Papanca

  • Das Wort wird gerne mal als Schimpfwort missbraucht, aber ich habe nicht verstanden, was das genau sein soll.


    Ich habe das hier gefunden:


    Zitat

    Besser als zu versuchen das Wort Papañca aus seiner Etymologie heraus zu verstehen, scheint es nützlicher zu sein, es durch die Arten von mentalen Merkmale, die es von denken generell unterscheiden, zu verstehen.. Und zu diesem Punkt ist der Pali Kanon sehr eindeutig. Buddha zeichnet in Sn 4.14 (das Gedicht, daß die Übersetzer des Kanons direkt vor die Erklärung von Samvega platzierten) das die Wurzel der Klassifizierung durch Papañca die Vorstellung „Ich bin ein Denker“ ist. Mit anderen Worten kommt Papañca dann auf, wenn deine Denkweise den Denker als Objekt her nimmt. Und wie du sehen wirst, erfordert dieses Objekt andere Objekte um zu überleben. Das ist der Grund warum „Versachlichung“ als die beste Übersetzung anscheint. Es kommt aus der Behandlung von dir und der Welt um dich als Objekte, und weniger aus der Ansicht, sie stammen aus einem Ereignis oder Prozess, daß diese Vorstellungen innere und äußere Konflikte verursachen.


    Quelle: http://zugangzureinsicht.org/h…s/thanissaro/papanca.html


    und das Honigkuchen-Sutra... Bezieht sich "papanca" nun (wie oben erwähnt) auf Ausschweifungen mit Identifikation oder alle geistigen Ausschweifungen oder nur auf die, die zu einer Manifestation führen und in Anhaftung enden?

  • JazzOderNie:

    Bezieht sich "papanca" nun (wie oben erwähnt) auf Ausschweifungen mit Identifikation oder alle geistigen Ausschweifungen oder nur auf die, die zu einer Manifestation führen und in Anhaftung enden?


    Hi Jazz


    interessante Frage


    papanca bezieht sich auf geistige Ausschweifung, Vermehrung & Wucherung


    ob mit oder ohne Identifikation oder zu einer Anhaftung führend & in Manifestation (Geburt) endend ist imho nebensächlich, da alle diese Dinge bedingt entstehen


    die Ursache ist Unachtsamkeit bei den Sinnestoren, das Gegenstück dazu wär Achtsamkeit bei den Sinnestoren & Weisheit der Buddhas


    nur meine Meinung


    Liebe Grüße

  • nibbuti:

    papanca bezieht sich auf geistige Ausschweifung, Vermehrung & Wucherung
    ob mit oder ohne Identifikation oder zu einer Anhaftung führend & in Manifestation (Geburt) endend ist imho nebensächlich, da alle diese Dinge bedingt entstehen die Ursache ist Unachtsamkeit bei den Sinnestoren, das Gegenstück dazu wär Achtsamkeit bei den Sinnestoren & Weisheit der Buddhas nur meine Meinung


    Wieso nur deine Meinung? Das glaube ich dir nicht.
    Es gibt bestimmt andere die diese Meinung haben, der Buddha soll ja so gelehrt haben wie man hört.
    Ich finde sie auch nicht verkehrt. Ausbreitung und Zerstreutheit in der Vielfalt der Sinne und der Welt
    hat sicherlich unbewachte Sinnestore als Ursache oder wie man auch sagen könnte die fünf niravana.
    Das Gegenteil von papanco ist wohl die Einheit und Ruhe des Geistes bzw. Samādhi.

  • JazzOderNie:

    Und das Honigkuchen-Sutra... Bezieht sich "papanca" nun (wie oben erwähnt) auf Ausschweifungen mit Identifikation oder alle geistigen Ausschweifungen oder nur auf die, die zu einer Manifestation führen und in Anhaftung enden?


    Papanca = ausufernde und nicht zielführende gedankliche Aktivität, Gedankengebäude, Luftschlösser, ... würde ich sagen.


    Zitat


    "Bedingt durch Geist und Geistesobjekten entsteht Geistbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Was man fühlt, das nimmt man wahr. Was man wahrnimmt, darüber denkt man nach. Worüber man nachdenkt, darüber ufert man begrifflich aus ( papañceti ). Mit dem als Quelle, worüber man begrifflich ausgeufert ist, bedrängen einen Mann die Konzepte, die von begrifflicher Ausuferung geprägt sind, und sich auf vergangene, zukünftige und gegenwärtige Geistesobjekte, die mit dem Geist erfahrbar sind, beziehen."


    (Majjhima Nikāya 18: Der Honigkuchen - Madhupiṇḍika Sutta)


    Daraus können natürlich auch Objekte der Anhaftung entstehen:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Vielleicht so?
    Papanca: Unnötiges nachdenken. Unnötig ist alles was nicht zur Befreiung führt.


    Ne, war oben besser. papanca ist nicht nur unnötig sondern verhindert in dem es
    das Dasein weiter laufen läßt und die Bindung an die Vielfalt der Sinnenwelt aufrecht erhält.

  • accinca:
    mukti:

    Vielleicht so?
    Papanca: Unnötiges nachdenken. Unnötig ist alles was nicht zur Befreiung führt.


    Ne, war oben besser. papanca ist nicht nur unnötig sondern verhindert in dem es
    das Dasein weiter laufen läßt und die Bindung an die Vielfalt der Sinnenwelt aufrecht erhält.


    Nicht not-wendig.

  • das mag alles kleinlich klingen, aber das ist es für mich nicht. ich möchte gerne eine beobachtung abgleichen und darum die fragen.


    erstmal danke für die antworten. ich fahr gleich in den urlaub und werde dann nicht antworten können, aber vorerst noch eine frage:

    accinca:


    Ne, war oben besser. papanca ist nicht nur unnötig sondern verhindert in dem es
    das Dasein weiter laufen läßt und die Bindung an die Vielfalt der Sinnenwelt aufrecht erhält.


    der unterschied am sich-ergehen (mit anhaftung) und genießen/entzücken/wohlwollen (ohne anhaftung) liegt an den bedingungen (paccayas) oder?

    es ist also nicht das direkte genießen der sinneseindrücke, sondern erst bestimmte bedingungen (paccayas) dazu. stimmt das so?

    Einmal editiert, zuletzt von Spock ()

  • JazzOderNie:

    ... es ist also nicht das direkte genießen der sinneseindrücke, sondern erst bestimmte bedingungen (paccayas) dazu. stimmt das so?


    Das Geniessen der (Fünf-)Sinneseindrücke hat mit Papanca eigentlich nicht viel zu tun, das geht mit und ohne Papanca.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:


    Das Geniessen der (Fünf-)Sinneseindrücke hat mit Papanca eigentlich nicht viel zu tun, das geht mit und ohne Papanca.
    Viele Grüße
    Elliot


    Stimmt. Zum Beispiel bei Träumerei, Schwärmerei, Romane lesen, "chillen, sich einen reinziehen", baden, Architektur bewundern, Musik hören, Lagerfeuer, Aussichten und Stille genießen, schlafen über Gebühr, ganz zu schweigen von shoppen, Sex - & "Events" stürzen mich in Gram. Alles Unruhe, Ergötzen, alles Keks. Vieles davon unternimmt man ja gerade um dem Papanca zu entgehen, neusprech: "abzuschalten".
    "Versachlichung" übersetz ich mir mal lieber mit "Verdinglichung". Seltsam allemal.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Aber ob nun mit oder ohne Papanca: Das Genießen der Sinneseindrücke ist ohnehin nicht so zielführend:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:
    JazzOderNie:

    ... es ist also nicht das direkte genießen der sinneseindrücke, sondern erst bestimmte bedingungen (paccayas) dazu. stimmt das so?


    Das Geniessen der (Fünf-)Sinneseindrücke hat mit Papanca eigentlich nicht viel zu tun, das geht mit und ohne Papanca.


    Ist ja klar, wenn du es mir fünf Frauen auf einmal treibst, dann hast du vielleicht mehr papanca als nur mit einer.
    Was aber nicht bedeutet das eine kein papanca bedeuten würde.

  • *
    Sutta:
    Kannste runterbrechen auf Gleichmut , Elli.
    Aber interessant dass da "Gier und der Trauer" steht und nicht etwa vorrangig Abneigung.


    accinca:

    Zitat

    Ist ja klar, wenn du es mir fünf Frauen auf einmal treibst, dann hast du vielleicht mehr papanca als nur mit einer.
    Was aber nicht bedeutet das eine kein papanca bedeuten würde.


    Also echt jetzt. So lernt man sich also mal kennen.


    PS: Papanca ist wat in deiner Birne. Nich ?
    Bleib bei dir. Wenn du kannst. ( freches smiley, fehlt immer noch )


    Die Sterilität von vielen Typen ist übrigens auch kein Zeichen von Nüchternheit a la Dhamma.
    Wenn dich nix bewegt, bist und bleibst du nur ein blinder Holzklotz.



    Grüße
    Blue_

  • accinca:

    Was aber nicht bedeutet das eine kein papanca bedeuten würde.


    Nein, soweit ich mich erinnere (ist schon einige Jahre her), ist Sex nicht so schön, wenn man sich dabei auch noch Papanca hingibt, jedenfalls, wenn man unter papanca gedankliche Ausuferung versteht. Sex ist sogar besonders schön, wenn man sich dabei nur den unmittelbaren Sinneseindrücken hingibt, und nicht viel darüber nachsinniert, jedenfalls nicht währenddessen:


    Zitat

    "Bedingt durch Körper und Berührungsobjekte entsteht Berührungsbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Was man fühlt, das nimmt man wahr. Was man wahrnimmt, darüber denkt man nach. Worüber man nachdenkt, darüber ufert man begrifflich aus ( papañceti ). Mit dem als Quelle, worüber man begrifflich ausgeufert ist, bedrängen einen Mann die Konzepte, die von begrifflicher Ausuferung geprägt sind ( papañcasaññāsaṅkhā ), und sich auf vergangene, zukünftige und gegenwärtige Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, beziehen."


    (Majjhima Nikāya 18: Der Honigkuchen - Madhupiṇḍika Sutta)


    Hört sich für mich nicht nach gutem Sex an.


    Jedoch:


    Zitat

    "Ānanda, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Das Glück und die Freude, die in Abhängigkeit von diesen fünf Strängen sinnlichen Vergnügens entsteht, nennt man das Glück der Sinnesvergnügen."


    "Sollte jemand sagen: 'Das ist das äußerste an Glück und Freude, das Lebewesen erleben', so würde ich ihm das nicht zugestehen. Warum ist das so? Weil es noch eine andere Art von Glück gibt, höher und erhabener als jenes Glück. Und was ist jene andere Art von Glück? Ānanda, da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück."


    (Majjhima Nikāya 59: Die vielen Arten von Gefühl - Bahuvedanīya Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Nur mal so zum sog. "Ausufern" über Übersetzungen von papanca:


    papañco = Skr. pra-pañca = „Ex-pansion" = „vor dem Fuß" = Sonderheit, Ausbreitung,
    Vervielfältigung; Folge der sankhārā.


    Da bilden sich infolge von Übersetzungen so manche Vorstellungen und Aspekte.

  • Ist doch klar was das bedeutet: über das Offensichtliche & pragmatisch Anwendbare geradewegs hinaus zu denken, zu sprechen.
    Sinneslust am Objekt des Denkens.

  • accinca:

    Da bilden sich infolge von Übersetzungen so manche Vorstellungen und Aspekte.


    Die Übersetzung von Palikanon.com ist auch nicht notwendig zutreffend:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Die Stelle in M. 18. wo es heißt: . . .


    yam vitakketi tam papañceti, yam papañceti tato nidānam
    purisam papañca-saññā-sankhā samudācaranti,


    kann man etwa so übersetzen:


    ". . . worüber man nachdenkt, darin ergeht man sich;
    und bedingt durch das, worin man sich ergeht, erheben
    sich im Menschen mit Vielfältigen (Dingen)
    verbundene Wahrnehmungen und Erwägungen."


    Also ein ganz "normaler" Vorgang welcher im weltlichen beschäftigt hält.
    So hastet der Mensch (wie ein Hamster im Rad) von einer Assoziation und
    den damit verbundenen Dingen zur nächsten und findet kein zur Ruhe-kommen des Geistes.
    Ein Phänomen das jeden der länger Geistesruhe übt auch klar bewußt wird.
    Das aber auch im Alltag bei einiger Achtsamkeit mehr oder weniger beobachten werden kann.
    Und ich finde das ist das Wichtigste, daß man (der Geist) diese Sachen auch selber beobachten kann.
    Andernfalls die Lehre des Buddha zu einer rein akademisch, theoretischen Angelegenheit verkommt.

  • Zumindest wird ja auch relativ klar gesagt, wie Papanca vermieden werden kann:


    Zitat

    "Wenn kein Körper, kein Berührungsobjekt und kein Berührungsbewußtsein vorhanden ist, ist es unmöglich die Manifestation von Kontakt aufzuzeigen. Wenn keine Manifestation von Kontakt vorhanden ist, ist es unmöglich, die Manifestation von Gefühl aufzuzeigen. Wenn keine Manifestation von Gefühl vorhanden ist, ist es unmöglich, die Manifestation von Wahrnehmung aufzuzeigen. Wenn keine Manifestation von Wahrnehmung vorhanden ist, ist es unmöglich, die Manifestation des Denkens aufzuzeigen. Wenn keine Manifestation des Denkens vorhanden ist, ist es unmöglich die Manifestation der Bedrängnis durch die Konzepte, die von begrifflichem Ausufern geprägt sind, aufzuzeigen."


    (Majjhima Nikāya 18: Der Honigkuchen - Madhupiṇḍika Sutta)


    Das ist also schon eine Frage der Praxis und der Übung:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Zumindest wird ja auch relativ klar gesagt, wie Papanca vermieden werden kann:
    ............


    Wenn das Denken und die Sprache aufhört, dann hört natürlich auch Papanca auf. Mir scheint aber dass sich Papanca nicht auf jede Art des Denkens und Sprechens bezieht, sondern nur auf dasjenige, das nicht zur Befreiung führt. Sonst wären ja Lehrreden auch ein Hindernis.
    Papanca zu vermeiden bedeutet demnach, nicht über die Dinge der Welt nachzudenken - von der wissenschaftlichen Forschung bis zu den "philosophischen" Fragen ob die Welt ewig ist usw. Sowie vermutlich alles unnötige Gerede über Mode, Vergnügungen, und dergleichen.


    Erst ganz am Ende des Weges wird auch die Lehre aufgegeben, wie ein Boot das am anderen Ufer angekommen ist. Dann umfasst Papanca alles Nachdenken und Ergründen. Bei einer Lehrtätigkeit ist dann aber das Erklären wohl auch kein Papanca.


    Übrigens fragt sich ob es als Laie mit vielfältigen weltlichen Beziehungen überhaupt möglich ist, Papanca vollständig zu vermeiden.


  • Also alles ganz einfach.

  • mukti:

    Mir scheint aber dass sich Papanca nicht auf jede Art des Denkens und Sprechens bezieht, sondern nur auf dasjenige, das nicht zur Befreiung führt. Sonst wären ja Lehrreden auch ein Hindernis.


    Natürlich ist nicht jedes Denken papanca.
    Papanca ist eine bestimmte Eigenschaft des Geistes die das Denken
    in Gang hält. Ein Automatismus des Ergreifens von einem zum anderen.
    Damit geht es ein Stück über moralisches Tun und Nichttun hinaus.

  • mukti:

    Wenn das Denken und die Sprache aufhört, dann hört natürlich auch Papanca auf.


    Stimmt, nehmen wir gern die Übersetzung von accinca:


    Zitat

    "Wenn kein Körper, kein Berührungsobjekt und kein Berührungsbewußtsein vorhanden ist, ist es unmöglich das es zu Berührung/Kontakt kommen kann. Wenn kein Kontakt vorhanden ist, ist es unmöglich das Gefühl entsteht. Wenn keine Gefühl vorhanden ist, ist es unmöglich das Wahrnehmung entsteht. Wenn keine Wahrnehmung vorhanden ist, ist es unmöglich das Denken (Vitakkapaññattiyā) entsteht (asati). Wenn kein Denken vorhanden ist, ist es unmöglich das die ständig herantretenden Wahrnehmungen (papanca, genau: papañcasaññāsaṅkhāsamudācaraṇapaññattiṃ) und Konzepte erscheinen werden. "(Majjhima Nikāya 18)


    Dafür braucht es nicht gleich das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl, dafür genügt auch die erste Vertiefung:


    Zitat

    "Ānanda, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens. Das Glück und die Freude, die in Abhängigkeit von diesen fünf Strängen sinnlichen Vergnügens entsteht, nennt man das Glück der Sinnesvergnügen."


    "Sollte jemand sagen: 'Das ist das äußerste an Glück und Freude, das Lebewesen erleben', so würde ich ihm das nicht zugestehen. Warum ist das so? Weil es noch eine andere Art von Glück gibt, höher und erhabener als jenes Glück. Und was ist jene andere Art von Glück? Ānanda, da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück."


    (Majjhima Nikāya 59: Die vielen Arten von Gefühl - Bahuvedanīya Sutta)

    Zitat

    "Freund, in der ersten Vertiefung sind fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten. Wenn da ein Bhikkhu in die erste Vertiefung eingetreten ist, ist Sinnesbegierde überwunden, Übelwollen ist überwunden, Trägheit und Mattheit ist überwunden, Rastlosigkeit und Gewissensunruhe ist überwunden und Zweifel ist überwunden; und es treten anfängliche Hinwendung des Geistes, anhaltende Hinwendung des Geistes, Verzückung, Glückseligkeit und Einspitzigkeit des Geistes auf. Auf diese Weise sind in der ersten Vertiefung fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    Das sollte genügen, um das, was ich unter Papanca verstehe, zu verhindern.


    Aber auch in der ersten Vertiefung kann sich ja noch einiges abspielen, was Wahrnehmung und Gefühl betrifft:


    Zitat

    "Nachdem er diese fünf Hindernisse überwunden hat, die Unvollkommenheiten des Herzens, die die Weisheit schwächen, tritt er ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.


    Er läßt die Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, durchdrungen ist. So wie ein geschickter Bademeister oder sein Gehilfe Seifenpulver in eine Metallschüssel häuft, dieses nach und nach mit Wasser benetzt und knetet, bis die Feuchtigkeit seine Kugel aus Seifenpulver durchnäßt, sie durchweicht und innen und außen durchdringt, wobei die Kugel dennoch nicht trieft; genau so läßt ein Bhikkhu die Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind, durchdrungen ist."


    (Majjhima Nikāya 39: Die längere Lehrrede bei Assapura - Mahā-Assapura Sutta)


    Für mich ist dies kein Papanca. Wem dies aber noch zu viel ist, der mag weiter gehen:


    Zitat

    "Wenn kein Körper, kein Berührungsobjekt und kein Berührungsbewußtsein vorhanden ist, ist es unmöglich das es zu Berührung/Kontakt kommen kann. Wenn kein Kontakt vorhanden ist, ist es unmöglich das Gefühl entsteht. Wenn keine Gefühl vorhanden ist, ist es unmöglich das Wahrnehmung entsteht. Wenn keine Wahrnehmung vorhanden ist, ist es unmöglich das Denken (Vitakkapaññattiyā) entsteht (asati). Wenn kein Denken vorhanden ist, ist es unmöglich das die ständig herantretenden Wahrnehmungen (papanca, genau: papañcasaññāsaṅkhāsamudācaraṇapaññattiṃ) und Konzepte erscheinen werden. "(Majjhima Nikāya 18)

    Zitat

    "Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein, Freund - diese Geisteszustände sind miteinander verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich, einen dieser Zustände von den anderen zu trennen, um den Unterschied zwischen ihnen beschreiben zu können. Denn, was man fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, das erfährt man. Deshalb sind diese Geisteszustände miteinander verbunden, nicht getrennt, und es ist unmöglich, einen dieser Zustände von den anderen zu trennen, um den Unterschied zwischen ihnen beschreiben zu können [3]."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)

    Zitat

    "... Ānanda, mit dem völligen Überwinden des Gebiets von Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung tritt der Bhikkhu in das Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl ein und verweilt darin. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück."


    "Es ist möglich, daß Wanderasketen anderer Sekten so sprechen könnten: 'Der Mönch Gotama spricht vom Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl und er beschreibt das als Glück. Was ist dies und wie ist dies möglich?' Den Wanderasketen anderer Sekten, die so sprechen, sollte gesagt werden: 'Freunde, der Erhabene beschreibt Glück nicht nur in Bezug auf angenehme Gefühle; Freunde, der Tathāgata beschreibt vielmehr jegliche Art von Glück als Glück, wo und wie es auch immer angetroffen wird [3].'"


    (Majjhima Nikāya 59: Die vielen Arten von Gefühl - Bahuvedanīya Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • mukti:

    Mir scheint aber dass sich Papanca nicht auf jede Art des Denkens und Sprechens bezieht, sondern nur auf dasjenige, das nicht zur Befreiung führt. Sonst wären ja Lehrreden auch ein Hindernis.
    Papanca zu vermeiden bedeutet demnach, nicht über die Dinge der Welt nachzudenken - von der wissenschaftlichen Forschung bis zu den "philosophischen" Fragen ob die Welt ewig ist usw. Sowie vermutlich alles unnötige Gerede über Mode, Vergnügungen, und dergleichen.


    Ja, das sehe ich auch so.


    Dies zum Beispiel ist alles Papanca:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

    2 Mal editiert, zuletzt von Elliot ()

  • mukti:

    Erst ganz am Ende des Weges wird auch die Lehre aufgegeben, wie ein Boot das am anderen Ufer angekommen ist. Dann umfasst Papanca alles Nachdenken und Ergründen. Bei einer Lehrtätigkeit ist dann aber das Erklären wohl auch kein Papanca.


    So gesehen ist auch richtige weltliche Ansicht ( sammaditthi ) Papanca, das stimmt. Aber weises Erwägen ( Yoniso Manasikara ) wiederum nicht.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot