. Man schaut sich z.B. ab und zu mal in seinem Besitz um und fragt sich, ob manche Sachen nicht anderen mehr nutzen als einem selbst. Ob man sie wirklich braucht. "Besitz" bleibt immer noch genug. Es wäre nicht sinnvoll für mich, die Besitzregeln von anderen, etwa aus dem Palikanon, zu übernehmen. Woody Allen hat ja mal gesagt, er habe, falls er überraschend vor den Schöpfer treten müsse, immer eine frische Unterhose zum Wechseln dabei. Ich habe zwei Dutzend Unterhosen, nicht nur, weil ich zwei übereinander trage (wegen diverser Probleme), sondern weil - Achtung, Sophismus! - ich nicht an den einen Schöpfer glaube, sondern "zahlreiche Daseinsbereiche" durchwandern muss ... :grinsen:

  • diamant:


    Selbst im Zen geht man definitiv von Erleuchteten oder Erwachten aus. Man lese die Koansammlungen. Die Sache ist eindeutig. Es gibt ein "davor" und "danach": vor dem "Durchbruch" und danach. Insofern ist die Frage berechtigt. Umformuliert könnte sie so lauten:


    Was unterscheidet jemanden, der eine tiefe Einsicht [ich bevorzuge dieses Wort, auch wenn es rational klingt] in das Wesen des Daseins gewonnen hat und nicht mehr an Dingen, Beziehungen, vielleicht sogar seinem Leben hängt, von anderen, denen solche Eigenschaften abgehen?


    Kensho - ist eine Erfahrung, die meistens sehr oberflächlich ist. Da du dann auf Eigenschaften abzielst - ist das nichts anderes als der Versuch des "Ergreifens" - und da ist eben sehr schön im Diamant(!)-sutra das ausgeführt. Die tiefe Einsicht ist nichts anderes als tiefe Einsicht. In was ? Da gibt es viele Dinge. Tiefe Einsicht der Leere aber, ist immer nur relativ und damit keine Einsicht der Leere. Deshalb gibt es keine Erwachten.


    Zitat


    Ich habe hier schon seit langer Zeit - im Bewusstsein, dass man dies als Besessenheit oder Verklärung meiner eigenen relativen Besitzlosigkeit sehen kann - immer wieder behauptet: Ein Erleuchteter (d.h. Einsichtiger) gibt seinen Besitz zum großen Teil auf. Er lebt von dem, was ein bescheidener Mensch, der nicht an den Dingen hängt, so braucht. Und das ist nicht viel. Ich denke, das ist eine Diskussionsgrundlage oder ein Maßstab. Im Einzelfall wird ein erwachter Arzt, der Hausbesuche macht, vielleicht nicht auf sein Auto verzichten können, um effektiv zu sein, aber ein erwachter Autor braucht wohl keines.


    Richtig. Besitzlosigkeit oder Hauslosigkeit ist ein Kriterium, an dem man Menschen erkennen kann, die sich für den Weg entschieden haben. Und ein Arzt, der ein Weg-Übender ist, der wird auch kostenlos Kranke behandeln.



    Zitat

    Man schaut sich z.B. ab und zu mal in seinem Besitz um und fragt sich, ob manche Sachen nicht anderen mehr nutzen als einem selbst. Ob man sie wirklich braucht. "Besitz" bleibt immer noch genug. Es wäre nicht sinnvoll für mich, die Besitzregeln von anderen, etwa aus dem Palikanon, zu übernehmen.


    Da kommt man dann wieder mit dem Evangelium in Übereinstimmung - denn da heißt es auch - verkauf alles und gib dein Geld den Armen und dann folge mir nach.

  • Zitat

    und dann folge mir nach.


    Beim letzten Teil wäre ich vorsichtig, es sei denn mit "mir" sei man selbst gemeint.


    Ich verstehe schon den Gedanken hinter der Rhetorik. Wenn "kensho" oberflächlich ist, dann ist vielleicht "satori" in der Zensprache das Äquivalent für die "tiefere Erfahrung" (ich tausche das gerade mal gegen "Einsicht" ein). Diese Erfahrung wird z.B. in den Koansammlungen geschildert. Im Sinne von Eigenschaften hat sie etwa Menzan Zuiho in seiner bebilderten Schrift über den Mönch Tosui dargestellt. Das entspricht dem Mönch, der unerkannt unter Obdachlosen lebt. Diese Geschichten illustrieren nun mal "Charaktereigenschaften". Was nicht heißt, das man zu deren Verwirklichung Zen bräuchte. Aber was heißt, dass es gewisse Zen-Ideale gibt. Das ist natürlich relativ. Deswegen kann der "einsichtige", der "erfahrene", der "erwachte" Zenmensch auch stattdessen den Obdachlosen das Essen bringen oder mit seinem BMW über deren Brücke in den 16. Stock seiner Bank fahren, um eine Entscheidung zu treffen, ob er den Griechen weiter Geld leiht und sich daran bereichert. Auch das ist ja relativ. Aber in einer Geschichte von Zenidealen würde er in der Wahl seiner Entscheidungen nicht mehr ganz so frei sein. Es ist irgendwie klar, wie er zu charakterisieren wäre. Und darum sagen die erwachten Kerlchen in den Koan, wenn der Stein beim Fegen irgendwo gegen knallte und es plötzlich "klick" in ihnen macht, auch nicht: "Dreißig Jahre Täuschung: Der Himmel ist blau, die Berge sind hoch ... und ich lege jetzt diese fiesen Mongolen um."


    Wahrscheinlich verstehe ich den Knackpunkt des Diamantsutras anders. Ich möchte zuweilen Leerheit eine angemessene Form verleihen. Ich trete auf den Marktplatz, um das zu tun. Ich akzeptiere, dass ich nicht unabhängig von allem anderen existiere und dass ich nicht nur Leerheit, sondern auch Form bin. Deine Frage "tiefe Einsicht in was?" in Bezug auf die Leere will ich darum so beantworten: Tiefe Einsicht in Leere ist tiefe Einsicht in Form. Und darum gibt es auch das Erwachen, das Relative, die Eigenschaften.

    Einmal editiert, zuletzt von diamant ()

  • keks: Die Frage ist doch, ob man den Eindruck hat (wie er zumindest in Zengeschichten traditionell aufrecht erhalten wird), es gäbe die Möglichkeit eines Momentes, in dem sich die eigene Sicht auf die Welt ändert. Wenn nicht "plötzlich" (wie es meist geschildert wird), dann vielleicht "allmählich". Natürlich macht normalerweise jeder Mensch eh einen Reifeprozess durch. Da ich keine Parallelexistenz führe, weiß ich nicht, wo ich ohne Kontakt zu Zen stünde. Jedenfalls kennzeichnen Begriffe wie kensho und satori diese Momente. Da die Buddhanatur - so die These - immer da ist, sind die Momente wie eine klare Erkenntnis (oder auch konkrete Umsetzung) dieser "Tatsache".


    Nun kommen wir zum Dalai Lama. Nach welchem Kriterium wollen die, die an einen Erwachten (zumindest den Shakyamuni) glauben, beurteilen, ob der DL recht hat? Es gibt Leute, die zitieren (aus dem Zen), dass einer, der von sich glaube, erwacht zu sein, es schon verfehlt habe. Aber der DL ist nicht aus dem Zen. Bei den Tibetern sind klare Zuweisungen von speziellen Einsichten unabdingbar, um überhaupt ein DL zu werden. Das ist also Rhetorik, die vorbereitet, dass es a) keinen DL mehr nach ihm geben könnte, weil die tibetische Gesellschaft mehr oder weniger in der chinesischen aufgehen muss, b) Bescheidenheit zum Ausdruck bringt, die die Verehrer des DL natürlich so auslegen, dass diese gerade wieder ein Zeichen seines Erwachens sei.


    Ich sehe das anders. Ich glaube, dass ich den Dalai Lama verstehe. Er meint es nicht so, wie du - vielleicht - denkst: "Seht doch, selbst dieser offenbar Erwachte sagt, dass er es nicht ist. Es gibt also keine Erwachten." Nein, was der Dalai Lama sagt, ist einfach genau das: "Trotz meines Lebens habe ich es nicht dahin gebracht." Und damit steht er natürlich reifemäßig dennoch über den meisten anderen. Er sagt dir nicht, dass du es nicht anders oder "besser" machen könntest als er. Dazu gehört womöglich auch, als Kind nicht von der Mutter getrennt zu werden. Nicht in gepanzerten Wagen durch die Welt fahren zu müssen. Usw.

  • diamant:
    Zitat

    und dann folge mir nach.


    Beim letzten Teil wäre ich vorsichtig, es sei denn mit "mir" sei man selbst gemeint.


    Danke für den Hinweis.
    Wer denn sonst? Aber, wer ist das denn? Es ist doch das, was Dogen mit "nur Buddhas erkennen Buddhas" meint. Nur Buddhas folgen Buddhas nach.


    Zitat

    Und darum sagen die erwachten Kerlchen in den Koan, wenn der Stein beim Fegen irgendwo gegen knallte und es plötzlich "klick" in ihnen macht, auch nicht: "Dreißig Jahre Täuschung: Der Himmel ist blau, die Berge sind hoch ... und ich lege jetzt diese fiesen Mongolen um."

    Wenn das mit der Einsicht von Leere ist Form und Form ist Leere verbunden ist, dann ist jede Aussage gleich, die da der Mönch macht. Er sagt nämlich genau das, was in diesem Moment erscheint. Und wenn der fiese Mongole erscheint, dann ist das genau das gleiche, wie wenn Räuscherstäbchen anzünden erscheint. Es gibt nur für das Erscheinen des fiesen Mongolen eine Bedingung - sie muss aus dem Ungeborenen erscheinen - wurzellos, ohne Gier, Hass und Verblendung. Möglicherweise ist das nicht wahrscheinlich.

    Zitat


    Wahrscheinlich verstehe ich den Knackpunkt des Diamantsutras anders. Ich möchte zuweilen Leerheit eine angemessene Form verleihen. Ich trete auf den Marktplatz, um das zu tun. Ich akzeptiere, dass ich nicht unabhängig von allem anderen existiere und dass ich nicht nur Leerheit, sondern auch Form bin. Deine Frage "tiefe Einsicht in was?" in Bezug auf die Leere will ich darum so beantworten: Tiefe Einsicht in Leere ist tiefe Einsicht in Form. Und darum gibt es auch das Erwachen, das Relative, die Eigenschaften.


    Nicht nur -- sondern auch. Tja - da machst du eben eine Unterscheidung von Leere und Form. Die ist aber nicht, denn Leere erscheint als Form und Form als Leere. Genau deshalb ist tiefe Einsicht der Leere identisch mit tiefe Einsicht der Form - es geht ja nicht anders. Deshalb gibt es eben Erwachen und Täuschung.
    Dogen Genjokoan

    Zitat

    Wenn alle Dinge Buddhalehre sind, dann gibt es Verirren und Erwachen, Übung, Leben und Tod, alle Buddhas und leidende Wesen. Wenn die zehntausend Dinge ohne Ich sind, dann gibt es weder Verirren noch Erwachen, weder Buddhas noch leidende Wesen, weder Entstehen noch Vergehen. Da der Buddhaweg von Grund auf Überfluss und Mangel entspringt, gibt es Entstehen und Vergehen, Verirren und Erwachen, leidende Wesen und Buddhas. Doch obgleich sich dies sagen lässt, fallen die Blüten in sehnsüchtiger Liebe, und das Unkraut sprießt zu unserem Ärger, und das ist alles.

  • Um die Verwirrung etwas aufzulösen: Erleuchtung ist eine innere und nicht eine äußere Angelegenheit. Man kann innerlich erleuchtet sein und äußerlich ganz normal leben, also als König, Politiker oder Putzfrau. Wie es gerade kommt. Wobei es hilfreich ist in der Ruhe zu leben. Deshalb hat Buddha den Weg der Ruhe gewählt. Es gibt aber auch die Geschichte eines Erleuchteten, der nach seiner Erleuchtung wieder in sein Königreich zurück gekehrt ist.


    Ich halte den Dalai Lama für erleuchtet. Er folgt aber der Tradition der Bescheidenheit. Nach dieser Tradition darf er sich auch als Erleuchteter für nichterleuchtet erklären. Und möglichweise hat er sogar Recht. Es gibt viele Stufen der Erleuchtung. Und man kann es immer so sehen, dass die Erleuchtung erst in der nächsten Stufe beginnt. Letztlich ist auch das ein Gedankenspiel. Ein Erleuchteter würde sich fragen: "Was ist hilfreich für meine MItmenschen?" Je nach Situation würde er sich für erleuchtet und für nicht erleuchtet erklären. Und so die Menschen zur Erleuchtung hinführen.


    Meine persönliche Erfahrung ist, dass man die Egolosigkeit (das Einheitsbewusstsein) am besten halten kann, wenn man im erleuchteten Sein lebt (in der Ruhe, in der Anhaftungslosigkeit, im Nichtstun). Und man kann sie bewahren, wenn man als Bodhisattva für das Glück aller Wesen lebt. Wenn man sich für unwichtig und das Glück seiner Mitwesen für wichtig hält. Eine weitere Erfahrung von mir ist, dass man inaktiv wird, wenn das innere Glück stark wird. Man kann seine Aktivität wieder erlangen, wenn man sich auf das Leid der Wesen und auf seine Aufgabe konzentriert.

  • diamant:

    keks: Die Frage ist doch, ob man den Eindruck hat (wie er zumindest in Zengeschichten traditionell aufrecht erhalten wird), es gäbe die Möglichkeit eines Momentes, in dem sich die eigene Sicht auf die Welt ändert. Wenn nicht "plötzlich" (wie es meist geschildert wird), dann vielleicht "allmählich".


    Bei wenigen plötzlich mit einem "aha-Effekt", was aber auch wieder verschwinden kann, bei anderen als langsam kontinuierlicher Prozess des wegfallens von "mein Besitz" (Durch beobachten was man nicht sein kann verschiebt sich das Wesen mehr ins Gewahrsein/Bewusstsein und distanziert sich mehr und mehr vom Körper, so wird mit der Zeit alles was erscheint als ein ganzes gesehen das nichts mit dem Körper zu tun hat). Etwas das eigentlich schon immer so war nur nicht beachtet wurde. Das aber als Erleuchtung zu bezeichnen mutet mir etwas seltsam an da es etwas natürliches ist.

  • keks:

    Etwas das eigentlich schon immer so war nur nicht beachtet wurde. Das aber als Erleuchtung zu bezeichnen mutet mir etwas seltsam an da es etwas natürliches ist.


    Das ist aber eben halt der Begriff dafür - aber es ist auch nur eine Bezeichnung, die man lassen kann.

  • keks: Ich beschreibe beispielhaft Auswirkungen eines Erwachens. Mein "Bewusstein distanziert sich nicht mehr und mehr vom Körper". Gerade lief eine Medizinsendung zum Thema Darm. Er hat mehr Nervenverbindungen zum Hirn hin als umgekehrt. Es ist also der Körper, der den Geist stärker bedient als umgekehrt., Und ich glaube auch nicht, dass es "etwas Natürliches" ist, sich von Besitz zu trennen. Natürlich ist das Aneignen und Sammeln, und körperlich etwa sich Fettpolster zuzulegen. Es anders zu machen, setzt einen geistigen Reifeprozess voraus.


    Insofern ist das mein Versuch, an konkreten Beispielen klar zu machen, was das heißt, wenn irgendwo von satori oder "Form ist Leere, Leere ist Form" die Rede ist. Ich glaube nicht, dass diese Dogensche (oder sutrische) Zen-Rhetorik es da allzu weit gebracht hat, das ist ein weitgehend in sich geschlossenes System. Darum konnte Dogen ja auch so böse irren, in seiner Meinung über Vimalakirti und das Laientum zum Beispiel. Darum musste er sich auch noch Sorgen machen, dass er die Unterstützung der Feudalherren genießt und gegen andere buddhistische Schulen wettern. Ich kann mich nicht mit dem begnügen, was Dogen sagte, ich muss auch bei ihm schauen, was er machte. Und das gilt genauso für den Dalai Lama. Ein Erwachtsein kann man behaupten oder leugnen. Ich habe meinen eigenen Blick darauf. Der schaut mehr auf das, was die Betreffenden konkret tun oder getan haben.


    Zitat

    Nur Buddhas folgen Buddhas nach.


    Was liest man hier zunächst mal? Auch Idioten folgen Buddhas nach. Was hat dieser Satz also für einen Sinn? Idioten sind also auch Buddhas. Mit anderen Worten, alle sind Buddhas. Das hatten wir schon, allen ist die Buddha-Natur gegeben. Aber was bedeutet es konkret? Es macht natürlich einen Unterschied, ob der Idiot dem Buddha nachfolgt oder einer mit dem Nachfolgen Schluss macht. Deine Lesart, Thursday, von Jesus' "Folge mir nach" ist bereits mystifiziert. Nachfolge hieß erst mal, einem moralischen Kodex zu folgen und dem einen Gott zu dienen. Bei Dogen heißt es auch, Zazen zu machen. Beide haben konkrete Vorstellungen, wie diese Nachfolge auszusehen hat. Deshalb konnte man das dann später auch gut ritualisieren. Und sogar mystifizieren. "ist alles nicht so gemeint." Aber für die allermeisten Christen ist der Gott ein "Du". Dieses Du wird für sie nie identisch mit ihrem "Ich".


    Auf der Zenebene heißt der Satz von Dogen, konkret umgesetzt, dass niemand niemandem folgt. Und das hätte Konsequenzen, die die meisten Dogen-Adepten zu scheuen scheinen. Aber, um in meinem Beispiel zu bleiben: So kann man nicht die Frage von Sanshin beantworten. "Niemand besitzt etwas." Das ist Zensprech. Sanshin hat nach meinem Eindruck eine konkretere Antwort gewollt, und im Leben werden solche konkreten Antworten auch immer wieder verlangt. Was ich mir dazu denke - dass da letztlich kein Ich ist und niemand, der besitzen kann -, ist dabei so sekundär wie für den Zahnarzt die Ursache für das Loch, das er füllt. Ganz abgesehen davon, dass es eine Lüge wäre. Denn so wie der Mönch noch seine zwei Roben zu brauchen meint und sein Sieb, so will ich nicht von meinen zwei Dutzend Unterhosen lassen. Und ich brauche dafür keine Entschuldigung. Und keine Rhetorik. Genau darin liegt meine Zenfreiheit. Dass ich mir keine Erklärungen wie ein Theravadamönch basteln muss. Und dass ich dennoch eine konkrete Antwort finden kann, wenn jemand nach meinem Besitz fragt.


    Meine Empfehlung hier ist, dass man es nach diesem Muster tut und dann spürt, wie es zum Selbstläufer wird. Geben, was man nicht braucht, ohne Erwartungen.


    Zitat

    Genau deshalb ist tiefe Einsicht der Leere identisch mit tiefe Einsicht der Form - es geht ja nicht anders. Deshalb gibt es eben Erwachen und Täuschung.


    Ich weiß nicht, wie und wie viele hier diesen Satz verstehen. Er klingt sprachlogisch für mich folgendermaßen: Leere ist Form, darum ist Erwachen Täuschung. Beides ist beides zugleich.


    Im Zensprech wird damit bestenfalls zum Ausdruck gebracht, dass all diese behelfsmäßigen Worte nur Unterschiede konstruieren, hinter denen sich eine "Wahrheit" verbergen mag, die unterschiedslos ist. Wie aber manifestiere ich Unterschiedslosigkeit auf Sanshins Frage hin? Indem ich sage: "Ich ging vor die Tür und gab dem Nächstbesten meine Schuhe. Es war der Hotelbesitzer von nebenan, der mit den zwei Goldketten am Hals." Nein. Konkret funktioniert "Leere ist Form", wenn ich meinen Verstand einschalte, und das Ausmaß von "Form" erkenne und in einen ethischen Zusammenhang bringe: Diese "Form" ist größer als jene. Ich gebe meine Schuhe also einem, der keine guten hat, und nicht dem mit dem großen Schuhschrank. Hingegen wäre der obige Zensprech konkret umgesetzt so vorzustellen: Es ist völlig unerheblich, ob ich diese Schuhe in den Müll werfe, sie dem Nächstbesten gebe, behalte oder einen Bedürftigen suche.


    Konkret ist es jedoch so, dass sich ein getäuschter Zustand erheblich von einem erwachten unterscheidet. Und genau in diesem Sinn werden diese Worte seit Jahrhunderten auch in der Zenliteratur benutzt. Im Übrigen stellenweise auch von Dogen. Weil es unmöglich ist, diese Zustände nicht zu unterscheiden. Leere und Form kennzeichnen im Zen etwas anderes als Erwachen und Täuschung. Das ist auch im Diamantsutra klar ausgedrückt: Sieh alles, was zusammengesetzt ist, wie eine Illusion (nicht-gegenständlich), wie eine Butterlampe (Form), wie eine Wolke (Form) ... Auch hier kommt man gar nicht umhin, mithilfe konkreter Bilder, vor allem letztlich von "geformten" Dingen, auf etwas Wesentliches hinzuweisen. Auch hier wird Leere zu Form gemacht. Für mich heißt das: möglichst anschaulich klarmachen, wie sich eine Zenerfahrung oder -einsicht auswirkt. Die Erkenntnis von Leere = Form und umgekehrt ist also Erwachen, und die Nichterkenntnis desselbigen ist Täuschung. In den Worten des Diamantsutras: Sieh es so - oder bleib eben blind dafür.


    Zitat

    Doch obgleich sich dies sagen lässt, fallen die Blüten in sehnsüchtiger Liebe, und das Unkraut sprießt zu unserem Ärger, und das ist alles. (Dogen)


    und

    Zitat

    Möglicherweise ist das nicht wahrscheinlich. (der mit dem Erwachen verbundene Wunsch, fiese Mongolen umzubringen)


    Ich halte diesen letzten von Dir zitierten Satz für den wichtigsten. Denn damit sagt Dogen, dass es also "normal" und "vertretbar" ist, dass wir uns ärgern und irgendetwas "liebt". Das bestätigt doch, was ich oben sagte: Die Erkenntnis von Leere (oder "weder Verrirren noch Erwachen") verhindert nicht, dass sich diese - geglaubte, erfahrene - Leere in einer alltäglichen Form ausdrücken kann und wird. Wenn ich auf den Marktplatz des Lebens zurückkehre, unterscheide ich deshalb auch (wieder), auf der Grundlage einer neuen Erfahrung und eines veränderten Blickes auf die Dinge.

  • diamant:

    Wenn ich auf den Marktplatz des Lebens zurückkehre, unterscheide ich deshalb auch (wieder), auf der Grundlage einer neuen Erfahrung und eines veränderten Blickes auf die Dinge.


    Ich unterscheide und entscheide - auf welcher Grundlage auch immer - es gibt ja keine Grundlage. Also entscheide ich ohne Grund.
    Nehme ich Pizza oder Pasta? Gehe ich da lang oder hier lang? Leben ist eine Abfolge von Entscheidungen - und der Grund ist immer Ungeboren, also einfach aus einem Impuls, aus der Situation - beim Japaner gibt keine Pizza, also nehmen wir sashimi oder tempura.
    Und mit dem Mongolen oder Unkraut, manchmal schlag' ich einfach zu. Und manchmal lasse ich es wachsen. Unkraut begegnet mir häufiger und Mongolen kommen doch sehr selten bei mir vorbei. Allerdings war ich am Freitag bei "Mongolen" - das war eine interessante Erfahrung.


  • Ähm....klingt nach finsterster Dikatur. Nö, danke. Ich empfehle dir einen Waldlauf, um mal wieder das Gehirn ein bisschen durchzupusten und auf andere Gedanken zu kommen.

  • Wie alles nur ein Traum ist, ich bin nur Illusion.
    Du merkst das du traeumst.. und dann erkennst du das auch du garnicht existierst und wir anderen die Teil deines Traums waren haben auch nur getraeumt und wir existieren nicht. Und was kommt dann?
    Verstehe ich nicht. :arrow: